Es ist ein Bild, das passionierte Naturfans und Hobbyfotografen fasziniert: Ein Graureiher, der sich am Lech in Meitingen aufhält und auf Nahrung lauert. Dabei ist dieses Bild aus mehreren Gründen nicht alltäglich, wie Hubert Schuster vom Fischerverein Meitingen und Martin Trapp vom Landesbund für Vogelschutz (LBV) erklären.
"Der Graureiher jagt viel häufiger auf dem Feld als auf dem Wasser“, erklärt Trapp und ergänzt: Der Graureiher lasse sich öfter auf Wiesen und Feldern stehend beobachten. Vor einem Mausloch wittert der Graureiher (der auch als Fischreiher bezeichnet wird) seine Beute. Die wohl bekannteste Graureiher-Kolonie in der Region lebt im Siebentischwald, direkt am Rand des Zoos. Zwischen Februar und April würden die 90 Brutpaare dort ein ordentliches Spektakel aufführen, berichtet Trapp.
Der Graureiher gilt als heimischer Vogel, wohingegen der Silberreiher, der zunehmend häufiger abgelichtet wird, ein "Wintergast“ aus Ungarn und Polen ist, erklärt Trapp. Als "Neubürger“ im Landkreis Augsburg möchte der LBV-Vorsitzende des Augsburger Kreisverbandes den strahlend weißen Silberreiher noch nicht bezeichnen, denn obgleich viele Tiere im Landkreis Augsburg zu Besuch sind, gibt es noch keine Nachweise für Brutpaare.
Bei Ellgau überwintern Silberreiher
Entlang der Bundesstraße 2 auf Höhe Ellgau und Mertingen (Landkreis Donau-Ries) lassen sich einige Silberreiher beobachten. Im südlichen Teil des Landkreises, in Langerringen und Schwabmünchen, versammeln sich nicht selten 70 Tiere auf einem Fleck. Und obgleich es von beiden Reiherarten zahlreiche Aufnahmen gibt, bei denen die Tiere scheinbar im Wasser stehend lauern, so ist ausgerechnet das Wasser des Lechs gar nicht die beste Adresse, um Nahrung zu finden.
Das Lechwasser habe (auf Höhe Meitingen/Thierhaupten) einen sehr hohen Grundwasseranteil und sei damit zu "sauber“, erklärt der Vorsitzende des Meitinger Fischervereins, Hubert Schuster - übrigens nicht zu verwechseln mit dem namensgleichen Fotografen unseres Bildes, das einen Reiher auf der Lauer zeigt. Die Reinheit des Lechwassers mache dieses nämlich auch arm an Nährstoffen, doch genau diese seien nötig für die Entwicklung von Nahrung für Fische. Grundsätzlich gelte diese Formel: "Je spezieller das Gewässer ist, desto spezieller sind die Fische“, erklärt Schuster. Das bedeutet: Die Fischartenzusammensetzung verändert sich. Brachsen werden zum Beispiel weniger, andere wie der Nerfling nehmen zu.
Um jedoch auch den Fortbestand vieler Fischarten zu sichern, brauchen große Flüsse wie der Lech dringend auch Nebengewässer. Ein Beispiel hierfür sei der Mädelelech, der einst als Ausgleich für den Betrieb des Lechkanals angelegt wurde und heute absolut naturnah eingewachsen ist. Schuster erklärt: "Fast alle Fischarten, die es bei uns gibt, laichen im Mädelelech ab.“ Und das seien immerhin bis zu 22 verschiedene Fischarten, darunter Äsche, Aitel, Nasen oder auch Kleinfischarten wie die Mühlkoppe, die laut FFH-Richtlinie zu schützen ist. Wichtig sei nicht nur die Anzahl an Fischarten, sondern, dass mehrere Altersstufen nachgewiesen werden konnten, was für den Fischereivorstand auch heißt: "Die Fische vermehren sich im Mädelelech.“
Der Mädelelech ist die Kinderstube vieler Fischarten
Das sehr naturnahe Auengewässer bietet hervorragende Lebensbedingungen für die Tier- und Pflanzenwelt. Auf dem sauberen Kiesuntergrund finden die Fische ideale Bedingungen, um abzulaichen. Das Totholz bietet ihnen Schutz vor Fisch fressenden Vögeln. Viele Vögel sind jedoch nicht dort anzutreffen, weiß Schuster aus eigener Beobachtung. Ab und an lassen sich Gänsesäger, Fischreiher und Eisvögel am Mädelelech beobachten.
Mit Blick auf die Fischvielfalt wünscht sich Schuster mehr Nebengewässer wie den Mädelelech. Hierzu gebe es bereits Überlegungen, die den Branntweinbach bei Gersthofen betreffen. Auch so genannte Umgehungsgerinne, die an Kraftwerken installiert werden sollen, um den Fischen einen Weg darum anzubieten, haben einen positiven Effekt auf die Fischpopulationen.
Kormorane bei Zusmarshausen und Ellgau
Und auch der LBV hat ein neues Tier im Visier: Aktuell werden Kormorane gezählt, die sich bei Zusmarshausen und bei Ellgau Schlafplätze eingerichtet haben sollen. Bislang hab es keine Kormorane gegeben, die im Augsburger Land brüten, so der LBV-Vorsitzende des Augsburger Kreisverbandes Trapp. Er schätzt die Population auf weniger als 100 Tiere. Genaue Ergebnisse wird die Auszählung bringen.
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