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Debatte: Tempo 30 und autofreie Maxstraße: Hier müssen Konzepte her

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Tempo 30 und autofreie Maxstraße: Hier müssen Konzepte her

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    Die Augsburger Maximilianstraße soll nach dem Willen von Schwarz-Grün vom Autoverkehr weitgehend befreit werden.
    Die Augsburger Maximilianstraße soll nach dem Willen von Schwarz-Grün vom Autoverkehr weitgehend befreit werden. Foto: Ulrich Wagner (Archivbild)

    Kaum hatte die Stadt ihre Idee präsentiert, Pferseer Straße, Wertachstraße, Oberer Graben Bgm.-Aurnhammer-Straße mit Tempo-30-Schildern zu versehen, gab es zwei Reaktionen seitens der Bürger: Die einen fürchten eine Zurückdrängung des Autoverkehrs, von anderer Seite (häufig von Anwohnern) kommt eine Wunschliste nach weiteren Tempo-30-Straßen. Wünschenswert jedoch ist Letzteres. Denn die Schlussfolgerung, dass Tempo 30 wegen des Lärmschutzes Autofahrer systematisch an den Rand dränge, ist kaum nachvollziehbar.

    Der Zeitverlust liegt auf den meist kurzen Abschnitten wohl nur bei wenigen Sekunden. Und zumindest ein Teil der Straßen ist tagsüber schon jetzt kaum mit Tempo 50 zu befahren, weil die Straßenränder inzwischen so zugeparkt sind, dass es in der Mitte für den Durchgangsverkehr eng wird. Insofern ist Tempo 30 richtig (von Hauptverkehrsstraßen abgesehen), weil Straßen so sicherer und lebenswerter werden. Vor wenigen Tagen forderte auch die Weltgesundheitsorganisation weltweit Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in Städten und Dörfern, um die Zahl der Unfälle zu senken.

    Beim Verkehr in Augsburg werden neue Akzente deutlich

    In Augsburg werden nach einem Jahr Schwarz-Grün erste Konturen einer Verkehrspolitik mit anderen Akzenten sichtbar. Es wird über den Wegfall von Parkplätzen, eine Erhöhung der Parkgebühren oder die Zukunft der Semmeltaste diskutiert, genauso wie über mehr Tempo 30 oder eine versuchsweise Sperrung der Maximilianstraße. Vor fünf Jahren hätte kein Weg dorthin geführt. Der von der Koalition angestrebte Versuch geht über eine Minimallösung, die Straße wie in den Corona-Sommern 2020 und 2021 an den Wochenend-Abenden zu sperren, hinaus. Mehr "autofrei" (z. B. müssen Anwohner ja weiterhin Zufahrt zu ihren Häusern haben) geht nicht.

    Damit eine autofreie Maximilianstraße zum Erfolg wird, muss aber ein Kunststück gelingen. Nur Absperrschilder hinzustellen, reicht nicht aus. Es muss ein schlüssiges Konzept her, wie diese extrem breite und lange Straße ohne Autoverkehr gestaltet werden kann, sonst hat man 30 Meter totes Pflaster zwischen den Hauswänden. Auch die Geschäfte in der Straße, die es gerade in Richtung St. Ulrich wegen der größeren Ferne zur Kern-Innenstadt nicht einfach haben, würden mit dem Auto schlechter erreichbar sein. Vorbehalte aus dem Handel sind absehbar und nachvollziehbar. Die Diskussion ist gerade jetzt, wo der Handel perspektivisch auf eine (hoffentlich) wieder dauerhaft geöffnete Innenstadt nach einem Ende des Corona-Albtraums hoffen darf, schwierig. Die existenzbedrohenden Probleme sind ja offensichtlich.

    Ein Wegfall an Parkplätzen und Erreichbarkeit (wobei das Parkhaus des Hotels Maximilian's ja weiterhin anfahrbar wäre) müsste also dadurch kompensiert werden, dass die Lage interessanter wird, weil in der Maximilianstraße mehr Fußgänger statt Autos unterwegs sind. Das kann durch eine neue Bespielung gelingen, zumal die Kunden ohnehin wieder aus dem Online-Handel zurück in die Innenstadt gelockt werden müssen. Das geht, neben der Vor-Ort-Beratung, nur mit Einkaufserlebnis und Service wie Nach-Hause-Lieferung von Einkäufen. Gleichzeitig sind die Potenziale nicht unendlich. Die klassische Fußgängerzone hätte auch schon vor Corona mehr Laufkundschaft vertragen. Nur Mehr vom Gleichen führt dazu, dass sich die verbliebenen Kunden anders aufteilen. Um den Plan von der autofreien Maxstraße beurteilen zu können, muss man erst abwarten, welche Gestaltungsvorschläge für die Straße kommen.

    Maxstraße und Tempo 30 sind eher symbolhafte Schritte

    Schaut man aufs verkehrspolitische große Ganze, dann sind eine autofreie Maximilianstraße oder Tempo 30 eher symbolische Schritte. Sie haben Auswirkungen vor Ort, aber dem dahinterstehenden Ziel, den Autoverkehr grundsätzlich zu reduzieren, kommt man so nicht wesentlich näher. Die zentrale Frage ist, wie man Autoverkehr erst gar nicht entstehen lässt, indem man etwa Neubauviertel so baut und alternative Mobilitätsangebote macht, dass ein eigenes Auto zumindest für einen Teil der Bewohner gar nicht nötig ist. Auch der Ausbau von Nahverkehr und Radwegen zählt dazu. Das sind die noch schwierigeren Herausforderungen. Denn noch ist das Auto, das ergeben Auswertungen zum Mobilitätsverhalten der Augsburger, das wichtigste Verkehrsmittel. Mehr als 33 Prozent aller zurückgelegten Wege (berücksichtigt werden neben Autofahrern auch Radler, Nahverkehrsnutzer und Fußgänger) in Augsburg werden mit dem Auto gefahren (TU Dresden, Stand 2018). In der Pandemie dürfte der Anteil noch gestiegen sein.

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