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Notruf: Wie viel kostet ein Rettungseinsatz?

Notruf

Wie viel kostet ein Rettungseinsatz?

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    Wenn der Rettungshubschrauber ausrückt, wird pro Minute abgerechnet. Das kann unter Umständen teuer werden.
    Wenn der Rettungshubschrauber ausrückt, wird pro Minute abgerechnet. Das kann unter Umständen teuer werden. Foto: Berthold Veh

    Ein 21-Jähriger setzte bei der Polizei in Landsberg vergangene Woche einen Notruf ab und meldete den Angaben zufolge, „Jemand“ würde nahe der Lechstaustufe 15 ertrinken. 20 Feuerwehrleute, mehrere Wasserwachten sowie Notarzt, Rettungswagen und Rotes Kreuz kamen, um dem vermeintlichen Ertrinkenden zu retten. Sogar ein Rettungshubschrauber des ADAC machte sich auf den Weg, insgesamt waren 40 Personen im Einsatz. Vor Ort stellte sich heraus, dass es sich bei dem Ertrinkenden um eine Feldmaus handelte. Die Maus konnte gerettet werden, dem 21-Jährigen droht nun Ärger. Notruf wegen ertrinkender Feldmaus

    Hauptkommissar Franz Kreuzer von der Polizeiinspektion Landsberg erklärt: "Wenn mutwilliges Handeln vorliegt, dann muss der Anrufer die Einsatzkosten übernehmen." Ob der 21-Jährige wirklich zahlen muss, steht noch nicht fest. Laut Kreuzer müsse er erst noch befragt werden. Außerdem seien die Tonaufnahmen des Notrufes noch nicht ausgewertet. Dennoch steht für Kreuzer fest: "Für eine Feldmaus ist ein solcher Anruf einfach übertrieben. Der kleine Zusatz, dass es sich um ein Tier handelt, hätte ihm und uns vieles erspart."

    Wie hoch die Kosten sind? "Das kann man bisher noch nicht sagen. Aufgrund der Größe des Einsatzes und der Vielzahl der beteiligten Rettungskräfte, wird die Rechnung aber recht hoch ausfallen", sagt der 59-Jährige.

    Beim Rettungshubschrauber wird nach Minuten abgerechnet

    Ein durchschnittlicher Einsatz eines Rettungshubschraubers kostet laut einem Sprecher des ADAC in Bayern durchschnittlich 1000 bis 1500 Euro. Das könne nach Bundesland variieren. Abgerechnet werde nach Flugminuten, also der Zeitraum zwischen Abheben der Maschine und Landung am Ausgangspunkt. Im Flugminutenpreis sind Crew, Maschine und medizinisches Material miteinberechnet. Über die Kosten pro Minute machte der ADAC keine Angaben. Laut dem Sprecher ist für den Landsberger Fall bislang noch keine Rechnung erstellt worden, aufgrund des kurzen Einsatzes lägen die Kosten aber deutlich unter dem Durchschnitt. Normalerweise übernehme die Krankenkasse die Rechnung, in diesem Fall aber wahrscheinlich nicht.

    Genauere Angaben gibt es bei der Polizei. Laut Hauptkommissar Siegfried Hartmann vom Polizeipräsidium Schwaben Nord koste der einstündige Einsatz eines Beamten pauschal 54 Euro. Er hat 2011 mitbekommen, wie ein Notruf missbraucht wurde. Damals hatten vier Jugendliche unabhängig voneinander gemeldet, dass im Siebentischwald ein Tiger unterwegs sei. Polizei und Feuerwehr durchsuchten denn Wald, sogar ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera war im Einsatz. Der Notruf war ein Scherz der Jugendlichen. Die Kosten beliefen sich auf etwa 7000 Euro.

    Laut Hartmann sind solche Anrufe aber die absolute Ausnahme. Der Großteil der Fehlalarme gehe auf technische Störungen und Defekte zurück. Hartmann findet Scherze wie mit dem entlaufenen Tiger gar nicht witzig. Er warnt vor dem Missbrauch von Notrufen: "Das ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat. Wer so etwas macht, muss damit rechnen, die Rechnung zu begleichen."

    Wann stellt die Feuerwehr eine Rechnung?

    Wie teuer ein Einsatz ist, hänge von vielen Faktoren ab: "Es gibt Härtefälle, in denen genau geprüft werden muss, ob versehentlich falsche Tatsachen vorgetäuscht wurden", sagt Hartmann. In solchen Fällen könne die Summe reduziert oder sogar erlassen werden. Im Ernstfall könne ein Einsatz aber sehr teuer werden: "Je nachdem, wie viele Rettungskräfte dabei sind."

    Um Situationen wie in Landsberg zu vermeiden, hat Hartmann noch einen Rat: "Man sollte nicht zögern, einen Notruf abzusetzen. Aber es ist wichtig, eine klare Mitteilung abzugeben und am Telefon zu bleiben." So könne die Leitstelle nachfragen, um Missverständnisse auszuschließen.

    Wie sieht es bei der Feuerwehr aus? Bei der Rettung von Personen würden grundsätzlich keine Kosten in Rechnung gestellt, sagte eine Sprecherin des Landratsamtes Landsberg auf Anfrage unserer Zeitung. Anders als bei Verkehrsunfällen: "Die Rettung ist zwar kostenfrei, aber Aufräumarbeiten wie das Entfernen von ausgelaufenem Öl geht dann an die Versicherung des Unfallveruraschers." Wie es im konkreten Fall aussieht, wisse das Landratsamt nicht, aber grundsätzlich entscheide jede Kommune selbst, ob sie in derartigen Fällen die Einsatzkosten in Rechnung stellt.

    Andreas Létang, Pressesprecher der Stadt Landsberg, sieht bei der Rettung von Tieren durchaus Unterschiede: "Wenn die Feuerwehr eine Katze vom Baum holt oder eine Kuh aus dem Matsch zieht, ist das kostenlos." Für eine ertrinkende Maus sei der Notruf aber nicht vorgesehen.

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