Es war nur ein Vorrundenspiel, aber in der Augsburger Innenstadt brach am Dienstagabend nach dem Sieg der Türkei gegen Georgien ein Jubel aus, als hätten sich die Türken bereits die Europameisterschaft geholt. Etwa hundert hupende Autos, teils mit Flaggen geschmückt, zogen im Korso durch die City, auf der Maxstraße feierten laut Polizei rund 400 Fußballfans. Über drei Stunden hielt dort der Trubel an. Auch am Mittwochabend nach dem Sieg von Deutschland gegen Ungarn kam es laut Polizei zu einigen Autokorsos im Stadtgebiet. Nicht jeder Augsburger zeigt sich von der Feierei begeistert. Sowohl bei der Stadt als auch bei der Polizei hat man die Fans nach eigenen Angaben im Blick, man gibt sich aber auch gelassen.
Die Polizei hatte sich am Dienstag vorbereitet. Bereits gegen 19.30 Uhr sperrte sie die Maximilianstraße. Die Sperrung hielt bis 22.15 Uhr an. Keine Chance also dort für den Autokorso. Stattdessen zog die Kolonne durch den Oberen und Mittleren Graben und die Eserwallstraße. Am Milchberg stauten sich die Fahrzeuge. Auch Ordnungsreferent Frank Pintsch (CSU) war am Dienstagabend in der Innenstadt unterwegs, um sich ein Bild zu machen.
Augsburgs Ordnungsreferent über EM: "Eine friedliche Feierstimmung"
"Durch das gut abgestimmte Konzept der Polizei konnten Exzesse vermieden werden und zugleich war Feierlaune möglich." Natürlich habe es über einen längeren Zeitraum hinweg lautes Gehupe und eine erhöhte Verkehrsdichte gegeben, merkt Pintsch an. "Dies war aber zu erwarten und als Teil einer anlassbezogenen Feierstimmung auch noch akzeptabel." Gefährdungen und unnötig starke Belästigungen, insbesondere in der Maximilianstraße, seien reguliert worden. In einem Fall zündete ein 21-Jähriger in der Maxstraße Pyrotechnik, berichtet Polizeisprecherin Marion Liebhardt. Beamte hätten die Identität des Mannes festgestellt. "Er muss nun mit einer Ordnungswidrigkeitenanzeige rechnen." Referent Pintsch ist die konsequente Verfolgung solcher Fälle wichtig. Er spricht aber von einer insgesamt "friedlichen Feierstimmung". Nicht jeder brachte für die Fußballfans Verständnis auf.
Vereinzelt seien, berichtet Pintsch, bei der Stadt und der Polizei Beschwerden eingegangen. Ein Leser etwa spricht in einer Mail an unsere Redaktion von einem "unerträglichen Zustand für eine Friedensstadt". Rücksichtslose Verkehrsrowdys hätten über Stunden die Straßen der Stadt für sich besetzt. Er hätte sich ein härteres Durchgreifen gewünscht.
Die Stadt hatte mit der Polizei bereits im Vorfeld ein Konzept erstellt. Wie Pintsch erklärt, sei eine Beruhigung der Maximilianstraße für den Autoverkehr für bestimmte Spiele - immer im Einzelfall bewertet - angeordnet und zwischen den Sicherheitsbehörden abgestimmt. "Es geht dabei auch nicht nur um bestimmte Nationalmannschaften, entscheidend ist immer eine Gesamtbewertung von Spielpartien, Fankulisse, Wochentag und Uhrzeit."
Nachgefragt bei der Polizei, welche Nationalitäten erfahrungsgemäß am meisten nach Fußballspielen feiern, erhält man nur die Antwort, es gebe keine belastbaren Daten. Dass türkische Fans jedoch leidenschaftlich sind, zeigte sich bereits Ende Mai, als die Mannschaft Istanbul Galatasaray die türkische Süper Lig gewann. Danach herrschte ebenfalls Trubel auf der Maxstraße. Doch auch die Fans der deutschen Nationalmannschaft wissen zu feiern. Nach dem 5:1-Sieg im Auftaktspiel vergangenen Freitag zog ebenfalls ein Autokorso mit rund 100 Fahrzeugen durch die Stadt, so Polizeisprecherin Liebhardt. Auch hier wurde die Maxstraße für die Feiernden gesperrt.