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St. Ottilien: Abt Notker Wolf hat viele Menschen geprägt und inspiriert
![Erzabt Notker Wolf war bis kurz vor seinem plötzlichen Tod am 2. April auch zu Autorenlesungen unterwegs. Erzabt Notker Wolf war bis kurz vor seinem plötzlichen Tod am 2. April auch zu Autorenlesungen unterwegs.](https://www.augsburger-allgemeine.de/resources/1715673836705-1/ver1-0/img/placeholder/16x9.png)
Der plötzliche Tod des emeritierten Abts Notker Wolf hat nicht nur seine Mitbrüder in der Erzabtei St. Ottilien tief erschüttert. Auch weltliche Wegbegleiter trauern um einen besonderen Kirchenmann.
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Die Erzabtei St. Ottilien und viele Menschen in der Region trauern um den emeritierten Abt Notker Wolf OSB, der am 2. April im Alter von 83 Jahren völlig unerwartet gestorben ist. Wolf befand sich auf der Rückreise aus Italien, wo er zuvor noch Pilger begleitet hatte.
"Notker Wolf war mir gerade in jungen Jahren Inspiration und Unterstützung", sagt Opernsängerin Teresa Boning über den Verstorbenen. Boning war Schülerin am Rhabanus-Maurus-Gymnasium in St. Ottilien und machte dort 2007 ihr Abitur. Es sei immer eine Bereicherung gewesen, mit Notker Wolf über Musik zu sprechen. "Er hat mich stets bestärkt, meinen eigenen Weg zu gehen, wofür ich ihm lebenslang dankbar sein werde." Gemeinsam mit ihrem Ehemann Wigald Boning wirkte die Sängerin auch beim alljährlich stattfindenden "Circus St. Ottilien" mit, einem Herzensprojekt von Notker Wolf.
"Erst vor zehn Tagen haben wir über den Schulneubau in St. Ottilien gesprochen, er wirkte gesund und voller Tatendrang", sagt der CSU-Landtagsabgeordnete Alex Dorow, kurz nachdem er vom plötzlichen Tod des Abts erfahren hat. Notker Wolf habe immer für das Rhabanus-Maurus-Gymnasium und auch für die jungen Menschen, die dort ein und aus gingen, gebrannt, so Dorow, der selbst kein "Ottilianer", sondern ein Landheim-Schüler war. Bewundert habe er an Notker Wolf unter anderem dessen Mut, auch unpopuläre Dinge auszusprechen. Vor geraumer Zeit habe er mit Notker Wolf über das Beten für einen guten Tod gesprochen, erinnert sich Alex Dorow. "Für mich war das damals eine ganz neue Sichtweise, für einen guten Tod zu beten." Jetzt scheint das Gebet von Notker Wolf erhört worden zu sein. Auch Landrat Thomas Eichinger (CSU) würdigt den Verstorbenen: "Ich schätzte Notker Wolf dafür, dass er bei aller Intellektualität stets nahbar und zugewandt blieb. Durch sein Wirken war er mit den Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens vertraut. Das spürte jeder in den Begegnungen mit ihm."
Abt Notker Wolf sprach über das Beten für einen guten Tod
Abt Notker wurde am 21. Juni 1940 in Bad Grönenbach geboren und trat frühzeitig in den Benediktinerorden ein, um sein Leben dem Dienst an Gott und den Menschen zu widmen. "Nach seiner Profess am 17. September 1962 in der Erzabtei St. Ottilien zeigte er sich als engagierter Mönch und später als weiser Führer", heißt es im Nachruf der Erzabtei.
Mit 37 Jahren wählte ihn die Gemeinschaft zum Erzabt der Erzabtei St. Ottilien, dieses Amt hatte er von 1977 bis 2000 inne. Besonders wichtig sei ihm gewesen, ein angstfreies Kloster zu schaffen und von einer überzogenen Strenge wegzukommen, wie sie die vorigen Generationen erlebt hatten. "Unter seiner Leitung wurde St. Ottilien auch ein Ort der interkulturellen und interreligiösen Begegnung, eine Offenheit für Begegnungen, die für seine nächste Aufgabe wichtig sein sollte", heißt es im Nachruf der Erzabtei.
Als Abtprimas der Benediktinerkonföderation diente Abt Notker Wolf dem gesamten Benediktinerorden von 2000 bis 2016. In dieser Rolle reiste er um die Welt, um die Werte des Benediktinerordens zu fördern, Gemeinschaften zu gründen und zu stärken und den interreligiösen Dialog zu fördern.
Erzabt Wolfgang sagt über den Verstorbenen: "Abt Notker war Missionar mit Leib und Seele. Das bedeutete für ihn zu den Menschen gehen und ihnen auf Augenhöhe zu begegnen. Bis zuletzt war er für die Sache Gottes unterwegs."
Notker Wolf: Eine herausragende Persönlichkeit, die viele Menschen inspiriert hat
Abt Notker sei nicht nur ein spirituelles Oberhaupt, sondern auch ein Mann des Dialogs und der Brückenbildung. Sein Einsatz für den Dialog in der Gesellschaft und sein Streben nach Frieden und Verständigung habe viele Menschen beeindruckt. Abt Notker Wolf sei auch außerhalb der katholischen Gemeinschaft eine herausragende Persönlichkeit gewesen, die viele Menschen inspiriert und geprägt habe. Durch seine Bücher, Reden und persönlichen Begegnungen berührte er bis zuletzt unzählige Leben und hinterließ ein bleibendes Erbe der Liebe und Versöhnung.
"Wir erinnern uns an Abt Notker als einen warmherzigen und weisen Mentor, der uns stets ermutigt hat, das Beste in uns selbst und in anderen zu sehen. Sein Vermächtnis wird in den Lehren, die er uns hinterlassen hat, sowie in den Erinnerungen an seine Güte und Großzügigkeit weiterleben", heißt es im Nachruf der Erzabtei weiter. Abt Notker Wolf hinterlasse ein beeindruckendes Leben der Hingabe an Gott, des Dienstes an der Gemeinschaft, der weltweiten Mission und der Förderung des interreligiösen Dialogs.
Das Requiem und die Beerdigung finden am Samstag, 6. April, ab 10.30 Uhr in St. Ottilien statt und werden von Erzabt Wolfgang Öxler OSB zusammen mit Abtpräses Jeremias Schröder OSB und Abtprimas Gregory Polan OSB gehalten. Das Requiem kann live auf http://erzabtei.de/live mitgefeiert werden.
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