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Foto: Michael Hochgemuth
Foto: Michael Hochgemuth

Mario Barth präsentiert sich derb und komisch wie eh und je in der Schwabenhalle in Augsburg.

Comedy
14.03.2023

Mario Barth in der Schwabenhalle: Ist sein Humor noch zeitgemäß?

Von Kristina Orth

Comedian Mario Barth provoziert in der Schwabenhalle Augsburg mit überspitzten Männer-Frauen-Klischees. Passt sein Humor noch in die Zeit von #MeToo und Gendersternchen?

Mario Barth, von vielen Kritikern für seinen derben Humor verrissen, spielt in der Schwabenhalle vor ausverkauftem Publikum. In Zahlen bedeutet das 4065 Sitzplätze. Zwar knüpft Barth damit noch nicht an frühere Stadienrekorde mit 70.000 Zuschauer an, aber er zeigt seinen Kritikern, dass seine Zeit noch keineswegs vorbei ist. Barth freut sich, dass „man wieder zusammen ausgehen kann und dass nach der Show viele Pärchen online schreiben, dass sie endlich mal wieder einen Abend zusammen gelacht haben.“ Daher auch der Titel des Programms „Männer sind Frauen manchmal…aber auch vielleicht“. 

Mit seinen überspitzten Männer-Frauen-Klischees hat sich der ehemalige Tontechniker in die Herzen seiner Fans gespielt, und das seit 23 Jahren. Passt sein Humor noch in die Zeit von #MeToo und Gendersternchen? Eine Frage, die Barth souverän beantwortet: „Jeder kann sagen, machen, tun, was er will, aber wir müssen aufhören, anderen damit auf den Sack zu gehen.“ Barth appelliert an Toleranz, aber polarisiert auch. Als zwei Zuschauer kurz die Halle verlassen, sagt er: „Die sind gegangen, weil ich nicht gendere. Super, jetzt sind wir unter uns.“

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Foto: Henning Kaiser, dpa (Archivbild)
Foto: Henning Kaiser, dpa (Archivbild)

Überspitzte Geschlechterklischees spielen in Mario Barth's Comedy-Programmen eine große Rolle. Ist das noch zeitgemäß?

Mario Barth musste schon als Vaterersatz im Kreißsaal einspringen

Besser gelingt ihm die Geschlechternummer bei seiner Kreißsaal-Anekdote. Denn Barth ist mehrfacher Patenonkel und war auch schon bei einer Geburt dabei. Genäht wurde dabei nur der werdende Vater am Kopf - wegen seiner Ohnmacht, erzählt er. Barth musste also als Vaterersatz einspringen. Das Kind trägt jetzt den Namen Bärbel wie die Krankenschwester „Typ ehemalige DDR- Kugelstoßerin, die hat mich gehasst“, so Barth. Mit zweitem Namen heiße das Mädchen Mario, schließlich gebe es das auch andersherum wie bei Oskar Maria Graf. 

Mario Barth beherrscht neben Zoten vor allem die Situationskomik. So der Besuch beim Proktologen, wenn er seine liegende Seitenstellung auf der Pritsche nachspielt, während der Arzt die Sonde für die Prostatauntersuchung einführt und sagt: „Genießen sie es.“ Just in dem Moment kommt die Arzthelferin herein und macht ein Fanfoto. Barth ist also abgehärtet, wider Willen: „Generation vollgerotztes Taschentuch, das dir die Oma quer durch die Fresse gezogen hat“ im Gegensatz zur „Generation Feuchttuch“, zu denen Barth Allergiker zählt. Die seien verantwortlich dafür, dass nun „auf einem Snickers, einem Erdnuss-Schokoriegel, „kann Spuren von Nüssen enthalten“ stehe.

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Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)
Foto: Silvio Wyszengrad (Archivbild)

Seit dem Herbst 2020 hat das ehemalige Hotel „Drei Mohren“ in Augsburg einen neuen Namen. Es heißt nun „Maximilian’s Hotel“.

Mit dem Kind von Powerveganerin Babsi guckt Mario Barth "Der Weiße Hai" an

Nebenbei klärt Barth auch darüber auf, dass in „einer Avocado 10.000 Liter Wasser drin sind“ und Vitamin B nicht nur in Fleisch, sondern auch in Algen enthalten ist. Er habe allerdings keine Lust vier bis fünf Kilo davon zu essen, wie er sagt. Anders als Babsi, Powerveganerin, beste Freundin seiner Frau und Sozialpädagogin. Babsis Kind dürfe auch nur 70er Jahre Tierfilme, Bildungsfernsehen eben, anschauen. „Was habe ich angemacht? „Der weiße Hai“ - haben dann abgebrochen“. Barth persifliert damit die Debatte um pädagogisch wertvolle Spiele und politisch korrekte Umbenennungen, wie die der "Drei Mohren" in Augsburg zu "Hotel Maximilian's". „Als ob die Probleme damit weg wären“, meint Barth. Die Kraft der Sprache, Denken und Handeln zu beeinflussen ignoriert der so wortgewaltige Mario Barth dabei kurzerhand.

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Barth selbst behauptet, er sei das Sprachrohr der Menschen an der Currybude. Diese ist sogar Teil seines Bühnenbildes und kontrastiert mit dem Bundestag dahinter. Sein Publikum aus Augsburg und Landkreis, ja sogar Wien fühlt sich hörbar verstanden und das generationenübergreifend. Angefangen vom 10-jährigen Raffael, bis zur 73-jährigen Ursula. Ob der Abend allerdings eine Götterdämmerung à la Wagner ist, wie es in der Anfangsmoderation angekündigt war? Am Schluss steht jedenfalls die Hoffnung auf einen Neuanfang nach vielen Katastrophen. Wobei - für Mario Barth und sein Frauen- Männer-Bild bleibt alles beim Alten - und das Publikum liebt es so.

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