Wenn Menschen heutzutage auf ihn zukommen und ihn ansprechen, dann freut ihn das. Dass das seltener geworden ist im Laufe der vergangenen Jahre, liegt in der Natur der Sache. Seit knapp neun Jahren ist er aus dem Geschäft und Polit-Pensionär, am heutigen Dienstag feiert er seinen 75. Geburtstag: Eduard Oswald.
So hoch wie er ist bislang kein Politiker aus dem Augsburger Land gestiegen. Oswald war mehr als 30 Jahre lang Abgeordneter in Land- und später Bundestag, kurzzeitig Minister im letzten Kabinett Kohl, Vorsitzender wichtiger Ausschüsse in Berlin und zum Schluss Vize-Präsident des Bundestags. Vor genau einem halben Jahrhundert errang der junge Mann aus Leitershofen sein erstes politisches Mandat. Er wurde Kreisrat.
Familie Oswald lebt in Dinkelscherben
Besuch bei Eduard Oswald und seiner Frau Gisela in Dinkelscherben, wo die Familie seit gut 40 Jahren wohnt: Im Arbeitszimmer serviert der Hausherr Espresso und Kekse, in den Regalen finden sich Bilder aus der Bonner und Berliner Zeit. Sie zeigen Oswald im Parlament in einer Reihe mit Unions-Größen wie Angela Merkel, Wolfgang Schäuble und Friedrich Merz. Zufrieden und dankbar blicke er auf seine Karriere zurück, sagt Oswald. "Ich habe meine Pflicht getan und heute darf ich mich ein Stück weit ausruhen."
Wirkliche Freundschaften seien in den Jahrzehnten im Politikbetrieb nicht entstanden. Dass CSU-Politiker und Ex-Minister Gerd Müller.
Warum eine Linken-Politikerin dem CSU-Mann Oswald dankbar ist
Oswald beschreibt sich selbst als Mann des Ausgleichs, der über die Grenzen der Fraktionen hinweg dafür gesorgt hat, dass der parlamentarische Laden läuft. Dazu passt auch eine Episode mit der Linken-Politikerin Petra Pau, die vor rund zehn Jahren durch die Medien ging. Die Linke und die CSU, größere Gegensätze konnte es zu Oswalds aktiver Zeit im Parlament nicht geben. Und dennoch ist es Oswald, der
Heute verfolgt Eduard Oswald das politische Geschehen von Dinkelscherben aus, und was er sieht, besorgt ihn. "Es gibt viel Not in unserem Land." Die Politik müsse sich der kleinen Menschen annehmen, gleichzeitig seien aber auch die Parteien in Not. Es fehlt an Nachwuchs und Oswald betont beim Gespräch mit unserer Redaktion mehrmals: "Ich mache mir große Sorgen um unsere Demokratie." Denn die sei nur so gut wie die Menschen, die mitmachen. Ansonsten will der Polit-Pensionär das aktuelle Geschehen nicht groß kommentieren. Nur so viel: Die Stimmenverluste seiner CSU - "das tut schon weh".
Das macht Eduard Oswald heute
Er selbst habe sich in seinem Dasein als Polit-Pensionär bestens eingerichtet, versichert Oswald. Seine Frau Gisela, mit der er seit fast 50 Jahren verheiratet ist, gebe im Wesentlichen den Tagesablauf vor, und einmal im Monat bricht ihr Eduard, der sich bis auf "einige altersgemäße Wehwehchen" fit fühlt, nach Berlin auf. Dort ist er als Präsident von Pro Mobilität tätig. Die Initiative setzt sich ein für den Ausbau und Erhalt von Verkehrswegen. Wo der Schwerpunkt liegt, macht ein Blick auf die Mitgliederliste klar. Sie besteht größtenteils aus Akteuren, die im Straßenverkehr ihr Geschäft machen. "Ohne Straße geht es nicht", sagt Oswald und ist auch heute noch stolz darauf, den Ausbau von Straßen in der Region vorangetrieben zu haben: "Darum haben die Menschen Arbeit."
Privates lässt Oswald im Gespräch so weit wie möglich außen vor. Nicht einmal, wo in Augsburg er seine Lehre zum Einzelhandelskaufmann gemacht hat, möchte er an dieser Stelle lesen. Zwei Kinder und vier Enkel im Alter von acht bis 15 hat der Hauptschullehrer a. D., dem die Zurückhaltung in privaten Dingen in den Jahrzehnten im Politik-Geschäft offenbar in Fleisch und Blut übergegangen ist.
Dieses Buch gibt es von Eduard Oswald
"Wer in die Öffentlichkeit tritt, hat keine Nachsicht zu erwarten", sagt Oswald mehrfach beim Gespräch mit unserer Redaktion. Unausgesprochene Schlussfolgerung: Die Fassade muss passen und darf keine Angriffsflächen bieten. Daran hat Eduard Oswald sich stets gehalten. Viele andere haben Bücher geschrieben über ihre Zeit in der Politik. Oswald nicht. Von ihm gibt es einen kleinen Band mit Bildern aus seinem politischen Leben.