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Osram: Osram-Übernahme durch Chinesen hängt von zwei Männern ab

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Osram-Übernahme durch Chinesen hängt von zwei Männern ab

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    Steht Osram vor der Übernahme? (Symbolbild)
    Steht Osram vor der Übernahme? (Symbolbild) Foto: Matthias Balk (dpa)

    Im Norden des Münchner Stadtviertels Schwabing spielt sich vor dem Hochhaus des Osram-Konzerns eine Szene mit Symbolkraft ab. Dort steht ein neuer Audi-TT-Sportwagen. Ausnahmsweise geht es nicht um den Diesel-Skandal, der auch den Ingolstädter Hersteller voll erfasst hat. Am Tag der

    Doch um die von der Weite unscheinbar wirkenden Rückleuchten versammeln sich keine Reporter, sondern mehrere Asiaten, die aufgekratzt mit ihren Smartphones Bilder von der Licht-Innovation machen. Ist das eine Gruppe chinesischer Investoren, die nun auch noch die Hochtechnologie-Perle Osram schlucken wollen?

    Der Augsburger Roboterhersteller Kuka befindet sich schon in den Fängen des chinesischen Haushaltsgeräte-Konzerns Midea. Und Osram hat ja bereits sein klassisches Lampengeschäft unter dem Namen „Ledvance“ samt des Standortes in Augsburg mit noch 900 Beschäftigten abgespalten. Die Sparte soll an ein chinesisches Konsortium um den Leuchtdioden-Hersteller MLS verkauft werden.

    Hinweise auf Osram-Übernahme verdichten sich

    In den vergangenen Wochen verdichteten sich zudem Hinweise, dass auch Osram selbst in asiatische Hände geraten könnte. Nach Informationen unserer Zeitung haben sowohl der chinesische Halbleiterhersteller San’an Optoelectronics als auch der mit den kommunistischen Machthabern in Peking bestens verdrahtete Finanzinvestor GSR Go Scale Capital Interesse, sich Osram und damit auch das Werk in Schwabmünchen mit noch mehr als 300 Beschäftigten einzuverleiben.

    Die von den hübschen Osram-Rücklichtern im Audi TT begeisterten Asiaten sind jedenfalls nicht Abgesandte eines übernahmehungrigen Investors. Sie haben einfach nur ein Faible für die Technik. Während die Asiaten kaum von den Rücklichtern lassen wollen, sagt der wie immer gut gelaunte Osram-Chef Olaf Berlien gegenüber Journalisten: „Wir freuen uns auf eine spannende Zukunft.“ Der Manager ist offen für asiatische Investoren. Das sei nichts Bedrohliches.

    Diese beiden Männer sind entscheidend für eine Osram-Übernahme

    Noch liegt Osram aber kein konkretes Angebot von chinesischer Seite vor. Dass es ein solches nach wie vor nicht gibt, hat viel mit den strategischen Plänen zweier Männer zu tun, die gerne Klartext reden und von der Natur mit überdurchschnittlichem Selbstbewusstsein ausgestattet sind. Die Ziele der beiden durchsetzungsfähigen Alpha-Typen stimmen nicht überein, was erklärt, warum nach Monaten der Spekulationen immer noch nicht feststeht, welcher Großaktionär künftig die Macht über Osram als eines der interessantesten deutschen Unternehmen hat. Die Firma weist schließlich gute Zahlen vor und eilt von einem spektakulären Großauftrag zum nächsten.

    Ob die Ausleuchtung der Eröffnungs- und Schlussfeier der Olympischen Spiele in Brasilien oder das neue LED-Lichtdesign des Petersplatzes im Vatikan – Osram-Technik war gefragt. Über solche Erfolge freuen sich sicher die beiden Osram-Schicksalsmänner Joe Kaeser und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Ersterer scheint als Chef des Siemens-Konzerns noch nicht entschieden zu haben, wer das 17,5 Prozent schwere Osram-Aktienpaket seines Hauses bekommt. Der deutsche Reifen- und Automobilzuliefer-Riese Continental hätte es sich wohl gerne geschnappt, schließlich ist Osram stark im Geschäft mit Autobeleuchtung. Doch Kaeser hat, wie es heißt, abgewinkt, weil der Preis mit einst rund 50 Euro nur wenige Euro über dem Börsenkurs gelegen habe. Chinesische Investoren scheinen dagegen gewillt zu sein, 70 Euro zu bezahlen. Gestern notierte die Aktie wieder bei etwa 50 Euro.

    So sollte es schwer für Kaeser sein, der asiatischen Versuchung zu widerstehen, zumal ein Verkauf des Siemens-Paketes an Osram seinem Konzern Türen in Peking weit aufreißen und neue Aufträge, vielleicht für Kraftwerke, bringen könnte.

    Aber da hat der Siemens-Chef nicht die Rechnung mit China-Schreck Gabriel gemacht. Der lässt den Verkauf der einstigen Osram-Sparte Ledvance an die Asiaten kritisch prüfen und scheint Bedenken gegen eine Übernahme Osrams durch Chinesen zu haben. So bleibt das Rennen um den Licht-Konzern bis auf Weiteres heiß. Erst wenn Gabriel und Kaeser in eine Richtung lenken, weiß Osram, wohin es geht.

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