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Foto: Silvio Wyszengrad
Foto: Silvio Wyszengrad

Das Institut für Materials Ressource Management an der Universität Augsburg. Hier hatte Ilnur N. als wissenschaftlicher Mitarbeiter Einblick in Forschungsergebnisse.

Augsburg
27.01.2022

Spionageverdacht gegen Ex-Mitarbeiter der Uni Augsburg: Anklage gegen Russen

Der 29-jährige Ilnur N. soll sensible Informationen für den russischen Geheimdienst geliefert haben. Er sitzt in U-Haft. Nun hat ihn die Bundesanwaltschaft angeklagt.

Ein ehemaliger russischer Mitarbeiter der Universität Augsburg soll sich wegen Spionageverdachts im Bereich der Raketenforschung vor dem Oberlandesgericht München verantworten. Wie die Bundesanwaltschaft am Donnerstag in Karlsruhe mitteilte, hat sie Anklage wegen mutmaßlicher geheimdienstlicher Agententätigkeit erhoben. Der junge Wissenschaftler Ilnur N. soll Informationen an den russischen Geheimdienst weitergegeben haben. Er arbeitete bis zu seiner Festnahme am 18. Juni 2021 als wissenschaftlicher Mitarbeiter für einen naturwissenschaftlich-technischen Lehrstuhl der Universität. Die Uni Augsburg hatte bei der Festnahme des damals 29-Jährigen bestätigt, dass es sich um einen ihrer Mitarbeiter handele.

Der Anklage zufolge soll der russische Auslandsnachrichtendienst SWR spätestens im Herbst 2019 Kontakt zu dem Angeschuldigten aufgenommen haben. "Das Aufklärungsinteresse des Nachrichtendienstes lag insbesondere in den verschiedenen Entwicklungsstufen der europäischen Trägerrakete Ariane und der Werkstoffforschung des Angeschuldigten", so die Bundesanwaltschaft. Ab Ende November 2019 habe es regelmäßige persönliche Treffen zwischen dem Angeschuldigten und einem russischen Führungsoffizier gegeben. Der junge Mann habe dabei Informationen zu Forschungsprojekten aus dem Bereich Luft- und Raumfahrttechnologie weitergegeben, insbesondere von den verschiedenen Entwicklungsstufen der europäischen Trägerrakete Ariane. Dafür habe er insgesamt 2500 Euro erhalten.

Augsburger Spionagefall: Anklage gegen 29-jährigen Russen

Nach Informationen unserer Redaktion hat der russische Spion ausführlich vor Ermittlern des Bayerischen Landeskriminalamts ausgepackt. Nach Recherchen unserer Redaktion räumte er im Frühsommer in einer mehrstündigen Vernehmung auch ein, sich öfter als bis dahin bekannt mit seinem Agentenführer getroffen zu haben. Seine Rechtsanwältin Alexandra Gutmeyr bestätigte im Juli auf Anfrage, dass ihr in U-Haft sitzender Mandant Angaben zur Sache gemacht habe. Zum Inhalt seiner Aussage äußerte sie sich nicht.

Er war seit 2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter der Universität und im Bereich des Instituts für Materials Resource Management tätig. Dort soll er nach früheren Uniinformationen beim Forschungsprojekt "MakeKryo - Materialkennwertermittlung bei kryogenen Temperaturen" mitgewirkt haben. Diese Forschung wurde durch das DLR-Raumfahrtmanagement im Rahmen des Nationalen Raumfahrtprogramms gefördert. Im Rahmen des Projektes wurden neue Prüfmöglichkeiten für die Charakterisierung von Faserverbundwerkstoffen unter Weltraumbedingungen erforscht. (dpa, jaka)

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