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Riskanter Badespaß: Leichtsinn lässt die Erfrischung im Wasser oft zum Albtraum werden

Riskanter Badespaß

Leichtsinn lässt die Erfrischung im Wasser oft zum Albtraum werden

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    Seit Mittwoch gelten in Deuschland neue Leitlinien für die Wiederbelebung beim plötzlichen Herztod. Die Faustregel: Herzmassage vor Atemspende.
    Seit Mittwoch gelten in Deuschland neue Leitlinien für die Wiederbelebung beim plötzlichen Herztod. Die Faustregel: Herzmassage vor Atemspende. Foto: Johanniter

    Augsburg - Peter Döring ist bereit. Während gestern draußen gut 30 Grad den Tag zu einem der heißesten in diesem Sommer machen, sitzt der Hubschrauberpilot in der Luftrettungsstation des ADAC im Ingolstädter Klinikum und ist in Alarmbereitschaft.

    Hochsommerliche Temperaturen bedeuten bestes Badewetter. Das wiederum lässt sämtliche Rettungsorganisationen aufhorchen. Jährlich sterben deutschlandweit Hunderte Menschen beim Baden - im Jahr 2008 waren es 475, über 50 mehr als noch im Vorjahr.

    Allein in bayerischen Gewässern ließen 2008 nach Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) 98 Menschen ihr Leben. Damit ist Bayern trauriger Spitzenreiter unter den deutschen Bundesländern. Insbesondere die Sommermonate sind prädestiniert für Badeunfälle. Gerade im Juli und August steigt die Zahl auf das Drei- bis Vierfache im Vergleich zum Rest des Jahres.

    Es ist 17 Uhr, als bei Peter Döring und seinen Kollegen von der Ingolstädter Luftrettung "Christoph 32" wieder die Alarmglocken schrillen. Südwestlich von Manching (Landkreis Pfaffenhofen/Ilm) ist ein 60 Jahre alter Mann in einem Baggersee plötzlich untergegangen. Zwei Minuten nach der Alarmierung sind Döring, ein Arzt, ein Rettungsassistent und zwei Taucher in der Luft, fünf Minuten später sind sie vor Ort. Doch es ist zu spät.

    Trotz der schnellen Reaktion anderer Badegäste, die den Mann aus dem Wasser zogen, und Reanimationsversuchen durch den Notarzt stirbt der Mann. "Das ist leider meistens so. Auch wenn wir noch so schnell sind, ist es für die Rettung eines Ertrinkenden meist zu spät", sagt Döring.

    "Ältere Männer sind besonders gefährdet. Vielleicht sind sie etwas risikobereiter oder leichtsinniger", sagt Michael Förster von der DLRG Bayern und sucht nach einer Erklärung, warum über die Hälfte der Ertrunkenen der Altersklasse über 50 Jahre angehört.

    Die häufigsten Ursachen, die zu Badeunfällen führten, seien laut Förster Selbstüberschätzung, gesundheitliche Probleme, der Einfluss von Alkohol oder mangelnde Schwimmfähigkeit. Gerade bei Kindern ist einer DLRG-Untersuchung zufolge der Trend zu erkennen, dass immer weniger Schwimmen lernen - heute sind es demnach nur noch zwei Drittel der Kinder und Jugendlichen.

    Auch Leichtsinn spielt oftmals eine Rolle bei Badeunfällen. So sprang am Wochenende in Veitshöchheim (Landkreis Würzburg) ein Mann (40) von einem fahrenden Schiff in den Main, um seine ins Wasser gefallene Foto-Ausrüstung zu retten und starb.

    Überhaupt gehören Sprünge in unbekannte Gewässer weiterhin zu den unfallträchtigsten Aktionen beim sommerlichen Badespaß. Egal, ob beim Hecht in den Badesee oder beim wagemutigen Sprung von der Brücke in den Fluss. Die Risiken werden oft unterschätzt.

    Der Brückensprung scheint sich derzeit am Main zu einer Art Volkssport zu entwickeln. Laut Polizei würden immer wieder Jugendliche beobachtet, die Mainbrücken trotz Badeverbots als Sprungtürme nutzten. "Brückenspringer übersehen leicht mal vorbeifahrende Schiffe", sagte Polizeisprecher Robert Staab. "Auch weiß man nie, wie es unter Wasser aussieht. Durch die Strömung bilden sich in der Nähe von Brückenpfeilern hin und wieder Sandbänke, die es vielleicht im Vorjahr noch nicht gab."

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