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Arbeitnehmer aus osteuropäischen Staaten: Sie kommen – vielleicht

Arbeitnehmer aus osteuropäischen Staaten

Sie kommen – vielleicht

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    Sie kommen – vielleicht
    Sie kommen – vielleicht

    Sie kommen. Ab 1. Mai ganz legal. Deutschland öffnet für Arbeitnehmer aus acht osteuropäischen Ländern die Grenzen. Sieben Jahre hatte man den Arbeitsmarkt hierzulande abgeschottet – aus Angst vor dem Ansturm der Osteuropäer und ihren Billiglöhnen. Von dieser Furcht ist in der Region heute deutlich weniger zu spüren als 2004, als Polen, Ungarn, Tschechien, Slowenien, Estland, Lettland, Litauen und die Slowakei der Europäischen Union beigetreten waren.

    Heute wäre man vielerorts sogar froh, wenn sie kämen: die Arbeitskräfte aus diesen Ländern. Der Augsburger Roboter- und Anlagenbauer Kuka zum Beispiel hat schon vorab Kontakt zu Hochschulen und Universitäten im osteuropäischen Ausland aufgenommen. „Wir werden uns selbstverständlich nach Fachkräften in den neuen EU-Staaten umsehen“, sagt Personalchef Thomas Fischer. Denn allein am Standort Augsburg seien derzeit 60 Stellen unbesetzt.

    Wie Kuka geht es vielen Firmen. Das Problem ist altbekannt: der Fachkräftemangel. Nach Auskunft der IHK finden rund 40 Prozent der Unternehmer in der Region auf dem heimischen Arbeitsmarkt nicht mehr ausreichend Personal. Die Öffnung nach Osten könnte „ein Hebel sein, dem gegenzusteuern“, sagt der stellvertretende Hauptgeschäftsführer der

    Den hatte man im Beitrittsjahr 2004 gefürchtet: In der Region waren damals mehr als 26000 Menschen ohne Job – Tendenz steigend. Die Billigarbeitskräfte aus dem Osten erschienen als zusätzliche Konkurrenz. Heute gibt es nur noch gut 16000 Arbeitslose im Raum Augsburg. Die Freizügigkeit der Arbeitnehmer habe vor diesem Hintergrund „an Schrecken verloren“, sagt Lintner. Hinzu komme, dass auch in Osteuropa inzwischen das Lohnniveau angezogen habe.

    Kofferpacken lohnt sich nicht

    Selbst die Gewerkschaften, die immer wieder auf die Gefahren der völligen Freizügigkeit hingewiesen hatten, rechnen heute nicht damit, dass der heimische Arbeitsmarkt nach dem 1. Mai überschwemmt werde. „Der Einzelne wird sicher nicht die Koffer packen und hierherkommen“, sagt DGB-Regionsvorsitzender Helmut Jung.

    Kritischer blickt man dagegen auf die neuen Möglichkeiten der Unternehmer aus den EU-Staaten, die ab 1. Mai ihre Dienstleistungen ohne Beschränkungen in Deutschland anbieten können. Und diese Skepsis kommt nicht nur von den Gewerkschaften. Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Schwaben, Ulrich Wagner, vermutet: „Hier sind ein Verdrängungswettbewerb und Lohndumping, zum Beispiel im Bereich des Baugewerbes, nicht ausgeschlossen.“ Wagner glaubt, dass dieser Umstand erneute Diskussionen über Mindestlöhne oder allgemeingültige Tarifverträge auslösen wird.

    Auf solche Vereinbarungen und vor allem deren Einhaltung setzt auch Uwe Wiedemann, Geschäftsführer des Bauunternehmens Klaus aus Augsburg. Denn sie schützten den Markt vor Dumpinglöhnen und sein Unternehmen vor Billigkonkurrenz – vorausgesetzt auch die Unternehmen aus Osteuropa halten sich daran. „Ich erwarte, dass verstärkt kontrolliert wird“, sagt Wiedemann. Dann sähe er der Öffnung der Grenzen gelassen entgegen.

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