Adel verpflichtet - auch im Tod: "Requiem für Seine kaiserliche und königliche Hoheit Erzherzog Otto von Österreich Königlicher Prinz von Ungarn". So stand es auf dem Programm für den Gottesdienst, mit dem am Samstag in Pöcking am Starnberger See das offizielle Abschiednehmen von Otto von Habsburg begann. Ehe in den kommenden Tagen in München und Wien Politik und Staat den Adligen ehren, war der Trauergottesdienst im bayerischen Heimatort des österreichischen Kaisersohnes die Verbeugung der Familie und Freunde.
Seine sieben Kinder sitzen in der Kirche St. Ulrich in den ersten Reihen, auf der anderen Seite Bundesagrarministerin Ilse Aigner, Bayerns Finanzminister Georg Fahrenschon (beide CSU) und Luitpold Prinz von Bayern als Vertreter des bayerischen Adelshauses Wittelsbach. Vor dem Altar steht der Sarg mit den sterblichen Überresten Otto von Habsburgs. Sechs Tiroler Schützen bilden mit gezogenem Degen in ihren farbenfrohen Monturen das Totenspalier.
Vor dem Sarg - bedeckt mit der Fahne in den alten Reichsfarben schwarz und gelb sowie dem Habsburger Wappen - liegen Ordenskissen, eingesäumt von zwei Blumenkreuzen aus champagnerfarbenen Rosen. Im Altarraum haben an die 40 Fahnenträger Aufstellung genommen, im Mittelgang der voll besetzten Kirche bilden Schützen aus Österreich und Vertreter von Studentenverbindungen das Ehrenspalier.
Es herrscht fast gespenstische Ruhe, ehe der Augsburger Bischof Konrad Zdarsa in die Kirche einzieht. Ungläubiges Staunen ruft hervor, dass der nach Misshandlungsvorwürfen voriges Jahr zurückgetretene Bischof Walter Mixa mit einzieht. Wie eine Sprecherin des Hauses Habsburg versichert, sei es der ausdrückliche Wunsch des Verstorbenen gewesen, dass Mixa den Gottesdienst mitfeiert. In den Kirchenbänken sitzen auch viele jüngere Männer im Cut und Frauen im schlichen schwarzen Kleid, teils mit schwarzen Schleiern aus edler Spitze im Haar - eine große Adelsfamilie hat sich versammelt.
Der Papst hat ein Beileidsschreiben geschickt. Darin würdigt Benedikt XVI. Otto von Habsburg als großen Europäer, der sich "unermüdlich für den Frieden, das Miteinander der Völker und eine gerechte Ordnung auf diesem Kontinent eingesetzt hat". Auch Zdarsa spricht in seiner Predigt vom Wirken des geborenen Monarchen "für Gerechtigkeit und Frieden der Völker". Unvergessen werde ihm bleiben, wie Otto von Habsburg 600 DDR-Bürgern zur Flucht in die Freiheit verholfen habe, sagt der damals in der
Enkelkinder des Verstorbenen lesen die Fürbitten und erinnern darin an den Einsatz ihres Großvaters gegen die NS-Diktatur, sprechen aber auch von "meinem lieben Großvater" als Familienmensch. Am Ende des zweistündigen Gottesdienstes wird die österreichische Kaiserhymne gesungen, heute Melodie der deutschen Nationalhymne. Ehe der Sarg vor der Kirche in einen Leichenwagen geschoben wird, schießen Gebirgsschützen mehrfach einen donnernden Salut in den Sonnenhimmel.
Otto von Habsburg saß von 1979 bis 1999 für die CSU im Europäischen Parlament. Er war Ehrenpräsident der Internationalen Paneuropa-Union. An diesem Montag ist ein Pontifikalrequiem in der Münchner Theatinerkirche St. Kajetan geplant, bei dem sich vor allem politische Weggefährten von dem früheren Europapolitiker verabschieden. Anschließend sind ein Trauerzug zum Odeonsplatz und ein Empfang in der Münchner Residenz geplant. Die CSU als Veranstalter rechnet mit rund 700 Gästen.
Von dort wird der Sarg in den österreichischen Wallfahrtsort Mariazell gebracht. In der Basilika werden die Särge Ottos und seiner 2010 gestorbenen Frau Regina zusammengeführt. Die größte Trauerfeier mit mehr als 1000 Gästen wird am kommenden Samstag (16. Juli) in Wien stattfinden. Seine letzte Ruhe soll Otto von Habsburg in der Wiener Kapuzinergruft finden. Sein Herz wird nach Habsburger Tradition in Ungarn beigesetzt. (dpa/lby)