Herr Leggio, wie war der Moment für Sie, als bekannt wurde, dass Sie Ihr Geschäft bald wieder öffnen dürfen?
Matteo Leggio: Das war ein sehr leichter Moment für mich. Wir haben im Innungsverband wahnsinnig viel dafür getan, um dieses Ziel zu erreichen. Wir standen in Kontakt zu Jens Spahn, zu Hubert Aiwanger und allen Verbänden. Jetzt ist uns allen wirklich ein Stein vom Herzen gefallen. Es fühlt sich an wie ein Aufschwung, wir sehen endlich ein Licht am Ende des Tunnels. Wir alle sind glücklich und lachen endlich wieder, es ist so schön.
Ihr Telefon steht seither bestimmt kaum noch still, oder? Die Leute rennen Ihnen doch sicherlich den Salon ein, um gleich für März einen Termin zu bekommen?
Leggio: Die Leute freuen sich wirklich, dass sie endlich wieder kommen dürfen, und rufen seit Donnerstagvormittag ununterbrochen bei uns im Geschäft an. Jeder will natürlich gleich drankommen und einen Termin ergattern.
Und wie entscheiden Sie, wer als Erstes an die Reihe kommt?
Leggio: Manche Kunden haben im Januar und Februar schon eine Anmeldung für einen Termin bei uns abgegeben. Die nehmen wir natürlich als Erstes dran. Ansonsten gilt bei uns aber: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst – und bekommt wieder die Haare schön gemacht.
Also nicht nach dem Prinzip: Wer die schlimmste Frisur hat, kommt als Erstes an die Reihe?
Leggio: Nein (lacht). Aber die Leute sind so froh, dass es für sie überhaupt keine Rolle spielt, ob ein oder zwei Tage früher oder später. Sie wollen einfach endlich wieder Kontakt zu ihrem Friseur haben.
Es geht also gar nicht mal unbedingt um den neuen Schnitt oder die frischen Strähnchen, sondern vielmehr um den Friseurbesuch an sich?
Leggio: Genau! Sich verwöhnen lassen, eine schöne Kopfmassage bekommen, es sich gut gehen zu lassen und sich schön fühlen. Das ist Lebensqualität. Viele ältere Damen haben mir in den vergangenen Monaten auch persönliche Briefe geschrieben, weil sie gar kein E-Mail-Programm oder Whatsapp haben. Die waren alle so nett formuliert, mit so vielen lieben Grüßen an uns. Das kann man gar nicht beschreiben, das war ein besonderes Erlebnis, bei dem ich richtig Gänsehaut bekommen habe.
Wie war es für Sie als Friseurmeister, wenn Sie in den vergangenen Monaten durch die Stadt gegangen sind und die vielen Strubbelköpfe und herausgewachsenen Ansätze gesehen haben?
Leggio: Das waren gemischte Gefühle, das muss ich zugeben. Einerseits war es manchmal schon zum Lachen, wenn jemand an die eigenen Haare Hand angelegt und sich richtig zugerichtet hat. Andererseits war es für uns auch sehr traurig. Wir haben erfahren, dass viele ältere Kunden gar nicht mehr mit ihren Haaren zurechtkamen, weil sie einfach Hilfe beim Waschen und Föhnen brauchen.
Für Sie und Ihre Kollegen bedeutet die Öffnung der Salons sicherlich auch eine finanzielle Erleichterung...
Leggio: Es war für uns wirklich ein wahnsinnig glücklicher Moment, weil wir jetzt endlich wieder Geld verdienen können. Viele von uns können sich wieder etwas leisten. Manche Kollegen mussten wirklich ihren Lebensstandard extrem nach unten schrauben, um überhaupt über die Runden zu kommen.
Welche Corona-Vorgaben müssen Sie künftig im Salon einhalten?
Leggio: Neu ist bei uns, dass die Kunden nur mit FFP2-Masken das Geschäft betreten dürfen. Wir Mitarbeiter müssen entweder FFP2- oder OP-Masken bei der Arbeit tragen. Wenn eine Kunde seine Maske vergisst, dann stellen wir ihm selbstverständlich eine zur Verfügung.
Und man darf nur noch mit Termin kommen, oder?
Leggio: Ja, aber das war ja schon vorher so. Man darf nur mit Reservierung kommen, man muss, wann immer möglich, 1,5 Meter Abstand halten und es werden regelmäßig die Hände und die Plätze desinfiziert. Und allen Kunden werden zu Beginn die Haare gewaschen. Das gilt in all unseren Innungsbetrieben.
Infos zur Person: Matteo Leggio ist Obermeister der Friseurinnung Augsburg und betreibt seit 35 Jahren seinen Salon.
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