Die Ukraine ist von Bayern mehr als 1000 Kilometer entfernt. Doch die Folgen des russischen Angriffskriegs auf das Land sehen bayerische Schülerinnen und Schüler jeden Tag. Sie lernen neben geflüchteten Jugendlichen. Sie sind Propagandavideos und Kriegsbildern auf Tiktok ausgesetzt. Und der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius plant die Einführung eines „neuen Wehrdienstes“. Um all das einordnen zu können, brauchen Schülerinnen und Schüler Hilfe. Dass Jugendoffiziere, die pädagogisch erfahren sind, die Arbeit der Bundeswehr erklären, ergibt Sinn. Natürlich muss bei deren Auftritten auch eine Debatte erlaubt sein, darf keine Indoktrination stattfinden. Doch das wissen sowohl die Lehrkräfte als auch die Offiziere selbst.
Außerdem ist die Armee mit rund 1000 Berufsbildern einer der größten Arbeitgeber in Deutschland. Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass sie all diese Ausbildungsmöglichkeiten bei der Berufsinfo an Schulen vorstellen darf - genauso wie die Polizei. Sie davon auszuschließen, würde die Arbeit bei der Bundeswehr mit einer Art Verbotsschild versehen. Das wäre paradox angesichts dessen, dass laut den Plänen der Bundesregierung allen 18-Jährigen bald ein Fragebogen ins Haus flattert, der ihre Bereitschaft zur Rekrutierung erfragt.
"... Das wäre paradox ..." Paradox erscheint mir, was hier gerade wieder für eine Debatte vom Zaun gebrochen werden soll. Blickt man in andere Staaten, so ist eine Unterrichtung über die eigenen Streitkräfte des Landes in der Öffentlichkeit und auch in den Schulen mehr als Standard. Aber DEU scheint wieder nur debattieren zu wollen, egal mit oder gegen welche Argumente. Normalität und Sinnhaftigkeit sieht anders aus.
Solche Themen sind es die im Komplex "Politische Bildung" gelehrt werden sollten - mag man das Fach jetzt " "Sozialkunde", "Gemeinschaftskunde", "Politik" oder "Politische Bildung" nennen. Leider hinkt da Bayern im Vergleich zu den anderen Bundesländern massiv hinterher und dümpelt mit Abstand auf dem letzten Platz. In manchen Bundesländern wird sich an nichtgymnasialen Schulen drei Mal (!) so viel mit politischer Bildung beschäftigt, an Gymnasien ist es noch extremer: in drei Bundesländern verbringen Schüler in der Sekundarstufe I acht (!!!) Mal so viel Zeit mit Politik im Unterricht - keine Besserung in Sicht. Meiner Ansicht nach müsste erst dieser Missstand behoben werden bevor man (An-)Werbe-Fachleute in den - knappen -bayrischen Unterricht lässt.
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