Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Ein sauberer Stich ist das A und O

Bayern

Ein sauberer Stich ist das A und O

    • |
    Ein sauberer Stich ist das A und O
    Ein sauberer Stich ist das A und O

    Von Stefan Küpper St. Ottilien - Wer Bruder Aurelian Binswanger sieht, würde zunächst nicht vermuten, dass er einen Meister der Herrenschneiderei vor sich hat. Er trägt Hose und Shirt bei der Arbeit, beides sehr schlicht. Aber wer die Erzabtei

    Bruder Aurelian, wenn Sie dem lieben Gott ein Gewand nähen müssten, welche Ihrer vielen Nähmaschinen würden Sie wählen?

    Bruder Aurelian: Das muss die sein, die den saubersten Stich hat. Aber bei dieser Menge an Maschinen kann ich Ihnen das nicht sagen. Da darf dann nichts kräuseln oder spannen. Ein Maximum an Sauberkeit ist Voraussetzung.

    Das macht eine gute Maschine aus?

    Bruder Aurelian: Richtig. Wichtig ist auch, dass sie einen sicheren, leichten Gang hat.

    Wie kommen Sie zu Ihrer Sammelleidenschaft?

    Bruder Aurelian: Ich war vor Jahren mal mit meinem Schwager, einem Schweizer Antiquar, unterwegs. Ich habe gesehen, was auf den Dachböden der Leute so alles lagert und was mein pfiffiger Schwager damit macht. Und da hab ich mir gedacht, du musst zu Hause auch mal ein wenig nach links oder rechts schauen. Das habe ich dann auch getan. Das war 1970.

    Seitdem sind Sie sehr erfolgreich gewesen. Gibt es eine Maschine, die es Ihnen besonders angetan hat?

    Bruder Aurelian: Das ist die allererste. Eine Langschiffmaschine B. Stoewer aus Stettin. Die hat noch Perlmutt-Ziereinlagen.

    Sie haben ja als Liebhaber einen kunstsinnigen Blick für feine Details Ihrer Maschinen und zudem als Schneider einen Sinn für Mode. Verehren Sie einen Designer besonders?

    Bruder Aurelian: Nein, das tue ich nicht. Im Laufe der Zeit wird man einseitig und ich konnte es mir nicht leisten, Gott weiß was zu schneidern. Ich als Ordensmann bin zuerst mal für die Bedürfnisse der Mitbrüder zuständig. Ich schaue aber schon auch Modeschauen an. Und ich bekomme die Fachzeitschrift Rundschau für internationale Herrenmode und Schnitt-Technik, die ich jeden Monat begeistert lese.

    Wie finden Sie denn meine Kleidung?

    Bruder Aurelian: Nun ja, Sie tragen graue Cordhosen und ein dunkles Hemd. Das ist leger und für den Dienst praktisch. Sie können damit auftreten.

    Besten Dank! Gibt es etwas, dass Ihnen an der jungen Mode heutzutage missfällt?

    Bruder Aurelian: Meinem Geschmack widerspricht, dass viele junge Menschen mit ausgefransten Hosen herumlaufen. Ihre Hose ist ja auch ein bisschen zu lang. Meine Mutter hat sogar in den armen 40er Jahren immer gesagt: "Kleidung darf abgetragen und geflickt sein, aber sie darf nie zerrissen sein." Da kann ich mich darüber aufregen! Und wenn das noch so "in" ist!

    Lässt die Art der Kleidung einen Blick in die Seele ihres Trägers zu? Und wenn ja, wie sieht es in meiner aus?

    Bruder Aurelian: Das kann ich so nicht sagen. Ich müsste Sie schon bei verschiedenen Gelegenheiten sehen. Wie Sie sich auf einer Beerdigung kleiden, wie Sie auf ein Konzert gehen, wenn Sie in die Oper gehen.

    Wann ist jemand gut angezogen?

    Bruder Aurelian: Jemand ist gut angezogen, wenn er dem Anlass entsprechend gekleidet ist. Wenn beispielsweise eine Hochzeit ist, dann stellen sich Damen und Herren ja auch dar und zeigen "Hier bin ich". Das würde ich mir immer wünschen. Jede Mode kann entgleisen und dann denke ich "Pfui Teufel"!

    Das schönste Gewand, dass Sie geschneidert haben?

    Bruder Aurelian: Ich kann mich nicht an ein bestimmtes Stück erinnern. Einmal kam ein Mitbruder zu mir, der hatte eine sehr schwierige Figur. Es war ein echtes Problem diesen Mann zu bekleiden. Denn der war klein, krumm und einseitig. Es ist trotzdem irgendwie gelungen.

    Wie oft haben Sie sich eigentlich gestochen in all den Jahren an all den Nadeln?

    Bruder Aurelian: Mit der Maschine habe ich mir nie durch den Finger genäht, aber mit der Hand habe ich mir x-mal in den Finger gestochen.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden