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Verkehr: Grüne Wellen und Fahrradautobahnen gegen den Verkehrskollaps

Verkehr

Grüne Wellen und Fahrradautobahnen gegen den Verkehrskollaps

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    Mehr Platz für Radler in Großstädten fordert unsere Verkehrsexpertin von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität.
    Mehr Platz für Radler in Großstädten fordert unsere Verkehrsexpertin von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Foto: Patrick Seeger, dpa

    Ein Wettrennen zwischen Fahrrad, Straßenbahn und Auto – und am Ende gewinnt der Radler. Der

    Ist das Ergebnis unseres Verkehrsmitteltests überraschend?

    Nein. „Auf innerstädtischen Kurzstrecken bei bis zu sechs Kilometern ist das Radfahren einfach am schnellsten, umweltfreundlichsten und – bei gutem Wetter – am gesündesten“, sagt ADAC-Experte Hördegen. Bei längeren Strecken falle der Radler allerdings wieder ab. Wie das Auto im Vergleich zum öffentlichen Personennahverkehr abschneidet, hänge von der Strecke ab. Popp ergänzt, dass es eine Rolle spielt, ob man mit Straßenbahn oder Bus fährt: „Der Bus steht meistens mit dem Auto im Stau und muss zusätzlich an den Haltestellen stoppen.“

    Wie schneidet das Auto beim Schadstoffausstoß im Vergleich zum öffentlichen Personennahverkehr ab?

    Die beiden Experten sind sich einig, dass das davon abhängt, wie stark die öffentlichen Verkehrsmittel ausgelastet sind. „Ist ein Bus zu 20 Prozent belegt, schneidet er schon besser ab als das Auto“, sagt Popp. Eine Rolle spielt auch die Fahrweise des Autofahrers. Hördegen sagt: „Wenn man vorausschauend fährt und hohe Drehzahlen vermeidet, kann man beim Schadstoffausstoß 20 bis 25 Prozent rausholen.“ Er empfiehlt, an rote Ampeln mit der Motorbremse ranzufahren und frühzeitig hochzuschalten. Dennoch räumt der ADAC-Experte ein, dass die öffentlichen Verkehrsmittel normalerweise eine bessere Ökobilanz haben.

    Was könnte man gegen die zunehmende Verkehrsbelastung vor allem in den Großstädten tun?

    Hördegen hält Park-and-ride-Systeme für einen wichtigen Baustein. Im Flächenland Bayern gebe es viele kleine Orte. Gleichzeitig müssten die Menschen zunehmend mobiler sein. „Ich kann aber nicht in jedes Dorf alle 20 Minuten einen Bus fahren lassen“, sagt Hördegen. Deshalb sei es sinnvoll, dass die Leute kurze Strecken mit dem Auto fahren und am nächsten Bahnhof in S-Bahn oder Zug umsteigen. Popp stimmt grundsätzlich zu. Allerdings wünscht sie sich, dass die Pendler statt des Autos das Fahrrad nehmen. Das Hauptproblem dabei ist ihrer Erfahrung nach, dass man dann völlig verschwitzt an der Bahn ankommt. Dafür hat sie eine Lösung: E-Bikes. „Mit dem Elektromotor kommen Sie bei einer Strecke von zehn bis 15 Kilometern auf eine gute Geschwindigkeit und müssen sich nicht stark anstrengen.“

    Wie kann man in Städten die Situation für Fahrradfahrer verbessern?

    Städte sollen stärker auf den Fahrradverkehr setzen, fordert Popp. Zwar sei dort schon einiges geschehen, aber im Vergleich zu anderen Ländern, wie den Niederlanden oder Dänemark, gebe es noch Nachholbedarf. Radler müssten sich in Deutschland oft ihre Wege mit Fußgängern oder Autos teilen. Und mancher Radweg ende im Nichts. Deshalb schlägt sie den Bau von sogenannten Fahrradautobahnen vor: „Das sind breite Radwege, auf denen man zügig und ohne Stopps fahren kann. Es gibt kein Rechts vor Links. Radler müssen sich einfädeln.“ Die Stadt München prüfe gerade mehrere mögliche Trassen vom Umland in die Innenstadt.

    Was kann man beim Autoverkehr unternehmen?

    Hördegen betont, dass man trotz aller Euphorie für das Fahrrad den Ausbau des Straßennetzes für Autos und Busse nicht vernachlässigen dürfe. Ein hohes Potenzial sieht er beim Thema intelligente Verkehrsführung. Dazu gehören Schilder, die den Autofahrer je nach Verkehrsfluss umleiten, und grüne Wellen. Dabei werden die Ampeln auf einer Pendlerroute so geschaltet, dass sie bei einer gewissen Geschwindigkeit des Autofahrers alle auf Grün stehen.

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