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Leichtathletik: Askovic macht große Schritte

Leichtathletik

Askovic macht große Schritte

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    Aleksandar Askovic ist derzeit schnellster 100-Meter-Sprinter Bayerns. Der 19-jährige Augsburger und Trainer Stefan Wastian arbeiten sich stetig näher an die deutsche Spitze heran.
    Aleksandar Askovic ist derzeit schnellster 100-Meter-Sprinter Bayerns. Der 19-jährige Augsburger und Trainer Stefan Wastian arbeiten sich stetig näher an die deutsche Spitze heran. Foto: Ulrich Wagner

    Womöglich sind die Zehnkämpfer die wahren Könige in der Leichtathletik. Die höchste Aufmerksamkeit allerdings, die ziehen die 100-Meter-Sprinter auf sich. Das hat mit den Gebaren der Muskelprotze vor dem Start zu tun, mit den schillernden Typen, natürlich auch mit Dopingskandalen. So gar nicht dieser Badboy-Gattung entspricht Aleksandar Askovic. Höflich und sympathisch wirkt er im Gespräch, der junge Mann aus Augsburg-Hochzoll mit dem Bubengesicht. Den 19-Jährigen kann man sich schwerlich vorstellen, wie er sich gegen die Testosteronhelden der Welt behauptet. Bestenfalls bekommt er jedoch einmal Gelegenheit dazu.

    Askovic hat große Ziele und Träume, unter anderem Teilnahmen an Welt- und Europameisterschaften, vielleicht sogar an Olympischen Spielen. Dass der Weg dorthin steinig ist, dass viel Arbeit auf ihn wartet und er seinen Traum nicht innerhalb von zwei, drei Jahren verwirklichen wird, weiß er. „Aber man darf schließlich träumen“, sagt er grinsend.

    Jüngst hat Askovic den 46 Jahre alten schwäbischen Rekord über 100 Meter gebrochen, er gilt aktuell als schnellster Mann Bayerns und steht in der deutschen Bestenliste auf Rang 13. Askovic steigert sich stetig, nicht plötzlich.

    Seit drei Jahren betreut Stefan Wastian den Nachwuchsläufer der LG Augsburg, von 10,97 Sekunden verbesserte sich Askovic seitdem auf 10,5 Sekunden. Trainer Wastian beschreibt seinen Schützling allgemein als „Bewegungstalent“, Schnellkraft sei dessen große Stärke.

    Askovic entgegnet lächelnd, er habe keine andere Wahl gehabt. Mutter Jadranka war Hürdensprinterin, Vater Zoran Hochspringer. Sohn Aleksandar probierte allerhand aus, versuchte sich im Mehrkampf, war ein begabter Tennisspieler. Vor zwei Jahren legte er sich fest, seitdem sieht er seine sportliche Zukunft in den 100 Metern. Er liebt den Adrenalin-Schub beim Start, fast täglich trainiert er, ist ehrgeiziger und trainingsfleißiger als früher.

    Unübersehbar zählt Askovic zu den Techniksprintern. Das leuchtend gelbe T-Shirt beulen keine Muskelberge aus, die kurze Hose schlackert um die Oberschenkel. Askovic orientiert sich an Sprintern, die ähnliche Voraussetzungen mitbringen: dem deutschen Rekordhalter Julian Reus etwa, und natürlich Olympiasieger Usain Bolt. Schrittlänge, Kniehebung, Winkel beim Start, Zehenspitzenlauf – hier sieht Askovic noch Potenzial. Sollte er in diesen Bereichen an Grenzen stößen, wird an der Kraft gearbeitet. Der 19-Jährige erklärt, jedes Zehntel oder Hundertstel weniger sei im Sprint schwierig, fortwährend suche man nach dem Erfolgsgeheimnis.

    Zu diesem zählt neben der physischen Stärke die Psyche. Je älter die Konkurrenten werden, desto mehr Gewicht bekommen die Psycho-Spielchen vor dem Rennen. Wenn die Athleten vorgestellt werden, senden sie Signale an die Mitstreiter. Askovic lässt sich seit diesem Jahr verstärkt darauf ein. „Die Show ist wichtig. Wenn man sich am Start selbstsicher darstellt, dann ist der Gegner eingeschüchtert.“

    Manch einer klopft sich wie ein Gorilla auf die Brust, andere geben sich extrem cool oder vollziehen einen Hock-Strecksprung. Askovic hat sich selbst Rituale angeeignet, vom Aufwärmen bis ins Ziel läuft alles nach einem Muster ab, geschieht vor allem unterbewusst. „Man denkt eigentlich nicht darüber nach, was man macht“, erzählt Askovic.

    In Augsburg studiert der 19-Jährige Materialwissenschaft, neben Training und Uni bleibt kaum Freizeit. Doch gerade jetzt, wenn es um Qualifiktionszeiten geht, gönnt sich Askovic selten Pausen. Trainer Wastian räumt ein, man müsse ihn sogar bremsen. Askovic treiben drei kurzfristige Ziele an: eine Berufung in den B-Kader des Deutschen Leichtathletik-Verbands, die Junioren-EM in Polen (Juli) und die Universiade in China (August). Als Mitglied des B-Kaders würde Askovic unter anderem davon profitieren, dass Physiotherapeuten gestellt und Fahrtkosten erstattet würden und sein Studium an den Leistungssport angepasst würde.

    Dem Bundeskader im Weg stehen neben geforderten Zeiten noch bürokratische Hürden. Askovic ist in Belgrad geboren, zog mit vier Jahren aus Serbien nach Deutschland, besitzt aber keinen deutschen Pass. National startet er für die LG Augsburg, international hat er jedoch keine Startberechtigung. Würde er sich Serbien anschließen, dürfte er nicht mehr zur deutschen Meisterschaft. Askovic sagt: „In der Leichtathletik bin ich staatenlos.“

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