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Bayern: Machtlos gegen Geisterfahrer?

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Machtlos gegen Geisterfahrer?

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    Das gelbe Schild soll Falschfahrer wieder auf die richtige Spur bringen.
    Das gelbe Schild soll Falschfahrer wieder auf die richtige Spur bringen. Foto: Tobias Hase, dpa

    Die Rettungskräfte legten eine Schweigeminute ein, ehe sie sich an die Bergung machten. Sie wussten, dass der 65-Jährige in dem zusammengedrückten Auto nicht überlebt haben konnte.

    Am Sonntagmittag war er auf der A3 bei Passau mit dem Wagen eines 79-jährigen Geisterfahrers frontal aufeinandergeprallt, der zuvor zwölf Kilometer in die falsche Richtung unterwegs gewesen war. Der Geisterfahrer starb auf dem Weg ins Krankenhaus, seine 85 Jahre alte Beifahrerin erlag wie berichtet am Montag ihren Verletzungen.

    Falschfahrer trotz "Geisterfahrer-Schild"

    Bei einem Geisterfahrer-Unfall auf der A3 zwischen Passau-Süd und Pocking wurden am Sonntag drei Menschen getötet.
    Bei einem Geisterfahrer-Unfall auf der A3 zwischen Passau-Süd und Pocking wurden am Sonntag drei Menschen getötet. Foto: Hubert Jakob Denk, mediendenk/dpa

    Ein Unfall, drei Tote: Es kommt selten vor, dass ein Falschfahrer mit jemandem kollidiert – aber wenn es passiert, endet es oft fatal. Um möglichst viele Geisterfahrten zu verhindern, startete in Bayern deshalb 2010 ein Pilotprojekt nach österreichischem Vorbild: An 141 Anschlussstellen in

    Eigentlich hätte das Projekt in Deutschland bereits Ende 2012 ausgewertet werden sollen, doch dazu kam es nicht. Warum nicht? Im bayerischen Verkehrsministerium heißt es, der Bund habe die Studie geplant und sei auch für die Analyse zuständig. Und dort scheint kein großes Interesse mehr an dem Projekt zu bestehen, seit Alexander Dobrindt seinen CSU-Kollegen Peter Ramsauer als Verkehrsminister ablöste. Ein Ergebnis liege nicht vor, erklärte der Berliner Ministeriumssprecher Ingo Strater, die Studie laufe noch. Wann sie ausgewertet werde, könne er nicht sagen.

    Sinnmäßigkeit der Beschilderung kontrolliert

    Der Bund setze stattdessen seit 2013 auf die regelmäßige Überprüfung der Auffahrten. Die Bundesländer sollen anhand einer Checkliste mit 82 Punkten kontrollieren, wie sicher ihre Anschlussstellen sind – und die Makel ausbessern. Wie nachvollziehbar ist die Beschilderung? Ist die Markierung auch bei Dunkelheit erkennbar? Stichproben hätten ergeben, dass pro Kontrolle etwa zwei Schwachpunkte gefunden wurden, sagt Strater.

    Die neue Maßnahme kommt im bayerischen Verkehrsministerium durchaus gut an, und auch der ADAC hält die regelmäßigen Kontrollen durch Experten für das beste Mittel gegen Geisterfahrten. „Vom Pilotprojekt mit den Schildern hatten wir alle gehofft, dass es richtig viel bringt“, sagt Andreas Hölzel vom ADAC. „Aber den Fahrer auf der A3 hat es auch nicht abgehalten.“ Langfristig hofft der Automobilklub vor allem auf den technischen Fortschritt. So könnten Navigationsgeräte in Zukunft lautstark Alarm schlagen, sobald man sich einer Ausfahrt von der falschen Seite nähert.

    "Krallen" in der Fahrbahn sind keine Möglichkeit

    Eine weitere Möglichkeit hält Hölzel hingegen für nicht umsetzbar: Krallen, die in die Fahrbahn integriert sind, hochschnellen und Reifen zerstechen, sobald jemand aus der falschen Richtung darüber fährt. „Es wäre extrem aufwendig, sie überall in Deutschland einzubauen und regelmäßig zu warten.“ Außerdem dürfe man nicht vergessen, dass Rettungsdienste die Ausfahrten häufig entgegen der Fahrtrichtung nutzten, um möglichst schnell an Unfallorte zu gelangen.

    Was den 79-Jährigen vor Passau überhaupt zu seiner Geisterfahrt trieb, ob er desorientiert war oder einen Suizid plante, kann die Polizei derzeit noch nicht beantworten. Ministeriumssprecher Strater hält es aber generell für nicht möglich, die Zahl der Geisterfahrten auf Null zu reduzieren. Wenn jemand bewusst in falscher Richtung auf eine Autobahn auffahre, lasse sich das nicht verhindern.

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