Weltweit sterben jedes Jahr mehr als eine halbe Million Menschen an Masern, meldet die Weltgesundheitsorganisation (WHO). Der Berufsverband der bayerischen Kinder- und Jugendärzte warnt davor, die Krankheit zu unterschätzen und Kinder nicht impfen zu lassen. „Würden alle Kinder geimpft, gäbe es diese ansteckende Infektionskrankheit nicht mehr“, erklärt deren Vorsitzender Dr. Martin Lang. Insgesamt sind nur 85 Prozent der Deutschen gegen Masern geschützt. Das seien zu wenige, heißt es bei der WHO.
Was ist der Grund für die vielen Masernfälle derzeit in München?
Normalerweise gibt es nach Angaben des Gesundheitsamtes ein bis zwei Meldungen pro Monat. Grund für die mittlerweile über 100 Erkrankten sei, dass die Betroffenen nicht oder nur einmal gegen Masern geimpft waren. Dadurch besäßen sie keine Antikörper gegen die Krankheit. Wissen muss man auch: Wer schon einmal Masern hatte, ist gegen sie lebenslang geschützt.
Können sich Masern ausbreiten?
„Ein Virus macht nicht an Landkreisgrenzen Halt“, sagt Kinderarzt Lang. Die Masern könnten sich jederzeit auch in Schwaben und Oberbayern ausbreiten.
Wie erkennt man Masern?
Abgeschlagenheit, Reizhusten, Fieber oder Kopfschmerzen sind laut Lang erste Anzeichen, die auf eine Erkrankung an Masern hindeuten können. Eine Entzündung der Bindehaut gehöre ebenfalls zu den Symptomen. Erst einige Tage nach dem ersten Unwohlsein tauchten rote Flecken (oft hinter den Ohren) auf, die sich über Nacken, Rücken und Bauch über den Körper ausbreiteten. Auch wenn die Flecken zu verblassen beginnen, bleibe die Ansteckungsgefahr bis zum völligen Abklingen des Ausschlags, so Lang. Der typische Ausschlag werde übrigens erst nach etwa zehn Tagen sichtbar. Das heißt, der Kranke kann sein Umfeld anstecken, lange bevor er erste Symptome bemerkt.
Welche Folgekrankheiten können die Masern nach sich ziehen?
Lang warnt gleich vor mehreren Krankheiten: Durch eine die Masern begleitende Bakterieninfektion seien Mittelohrentzündungen keine Seltenheit. Die seltener auftretende Lungenentzündung stelle unter Umständen sogar eine tödliche Bedrohung dar. Noch gefürchteter sei die Masern-Enzephalitis (Hirnhautentzündung), die statistisch gesehen nur einmal unter 1000 Masernkranken auftritt. Ihr Verlauf sei unvorhersehbar, so Lang. Auch sie kann einen tödlichen Ausgang nehmen, wenn nicht rechtzeitig geeignete medizinische Maßnahmen ergriffen werden. Sehr selten ist die subakute sklerosierende Panenzephalitis (SSPE). Sie gilt als Spätkomplikation nach einer Maserninfektion und tritt oft erst Monate später auf. Lang zufolge endet diese Krankheit immer tödlich.
Welche Risiken sind mit einer Impfung verbunden?
Die unterschiedlichen Nebenwirkungen werden in Deutschland vom Paul-Ehrlicher-Institut registriert und untersucht. Lang zufolge seien Impfungen gegen Masern oder Röteln vergleichsweise harmlos. Bisweilen komme es zu Rötungen um die Einstichstelle oder Abgeschlagenheit. Seit Jahren habe er von keinem Fall mehr gehört, wo durch eine Impfung eine Hirnhautentzündung ausgelöst worden sei, sagt Lang. Bei rund fünf Prozent träten Impfmasern auf. Sie haben ähnliche Symptome wie Masern, nur in deutlich abgeschwächter Form. Impfmasern sind nicht ansteckend.
Führen Masernimpfungen zu Allergie-Erkrankungen, wie Impfgegner behaupten?
Lang behauptet: „nein“. Dies sei durch keine Studien belegt. Im Gegenteil, durch die Impfungen werde das Immunsystem angeregt.
Gibt es noch „Masernpartys“?
Von früher bei Impfgegnern beliebten Maserntreffen, um sich gegenseitig anzustecken, hat der Augsburger Kinderarzt „seit Jahren nichts mehr gehört“.