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Einsturz in Dresden: Wie sicher sind Bayerns Brücken?

Einsturz in Dresden

Wie sicher sind Bayerns Brücken?

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    Mitarbeiter des Technisches Hilfswerks arbeiten neben einem Teil der eingestürzten Carolabrücke an deren Sicherung.
    Mitarbeiter des Technisches Hilfswerks arbeiten neben einem Teil der eingestürzten Carolabrücke an deren Sicherung. Foto: Robert Michael, dpa

    Die gute Nachricht vorneweg: In der Nacht auf Donnerstag sind keine weiteren Teile der Dresdner Carolabrücke eingestürzt. Der Zustand des Bauwerks, das in der Nacht auf Mittwoch auf einer Länge von 100 Metern in sich zusammenklappte, sei unverändert, sagte eine Sprecherin der Stadt am Morgen. Jetzt blickt man in der sächsischen Landeshauptstadt bange auf den Wetterbericht, denn Starkregen im nahen Tschechien könnte den Pegel der Elbe erhöhen und die Bergung der Brückenteile erschweren. In Bayern haben die Menschen darüber hinaus noch einen anderen Fokus. Viele fragen sich jetzt: Wie sicher sind Bayerns Brücken?

    Im Freistaat führen Tausende Brücken über Täler, Gewässer oder Straßen. Das Ministerium für Wohnen, Bau und Verkehr bemüht sich, Sorgen um deren Zustand gar nicht aufkommen zu lassen. „Wir stellen sicher, dass die Straßeninfrastruktur sicher und leistungsfähig ist“, sagt ein Sprecher von Minister Christian Bernreiter (CSU) unserer Redaktion.

    Nach Brückeneinsturz in Dresden: „Davon ausgehen, dass Bayerns Brücken sicher sind“

    Hundertprozentig gefeit vor einem Unglück wie in Dresden kann man aber auch in Bayern nicht sein – sagt Alexander Kreipl, verkehrs- und umweltpolitischer Sprecher des ADAC Südbayern. Ersten Annahmen von Sachverständigen zufolge war die Carolabrücke zwar als Sanierungsfall bekannt, der Einsturz kam aber dennoch unerwartet. Hinweise auf Fehler bei der Überprüfung gibt es nicht. „Es hängt stark von der Brücke und der Bauart ab, wie genau man hineinsehen kann“, so ADAC-Experte Kreipl. Dennoch dürfe man davon ausgehen, „dass Bayerns Brücken sicher sind“.

    Eine vollständige Statistik zur Anzahl der Brücken in Bayern kann selbst das Bauministerium nicht vorweisen, denn die Zuständigkeit verteilt sich auf mehrere Behörden. Für viele Brücken sind die Kommunen zuständig, wie bei der Dresdner Carolabrücke. Allein 11.500 Brücken in Bayern verwaltet der Freistaat. Für rund 5500 davon, die nämlich, die an Staatsstraßen liegen, trägt er auch die Unterhalts- und Baulast. Autobahnbrücken fallen in den Aufgabenbereich der Autobahn GmbH, einer Einrichtung des Bundes.

    160 Brücken in Bayern haben die Note Drei oder schlechter

    Alle drei Jahre überprüfen Sachverständige die bayerischen Brückenbauwerke und vergeben Noten auf einer Skala von Eins bis Vier. Eine Durchschnittsnote bis 2,9 gilt als ausreichend. Eine schlechtere Bewertung klassifiziert den Zustand als „nicht ausreichend“ oder gar „ungenügend“. Zwei prominente Beispiele in kritischen Zustand sind die Grenzwaldbrücke an der A7 in Unterfranken und die Schöllnachtalbrücke an der A3 in Niederbayern.

    Von Bayerns staatlichen Brücken liegen – Stand Januar – 145 in der Notenklasse 3 bis 3,4. 15 fallen in die schlechteste Kategorie 3,5 bis 4. Gesperrt werden müssen solche Überführungen nicht zwangsläufig. Doch dem Ministerium zufolge werden sie bei Sanierungsmaßnahmen vorrangig behandelt. Insgesamt haben knapp sieben Prozent der staatlichen Brückenflächen und gut fünf Prozent an Bundesstraßen eine Durchschnittsnote von 3 oder schlechter. Damit sei der Freistaat aber „deutlich besser als die anderen westdeutschen Bundesländer“.

    Alle drei Jahre werden Brücken in Bayern überprüft

    Neben der Untersuchung im Drei-Jahres-Turnus werden Brücken jährlich besichtigt und laufend beobachtet. Der ADAC bescheinigt Bayern dabei gute Arbeit: „Aus unserer Sicht nimmt die bayerische Bauverwaltung das sehr ernst“, sagt Experte Kreipl. „Wenn ein Mangel auffällt, werden Sonderprüfungen durchgeführt.“

    Die Brücken im Freistaat sind also nicht akut gefährdet, aber teils eben sanierungsbedürftig. In einer SPD-Anfrage von 2023 hatte das Bauministerium bis zum Jahr 2033 einen jährlichen Finanzierungsbedarf von rund 53 Millionen Euro allein für Brücken an Staatsstraßen ausgewiesen. Die Grünen im Landtag fordern daher, dass die Regierung ihre Prioritäten verlagert. Verkehrsexperte Markus Büchler sagt: „Leider legt die Staatsregierung ihr Augenmerk zu stark auf den Aus- und Neubau von Straßen, Ortsumfahrungen etwa, die irrsinnig viel Geld kosten. Statt unzählige Neubauprojekte auf den Weg zu bringen, sollte das Geld in die Sanierung bestehender Straßen und Brücken investiert werden.“

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