Startseite
Icon Pfeil nach unten
Bayern
Icon Pfeil nach unten

Debatte: Sommerferien verkürzen: Söder widerspricht Schäuble

Debatte

Sommerferien verkürzen: Söder widerspricht Schäuble

    • |
    Sollen die Sommerferien gekürzt werden?
    Sollen die Sommerferien gekürzt werden? Foto: dpa

    Mit seinem Vorschlag, wegen der Corona-Krise die Sommerferien zu kürzen, ist Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble besonders in der bayerischen Landespolitik auf großen Widerstand gestoßen. Der CDU-Politiker hatte im Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen gesagt, ein solcher Schritt böte Schülern die Gelegenheit, den durch die Corona-Pandemie versäumten Unterrichtsstoff nachzuholen. Die Möglichkeiten des Wegfahrens mit der Familie seien ja ohnehin eingeschränkt.

    Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erteilte der Diskussion im Interview mit bild.de eine schnelle Absage: Seine Regierung beschäftige sich mit einer Verkürzung der Sommerferien nicht. Klar sei, dass dieses Schuljahr kein normales mehr werden würde. Aber an die Schulferien wolle er nicht rangehen. Vielmehr brauche es Kreativität bei der weiteren Gestaltung des Schuljahrs.

    Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble plädiert für kürzere Sommerferien.
    Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble plädiert für kürzere Sommerferien. Foto: Bernd von Jutrczenka, dpa (Archiv)

    Bayerischer Kultusminister: "Ich persönlich möchte an die Ferien nicht rangehen"

    Gegen eine Kürzung der Sommerferien spricht sich auch der bayerische Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) aus. Im Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen zeigte er zwar einerseits Verständnis für die von Wolfgang Schäuble entfachte Debatte, sagt aber auch: „Ich persönlich möchte an die Ferien nicht rangehen.“

    Von einer Kürzung der Sommerferien hält auch der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger nichts. Als Reaktion auf den Artikel in der Augsburger Allgemeinen sagte er dem Deutschlandfunk: „Ich glaube, zum jetzigen Zeitpunkt eine Diskussion um die Verkürzung von Sommerferien zu führen, geht eigentlich fehl.“ Er bezweifle, dass eine solche Maßnahme überhaupt einen großen Effekt habe. Was es brauche, sei ein Gesamtkonzept.

    Umfrage: Die meisten Deutschen befürworten kürzere Sommerferien

    Deutlich mehr Zustimmung erfährt der Vorschlag von Wolfgang Schäuble bei den Bundesbürgern. Das Meinungsforschungsinstitut Civey hatte im Auftrag unserer Redaktion gefragt: Sollten die Sommerferien 2020 in Deutschland verkürzt werden, damit die Schüler den durch die Corona-Pandemie verpassten Unterricht nachholen? 55,1 Prozent der Umfrageteilnehmer sprachen sich dafür aus, nur 35,7 Prozent sind derselben Meinung wie Piazolo und Meidinger.

    Auch bei einem anderen Thema bleibt Heinz-Peter Meidinger zurückhaltender als andere: Die Bildungsgewerkschaft GEW hatte einen „Corona-Bonus“ bei den Schulnoten ins Spiel gebracht. Damit solle es etwa schlechten Schülern leichter gemacht werden, die Versetzung in die nächste Jahrgangsstufe zu schaffen. Auch Markus Söder hatte sich gegenüber bild.de dafür ausgesprochen, niemanden wegen der Corona-Krise sitzenbleiben zu lassen.

    „Jetzt sollen mal die Prüfungen geschrieben werden“, sagt Meidinger dem Deutschlandfunk. Wenn sich danach herausstelle, dass viele Schüler durch die außergewöhnliche Situation außergewöhnlich schlechte Noten mit nach Hause brächten, dann müsse man die Situation neu bewerten. Aber jetzt schon von Erleichterungen bei der Versetzung oder bei Prüfungen zu sprechen, sei fehl am Platze.

    Zum Hintergrund: Bayern möchte die Schulsituation beständig neu bewerten. Ab 27. April sollen etwa 14 Prozent der Schüler in die Schulen zurückkehren. Der Fokus liegt hier auf jenen Jugendlichen, die kurz vor ihren Abschlussprüfungen stehen. Frühestens am 11. Mai sollen dann weitere Schüler folgen.

    Die Klassen werden allerdings deutlich kleiner sein: Nur zehn bis 15 Kinder und Jugendliche sollen jeweils am Unterricht teilnehmen. „So werden wir in den Klassenzimmern einen Abstand von mindestens 1,5 Metern zwischen den Schülern gewährleisten“, betonte Piazolo bei einer Pressekonferenz nach der Kabinettssitzung am Donnerstag.

    Lesen Sie dazu auch:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden