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"Patient" Lech: So läuft die aufwendige Therapie für den Fluss
![Natürlicher Flusskies ist Mangelware im Augsburger Lech. Nun wird er kurzfristig beim Eisenbahnerwehr in Hochzoll aufgeschüttet, doch das ist keine dauerhafte Lösung. Natürlicher Flusskies ist Mangelware im Augsburger Lech. Nun wird er kurzfristig beim Eisenbahnerwehr in Hochzoll aufgeschüttet, doch das ist keine dauerhafte Lösung.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Bei Hochzoll ist eine Notreparatur des Flussbetts nötig. Am Kuhsee laufen die letzten Baugrunderkundungen für den Umbau zum Wildfluss. Es gibt eine Überraschung.
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Der Lech ist einer der großen und wichtigen bayerischen Flüsse, aber in einem sehr schlechten Zustand. Um den "Patienten" zu stabilisieren, läuft in diesen Wochen ein Eingriff mitten in Augsburg. Im Stadtteil Hochzoll werden enorme Mengen Kies ins Flussbett geschüttet – sozusagen eine Not-OP. Parallel stehen Untersuchungen für eine Langzeit-Therapie kurz vor dem Abschluss. Mit dem Projekt "Licca liber" soll der Lech ein Stück weit in Richtung Wildfluss umgebaut werden. Im Winter lief zuletzt die Baugrunderkundung. Dort gab es einen überraschenden Fund.
Kein anderer Fluss in Bayern ist so dicht verbaut wie der Lech. Mit zahlreichen Staustufen und Wehren wird er zwischen Füssen und der Donaumündung vor allem zur Energiegewinnung genutzt. Der ursprüngliche Wildfluss wurde dafür begradigt und eingedeicht. Dies hat schwere ökologische Schäden zur Folge. Die natürliche Unterwasserwelt mit Fischen und Kleinstlebewesen ist aus dem Gleichgewicht. Und es gibt noch ein weiteres Problem. Der Fluss gräbt sich mitten in Augsburg immer tiefer in sein Bett ein, weil der natürliche Nachschub an Kies fehlt. Simone Winter vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth sagt, "im Extremfall können Brückenfundamente unterspült und damit instabil werden". An der Wertach sei aus ähnlichen Gründen früher schon mal eine Brücke eingestürzt. Auch der Osramsteg über den Augsburger Lech müsse deshalb immer wieder mit großen Steinen an den Fundamenten gesichert werden.
Lech in Augsburg: Dieser Flussumbau ist mitten in der Stadt geplant
Besonders schlimm sind die Probleme unterhalb des Eisenbahnerwehres in Hochzoll. Lastwagen transportieren jetzt rund 8000 Kubikmeter groben Kies ins Flussbett. Dort wird eine modellierte Kiesinsel aufgeschüttet, die der Lech im Lauf der Zeit selber wieder abtragen soll. Winter sagt, dies sei eine kurzfristige Notreparatur. Erst im Zusammenspiel mit dem Projekt "Licca liber" (zu deutsch: freier Lech) sei eine nachhaltige Verbesserung möglich. Vorgesehen ist, das Flussbett im Bereich der Berliner Allee zu verbreitern und nahe der Ulrichsbrücke beim Flößerpark eine Rampe einzubauen. Dadurch wird die Flusssohle stabilisiert. Allerdings müsse auch danach weiter regelmäßig Kies zugegeben werden, um den Wasserlebewesen weiterhin dynamische Lebensräume zu bieten, so die Projektleiterin von Licca liber.
![Die Baugrunduntersuchung am Lech steht kurz vor dem Abschluss. Die Baugrunduntersuchung am Lech steht kurz vor dem Abschluss.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715674144167-1/ver1-0/img/placeholder/1x1.png)
Bis zu diesem Umbau wird es noch länger dauern. Unterdessen geht das Mammutprojekt "Licca liber" im ersten Abschnitt in eine weitere entscheidende Phase. Die Pläne des Freistaats sehen vor, den Lech zwischen Merching und Augsburg auf einer Strecke von fast zehn Kilometern in eine verzweigte Flusslandschaft umzuwandeln. Einen Wildfluss zu schaffen – und ihn gleichzeitig im Zaum zu halten, gilt als die große Herausforderung. "Für die detaillierte technische Planung im Abschnitt zwischen Staustufe 23 und Hochablass benötigen wir zahlreiche Bodenkennwerte", sagt Simone Winter. Mehr als 260 Beprobungen sind nötig. Die Arbeiten laufen seit Oktober und müssen bis Februar beendet sein. Das schreibt der Naturschutz im Stadtwald Augsburg vor.
Zwischen Merching und Augsburg wird der Lech zum Wildfluss
Inzwischen haben sich die beauftragten Firmen bis Augsburg vorgearbeitet. Eine neue Grundwasser-Messstelle wird momentan auf einer Wiese neben dem Parkplatz am Kuhsee gebaut, eine weitere im Stadtwald in der Nähe des Weges „Mondschein geräumt“ (in Höhe Weitmannsee). Winter zufolge wird ein Netz aus insgesamt 43 Messstellen generiert. Darüber hinaus werden am westlichen und östlichen Ufer der geplanten Rampen bei Flusskilometer 53,4 und 50,4 Brunnen gebohrt. Sie sollen weitere Erkenntnisse über das Grundwasser bringen. Das sei für die späteren Bauarbeiten enorm wichtig, so Winter.
Über die neuen Rampen sollen Fische im Lech besser wandern können. Bislang sind hohe Betonschwellen im Fluss für sie unüberwindliche Hindernisse. Eine große Rampe bei Flusskilometer 50,4 wird laut Winter rund 300 Meter Länge haben, die andere wird etwa halb so lang. Die Bauarbeiten gelten als sehr komplex, weil der Fluss währenddessen weiterfließen muss und sogar im Winter ein Hochwasser nie ganz auszuschließen ist. Der erste Teil der Rampen soll deshalb im Trockenen neben dem Flussbett entstehen. Dann wird der Lechlauf dorthin umgelenkt und der zweite Teil der Rampen im alten Flussbett gebaut. Am Ende soll der Fluss in diesem Bereich fast doppelt so breit sein.
Problematischer Fund an der künftigen Baustelle
Bei den Baugrunduntersuchungen machten die Fachleute nun einen überraschenden Fund. Auf der Westseite des letzten Absturzes bei Flusskilometer 50,4 wurde alter Bauschutt im Untergrund entdeckt. Der Lech sei bei den Hochwässern 1965 und 1970 oberhalb des Absturzes aus seinem Bett ausgebrochen und habe einen Teil des Ufers weggespült, erklärt Winter. "Vermutlich wurden bei der Sanierung auch Baumaterialien verfüllt, was unter heutigen Gesichtspunkten nicht richtig war." Die Ablagerungen müssen jetzt untersucht werden, um abzuklären, ob sie Schadstoffe enthalten und kostenaufwendig entsorgt werden müssen.
Wie geht es weiter? Mitte dieses Jahres will das Wasserwirtschaftsamt die Unterlagen für das Genehmigungsverfahren zum Flussumbau bei der Stadt Augsburg einreichen. Vorher soll die detaillierte Planung öffentlich vorgestellt werden.
Die Diskussion ist geschlossen.
Diese ständigen Kiesfuhren verhageln dann aber ganz ordentlich die CO2-Bilanz des von LEW beworbenen Ökostroms!...ganz zu schweigen von den weiteren (ökol.) Auswirkungen all dieser Querverbauungen im Lech!...wer bezahlt die Kieslieferungen, die LEW?