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Hohe Kraftstoffpreise: Sorgt der Tankrabatt jetzt für lange Warteschlangen?

Hohe Kraftstoffpreise

Sorgt der Tankrabatt jetzt für lange Warteschlangen?

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    Der ADAC geht davon aus, dass die Preise für Benzin dank des Tankrabatts der Bundesregierung um 35 Cent, für Diesel um 17 Cent sinken könnten.
    Der ADAC geht davon aus, dass die Preise für Benzin dank des Tankrabatts der Bundesregierung um 35 Cent, für Diesel um 17 Cent sinken könnten. Foto: Bernhard Weizenegger (Symbolbild)

    Als die Spritpreise Ende März die emotionale Zwei-Euro-Marke rissen, da hatte Hans Brunner aus Oberviechtach in der Oberpfalz ein Problem: Die Zapfanlagen seiner Freien Tankstelle sind fast ein halbes Jahrhundert alt. Bei 1,999 ist Schluss im Säulengetriebe. Brunner, 73, musste seinen Kraftstoff deshalb in Halbliterpreisen verkaufen.

    Während er durch die Schlagzeilen wanderte, wanderte der Spritpreis mit: mal über, mal unter die zwei Euro, Brunner musste seine Hinweisschilder ab- und wieder aufhängen, maximale Verwirrung. Irgendwann griff der Tankwart durch und fror – ähnlich wie Viktor Orban in Ungarn – seine Spritpreise einfach ein: Wochenlang kostet Benzin bei ihm 1,99 Euro. Die Shell-Konkurrenz ein paar Hundert Meter weiter verkaufte ihn für 2,28 Euro. Das war am Dienstag.

    Bei Hans Brunners Tankstelle in Oberviechtach gibt es keinen Billigsprit

    Und nun soll ja wieder alles anders werden an der Zapfsäule. Ab 1. Juni wird die Kraftstoffsteuer gesenkt. Tankstellenbetreiber sollen die Einsparungen im Einkauf dann an die Verbraucher weiterreichen. Hans Brunner, einfallsreich wie er ist, hat seine Tanks deshalb so mit dem teuren Sprit befüllt, dass sie am letzten Maitag leerlaufen. "Ich muss jetzt also warten, wann morgen der billigere Stoff vom Lieferanten kommt", sagt Brunner. "Und werde die Kundschaft vertrösten müssen." An Deutschlands wohl kuriosester Tanke wird es zunächst also kein Billigbenzin geben.

    Auch nicht bei Gabriele Haas in Augsburg – aber aus einem anderen Grund: Ihre Tanks, Haas ist die Betreiberin einer Tankstelle im Osten der Stadt, sind noch gefüllt mit "altem" Sprit. Erst wenn der weg ist, könnte neuer, durch die Steuersenkung der Bundesregierung vergünstigter Kraftstoff eingekauft werden. Mit der Maßnahme sollen drei Monate lang Autofahrer und -fahrerinnen entlastet werden. Doch ob, wann und in welchem Maß die niedrigeren Einkaufspreise sich auch an den Zapfsäulen bemerkbar machten, weiß Haas nicht. "Da habe ich gar keinen Einfluss drauf", erklärt sie. Die Preise würden von der Deutschen Tamoil GmbH festgelegt zu der ihre Tankstelle gehöre.

    Gabrielle Haas aus Augsburg hat keine Angst, dass der Sprit ausgeht

    Mit einem Ansturm auf ihre Zapfsäulen am Mittwoch rechnet sie jedenfalls nicht – zumindest mit keinem, der größer ist, als der übliche zur Feierabendzeit. Da stünden die Kunden jeden Tag Schlange. Angst, dass ihr plötzlich der Sprit ausgehen könne, hat sie nicht. Ihre fünf Tanks für fünf Kraftstoffe würden zusammen 180.000 Liter umfassen und seien mit Sensoren ausgestattet, die die Füllung in Echtzeit prüften. Falle der Sprit-Stand unter eine bestimmte Grenze, werde automatisch nachbestellt. Wenn ein Tank tatsächlich mal leer würde, stehe im Notfall innerhalb weniger Stunden ein Laster mit Nachschub vor der Tür.

    Während Gabriele Haas in Augsburg und Hans Brunner in Oberviechtach dem Tankrabatt gelassen entgegenblicken, rechnet der ADAC mit langen Schlangen an den Tankstellen und Versorgungsengpässen. An manchen Orten könne der Sprit sogar zeitweise ganz ausgehen. "Das wäre wirklich eine Ausnahmesituation", sagt Alexander Kreipl, der Verkehrs- und umweltpolitischer Sprecher des

    Für den ADAC sind die Spritpreise in Deutschland grundsätzlich zu hoch

    Rein rechnerisch gehe der Automobilclub von um 35 Cent niedrigeren Preisen bei Benzin und 17 Cent bei Diesel aus, sagt Kreipl. Der Preis unterliege aber nach wie vor regionalen und zeitlichen Schwankungen. Das könne bis zu 15 Cent pro Liter ausmachen. Am günstigsten sei es oft erst abends, nach 19 Uhr, zum Tanken zu fahren, besonders teuer sei es meist morgens und bei Beginn der Urlaubszeit.

    Ob der Anfang der Pfingstferien die Erleichterung durch die Steuersenkung direkt wieder verpuffen lasse, könne er nicht vorhersagen, sagt Sprecher Kreipl. Grundsätzlich seien die Spritpreise in Deutschland derzeit aber zu hoch – der Tankrabatt der Bundesregierung sei aus Sicht des ADAC daher eine begrüßenswerte Maßnahme.

    In der schrulligen Tankstelle von Hans Brunner in Oberviechtach ist kurz vor dem Tankrabatt noch alles ungewiss. "Nicht einmal der Lieferant weiß, wann er kommen wird und mit wie viel und wie teuer es sein wird", sagt der Besitzer. Mit einem großen Ansturm rechne auch er nicht. Den habe er ja ohnehin schon gehabt. Als er die Preise einfach einfror, während sie überall noch stiegen.

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