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Augsburg: Wie sich Augsburger jetzt noch von der Corona-Impfung überzeugen lassen

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Wie sich Augsburger jetzt noch von der Corona-Impfung überzeugen lassen

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    Auf dem Platz vor dem Grünen Kranz in Lechhausen haben sich in den vergangenen Wochen mehr als 1400 Menschen impfen lassen  - darunter auch viele Migrantinnen und Migranten.
    Auf dem Platz vor dem Grünen Kranz in Lechhausen haben sich in den vergangenen Wochen mehr als 1400 Menschen impfen lassen - darunter auch viele Migrantinnen und Migranten. Foto: Michael Hochgemuth

    Immer wieder hatte er überlegt, ob er sich impfen lässt. Jetzt sitzt Mahmut Abderdam tatsächlich vor dem Impfmobil in Lechhausen vor dem Grünen Kranz und wartet auf seine erste Spritze. Aus zwei Gründen, wie der 23-jährige gebürtige Syrer sagt: "Ich will ab Oktober wieder ins Fitnessstudio gehen und nicht jedes Mal einen Test bezahlen." Zudem habe er bei Freunden gesehen, dass sie die Impfung gut vertrugen. Knapp über 56 Prozent der Augsburgerinnen und Augsburger sind bislang komplett geimpft, die Sieben-Tage-Inzidenz ist zuletzt dennoch enorm gestiegen. Am Donnerstag lag sie bei 162,6 - hinter der Stadt Rosenheim die zweithöchste in Bayern. Für die Stadt werden die Bemühungen, Menschen zum Impfen zu bewegen, immer zäher. Deshalb wird demnächst auch ein neuer Impfstandort ausprobiert.

    Es geht der Stadt jetzt darum, die Unentschlossenen zu überzeugen. "Die Stadt weist verstärkt auf das Risiko hin, welches Ungeimpften droht", berichtet der städtische Impfkoordinator Bernhard Maurmeir. Derzeit seien 90 Prozent der von einer Covid-Erkrankung Betroffenen nicht geimpft und nahezu alle auf der Intensivstation liegenden Personen nicht oder nicht vollständig geimpft.

    Augsburg setzt seit Wochen auf niederschwellige Impfangebote

    Weil die Impfungen bundesweit stagnieren, rief Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) unlängst zu einer Aktionswoche mit niederschwelligen Impfangeboten auf. Diese bietet die Stadt Augsburg in Zusammenarbeit mit der Firma Bäuerle bereits seit etlichen Wochen an. Aus den Erfahrungen, was gut läuft und was nicht, habe man gelernt, sagen Maurmeir und der Leiter des Impfzentrums Stephan Hampel.

    Demnach würden, neben dem Impfzentrum in Haunstetten, die mobilen Impfstationen in Oberhausen und Lechhausen so gut angenommen, dass sie auch in den nächsten Wochen dort zur Verfügung stünden - auch um dort die Zweitimpfungen anzubieten. Bis zum Ende voriger Woche hatten sich in Oberhausen an bislang 23 Tagen 1668 Menschen impfen lassen, in Lechhausen waren es 1429 in 17 Tagen. Erfolgreich laufe auch die Impfstation auf dem Plärrergelände mit bislang 1457 Geimpften an 20 Tagen. Bis zum 12. September, so lange dauert der Vergnügungspark, könne man sich dort immunisieren lassen. "Der Plärrer ist ein Phänomen, dort kommen bis zu 140 Menschen an einem Tag und stehen an", beobachtet Hampel.

    Auch der Stadtmarkt und die Sonderaktion im Fußballstadion des FCA kamen demnach mit jeweils knapp 1100 Personen gut an. Einzelne Impftage, wie an der Universität oder bei den Stadtwerken, blieben jedoch erfolglos. Sie soll es nicht mehr geben.

    Impfungen gegen Corona in Augsburg: Einzelaktionen funktionieren nicht so gut

    Man habe gelernt, so Hampel und Maurmeir, dass Einzelaktionen nicht ziehen. Je länger man hingegen an einem Standort präsent sei, desto mehr spreche sich das herum. So war es auch bei Mahmut Abderdam. Freunde hätten ihm erzählt, dass das Impfen in Lechhausen schnell und ohne lange Wartezeiten gehe, so der Syrer. In den Stadtteilen wie Oberhausen und Lechhausen, wo ein hoher Anteil an Bürgerinnen und Bürgern mit Migrationshintergrund leben, sieht die Stadt noch Luft nach oben beim Impfen. Zuletzt sind viele Reiserückkehrer nach Augsburg, die zuvor in den Ferien ihre Familien in der Türkei oder im Kosovo besucht hatten, infiziert zurückgekommen, weil sie nicht geimpft waren. Unter diesen Erkrankten hat das städtische Gesundheitsamt nun gezielt eine Umfrage gemacht, sagt Thomas Wibmer, stellvertretender Leiter des Amtes.

    Heraus kam, "dass die meisten befragten Personen mit Migrationshintergrund kommunikativ erreicht wurden und sich gut über die Impfangebote informiert fühlen", erklärt Wibmer. Das zeige auch, dass sich ein Großteil der bislang Ungeimpften bewusst dagegen entschieden habe. "Dabei lehnt ein geringer Teil die Impfung grundsätzlich ab. Viele haben unterschiedliche persönliche Gründe, sich nicht impfen zu lassen, oder akzeptieren das persönliche Risiko einer Covid-19-Erkrankung." Die Stadt informiert indes weiter auf unterschiedlichsten Kanälen und in allen relevanten Sprachen, betont Bildungsreferentin und Bürgermeisterin Martina Wild (Grüne).

    Corona-Scouts sollen die Impfkampagne verantreiben

    Auch über die sogenannten "Corona-Scouts", Vertreterinnen und Vertreter auch migrantischer Vereine, stehe man mit den jeweiligen Gemeinschaften in Verbindung. Frank Plamboeck, der die Stadt am Impfzentrum vertritt, beobachtet, dass gerade bei Migrantinnen und Migranten viel über Mundpropaganda läuft: "Etliche kommen zunächst alleine vorbei, um die Lage zu sondieren. Dann erst bringen sie ihre Familien mit, irgendwann kommen auch die Nachbarn. Da geht viel über Vertrauensbasis."

    Ingeborg Zeidler aus Lechhausen lässt sich von Impfarzt Jens-Christian Frohwitter impfen.
    Ingeborg Zeidler aus Lechhausen lässt sich von Impfarzt Jens-Christian Frohwitter impfen. Foto: Michael Hochgemuth

    Fragt man Impfzentrum-Leiter Stephan Hampel und Impfkoordinator Bernhard Maurmeir, werde alles versucht, um die Leute über das Impfen aufzuklären und davon zu überzeugen. "Die Frage ist inzwischen, wie dringt man weiter zu ihnen durch", sagt Maurmeir. Er hoffe auf eine gewisse Einsicht durch die erhöhten Infektionen der Ungeimpften. "Eigentlich geht es jetzt in der Regel nur noch über die persönliche Betroffenheit, weil jemand im Freundes- oder Familienkreis erkrankt ist oder weil man nicht mehr eingeschränkt werden will." Letzteres ist das Motiv eines 19-Jährigen, der sich an diesem Nachmittag seine Impfung in Lechhausen abholt. Seinen Namen will der junge Mann nicht nennen, er wirkt ungehalten. "Die Beschränkungen für Ungeimpfte gehen mir so auf die Nerven, dass ich es jetzt doch mache. Außerdem kosten die Tests bald was." Er schimpft: "Es heißt, es gibt keine Pflicht, aber dann bleibt einem doch nichts anderes übrig."

    Im Augsburger Impfzentrum gibt es die Spritze gegen Corona immer nachmittags ohne Termin

    Die Bemühungen um Impfwillige gehen weiter. Am Impfzentrum kann ab Montag an jedem Nachmittag von 14 bis 18 Uhr ohne Termin geimpft werden. Die mobilen Impfteams werden nicht nur in den Stadtteilen, sondern auch bei der Schülerimpfung und jetzt dann wieder verstärkt bei den Auffrischungsimpfungen in Alten- und Pflegeheimen eingesetzt, heißt es von der Stadt. Eine Impfstation vor der City-Galerie ist zudem geplant. "Wir brauchen die Aufmerksamkeit und das Laufpublikum", sagt Koordinator Maurmeir. Auch das ist eine Erkenntnis der vergangenen Wochen.

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