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Foto: Silvio Wyszengrad
Foto: Silvio Wyszengrad

Elisabeth und Münir Kusanc wurden 2019 für ihr Konzept mit dem Nachhaltigkeitspreis "WeltverbEsserer" ausgezeichnet.

Augsburg
04.03.2021

Veganes Restaurant Mom's Table in der Maxstraße meldet Insolvenz an

Von Miriam Zissler

Mit dem veganen Restaurant Mom's Table in der Augsburger Maximilianstraße wird es nicht weitergehen, sagen Elisabeth und Münir Kusanc auf Facebook - und erhalten viele Reaktionen.

Für die Gastronomen gibt es nach dem Corona-Gipfel zumindest eine Perspektive: Ab 22. März sollen Außengastronomien öffnen dürfen. Für die Betreiber des veganen Restaurants Mom's Table kommt dieser Silberstreif am Horizont zu spät: Auf Facebook verkünden Elisabeth und Münir Kusanc ihre Entscheidung, dass es mit Mom's Table nicht weitergehen wird. "Aufgrund der anhaltenden Lockdown-Situation mussten wir nun die Insolvenz anmelden, um uns nicht gesetzlich strafbar zu machen", erklären sie im sozialen Netzwerk.

Mom's Table hat im Oktober 2016 in Augsburg eröffnet

Mit dem Lokal hatte sich das Paar einen Traum erfüllt, im Oktober 2016 eröffneten die beiden es in der Maximilianstraße. Es kamen nicht nur Bio-Produkte auf den Tisch, die Speisen waren auch glutenfrei und frei von Industriezucker. Chemische Zusätze waren genauso tabu wie Farb-, Konservierungs- und Geschmackszusätze. Das Konzept war auf Nachhaltigkeit ausgerichtet: Sie verwendeten nur Ökostrom und gefiltertes, vitalisiertes Wasser. Die Produkte stammten aus ökologischer Landwirtschaft aus der Region.

Münir Kusanc und seine Frau haben das Konzept ihres Lokals gelebt. Für den gebürtigen Augsburger war es ein Weg, den er vor einigen Jahren einschlug: Früher verkaufte er Döner. Einige Jahre betrieb er den Imbiss "Pamukkale" am Judenberg. Irgendwann setzte ein Veränderungsprozess ein. Zuerst wollte Kusanc kein Fleisch mehr essen, wenig später wollte er es auch nicht mehr verkaufen. Er stellte seine Ernährung auf veganes Essen um, also frei von tierischen Produkten, und absolvierte eine Ausbildung zum Gesundheits- und Ernährungsberater.

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Foto: Jakob Stadler (Archivfoto)
Foto: Jakob Stadler (Archivfoto)

Münir Kusanc verkaufte früher Döner. Dann stellte er seine Ernährung auf vegan um.

Gemeinsam mit seiner Frau Elisabeth entwickelte er das Konzept und die Rezepte für das gemeinsame Restaurant. Seine Ideen dafür holte sich das Paar unter anderem in Berlin. 2019 landeten sie im deutschlandweiten Wettbewerb "WeltverbEsserer" mit ihrem Konzept auf dem ersten Platz. Dem Paar fällt der Abschied schwer. "Wir werden die schönen Momente, besonderen Begegnungen und tiefen Gespräche mit Euch sehr vermissen", schreiben sie an Gäste, Unterstützer und Freunde. Auch nach dieser Entscheidung wollen sie weiterhin die "bewusste, ganzheitliche Botschaft und Vision - auf neuen Wegen - in die Welt tragen". Ihre Nachricht verbinden sie mit einem Aufruf: Das Paar würde sich freuen, wenn sich ein Nachfolger für ihr Restaurant finden würde, der mit einem ähnlichen Konzept ihre Vision weiterführen möchte.

Rolf Störmann über Mom's Table: "Ihr habt die Gastro-Szene bereichert"

Zahlreiche Gäste und Unterstützer kommentieren und teilen die Nachricht von Elisabeth und Münir Kusanc. Moderator Rolf Störmann schreibt: "Ich bin geschockt. Es tut mir so leid, auch weil ihr so tolle Menschen seid und die Gastro in Augsburg mehr als bereichert habt! Meine Kochshow mit Euch war was ganz Besonderes. Was soll ich sagen - alles, alles Gute!" Der Augsburger Unverpackt-Laden rutanatur teilt die Nachricht und bedauert die Schließung. "Mom's Table war nicht einfach nur ein Restaurant mit herausragend guter Küche, sondern vor allem eine Augsburger Vision für eine nachhaltige und menschliche Zukunft. Für Münir und Elisabeth ist der Begriff Nachhaltigkeit keine leere Worthülse - sie leben diese mit allen Sinnen und in jeder Hinsicht", kommentieren sie auf ihrer Facebook-Seite.

Und auch Szene-Gastronom Harry Winderl greift die Schließung in einem Video-Film auf, das er auf Sri Lanka auf Facebook postet, wo er sich aktuell von den Folgen eines schweren Unfalls erholt. Er spricht von Münir Kusanc als "exzellentem Kollegen" und von dem "interessanten und erweiternden Konzept" des Paares. Er hofft, dass ein Investor einsteigt, um dem Paar zu helfen, damit kein "weiterer Durchschnitt in der Maximilianstraße Einzug hält".

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