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DAK-Gesundheitsreport: Drei von vier Bayern schlafen schlecht

DAK-Gesundheitsreport

Drei von vier Bayern schlafen schlecht

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    Wenn die Nacht vergeht und der Schlaf einfach nicht kommen will: Zwei Drittel der Bayern leiden laut einer neuen Studie unter Schlafproblemen.
    Wenn die Nacht vergeht und der Schlaf einfach nicht kommen will: Zwei Drittel der Bayern leiden laut einer neuen Studie unter Schlafproblemen. Foto: Focus Pocus LTD, Fotolia

    In Bayern leiden immer mehr Menschen an einer Schlafstörung. Das ist das Ergebnis des Gesundheitsreports der DAK-Gesundheit, den die Krankenkasse am Dienstag in München vorgestellt hat. Als die DAK 2010 zuletzt den Schwerpunkt ihrer Studie auf das Thema Schlaf gelegt hatte, gab noch gut die Hälfte der befragten Erwerbstätigen in

    Das zeige, Schlafstörungen seien „kein Nischenproblem“, erklärt Sophie Schwab, Leiterin der DAK-Gesundheit in Bayern. Auch der Anteil der Menschen, die unter schweren Schlafstörungen, sogenannten Insomnien, leiden, ist um 15 Prozent gestiegen. Aus der Studie ergibt sich, dass etwa sieben Prozent der Arbeitnehmer in Bayern mit so einer schweren Störung kämpfen. Im Auftrag der Krankenkasse hatte das Institut für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) bundesweit mehr als 5000 Erwerbstätige zwischen 18 und 65 Jahren befragt.

    Schlechter Schlaf kann zu Leistungsminderung führen

    „Schlechter Schlaf kann zu erheblicher Leistungsminderung führen“, warnt Schwab. Auch das Risiko für eine Reihe von Krankheiten steige. Einerseits für körperliche Erkrankungen wie Herzstörungen und Bluthochdruck. Auf der anderen Seite auch für psychische Krankheiten wie Angststörungen oder Depressionen. „Möglicherweise besteht hier ein Zusammenhang mit dem starken Anstieg der Krankmeldungen bei den psychischen Erkrankungen“, sagt Schwab. 2016 gab es in Bayern sieben Prozent mehr Krankmeldungen wegen psychischer Probleme als im Vorjahr. 

    Das hilft beim Schlafen

    Regelmäßige Zeiten Immer ungefähr zur selben Zeit zu Bett zu gehen und wieder aufzustehen, ist wichtig für den biologischen Rhythmus.

    Schlafdruck aufbauen Wer sich abends erst dann hinlegt, wenn er richtig müde ist, schläft in der Regel besser. Deshalb sollte man insgesamt nicht zu lange schlafen und auf längere Nickerchen tagsüber verzichten.

    Wenig Alkohol, kein Koffein Zwei Gläser Wein am Abend helfen zwar, schneller einzuschlafen. Insgesamt verschlechtert Alkohol die Schlafqualität aber gravierend. Zudem reagieren manche Menschen sehr empfindlich auf Koffein. Wer dazu gehört, sollte ab etwa 13 Uhr weder Kaffee noch Schwarztee trinken.

    Viel Bewegung Wer regelmäßig Sport treibt, schläft meistens besser. Empfehlenswert ist vor allem, sich bei Tageslicht an der frischen Luft zu bewegen.

    Maß halten Nach umfangreichen Menüs schläft es sich schlecht. Besser ist es, abends in Maßen zu essen und zu trinken. Manchen Menschen hilft es, tryptophanreiche Kost wie dunkle Schokolade, Nüsse oder Milch zu sich zu nehmen.

    Abendliche Rituale Von Einschlafritualen (etwa eine Bettlektüre oder ein Entspannungsbad) profitieren nicht nur Kinder. Sie helfen dem Körper, auf Entspannung umzuschalten.

    Nicht im Bett herumliegen Wer längere Zeit nicht mehr einschlafen kann und deshalb unruhig wird, sollte besser aufstehen und einer ruhigen Tätigkeit nachgehen (etwa Bügeln, Musik hören). Sich im Bett herumzuwälzen und zu ärgern, ist eher kontraproduktiv. (toll)

    Die Krankenkasse sieht veränderte Arbeitsbedingungen als einen Grund für den gestiegenen Anteil der Schlecht-Schläfer. Nachtschichten und Arbeiten an der Grenze zur Leistungsfähigkeit erhöhen das Risiko einer starken Schlafstörung. So leidet von den Menschen, die achtmal oder häufiger im Monat nachts arbeiten, bundesweit jeder Fünfte an einer schweren Schlafstörung. Bei den Menschen, die häufig an der Grenze zur Leistungsfähigkeit arbeiten, ist es sogar jeder Vierte. Problematisch sei auch, wenn Arbeitnehmer nach Feierabend erreichbar sein müssen. Unter denjenigen, die in ihrer Freizeit ein hohes Maß an Erreichbarkeit aufweisen, haben 12,7 Prozent eine Insomnie. Ein weiteres Problem sei, womit sich die Befragten vor dem Schlafengehen beschäftigen. 83 Prozent schauen häufig direkt vor dem Schlafen Filme oder Serien, 70 Prozent beschäftigen sich mit Laptop, Smartphone oder Tablet. Jeder Zehnte liest vor dem Schlafengehen berufliche Mails oder plant seinen Arbeitstag.

    Schlafstörungen nicht unterschätzen

    Nur fünf Prozent der Bayern suchen wegen Schlafstörungen einen Mediziner auf. Die DAK warnt davor, Insomnien zu unterschätzen. Denn selbst von den Betroffenen waren 70 Prozent noch nie deswegen beim Arzt. Ein Fehler, wie auch Hans Förstl, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und des Schlafmedizinischen Zentrums der TU in München, sagt. Der richtige Zeitpunkt, um zum Arzt zu gehen, sei, „wenn man anfängt, sich zu ärgern oder wenn man sich Sorgen macht“. Er rät, zuerst den Hausarzt aufzusuchen. Der erkenne mögliche Zusammenhänge am besten. Der schlechte Schlaf könne zum Beispiel auch mit der Ernährung zusammenhängen. Wichtig sei, nicht zu verkrampfen – denn wer verkrampft, komme nicht zur Ruhe.

    Obwohl nur ein kleiner Teil der Menschen mit Schlafproblemen zum Arzt geht, nehmen 7,4 Prozent der Befragten Schlafmittel ein. „Die Tablette ist, zumindest meistens, nicht die Lösung“, sagt Förstl. Für eine erholsame Nachtruhe seien die Schlafphasen wichtig. Diese werden von vielen Tabletten wie auch von Alkohol durcheinandergebracht.

    Im Vergleich sehen die Zahlen in Bayern in nahezu allen Bereichen ein bisschen besser aus als im Bundesdurchschnitt. Aber: Die Unterschiede seien nicht signifikant, warnt Susanne Hildebrandt vom IGES: „Ich würde mich nicht trauen, zu sagen: Bayern schläft besser.“

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