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Dießen/St. Ottilien: Schulen klagen über verspätete Züge und ausgefallene Busse

Dießen/St. Ottilien

Schulen klagen über verspätete Züge und ausgefallene Busse

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    Weil auf der Ammerseebahn streckenweise langsam gefahren werden muss, verspätet sich auch jeden Morgen der Zug aus Richtung Schondorf (Bild) zum Ammersee-Gymnasium. Das hält auf der eingleisigen Strecke wiederum den Zug nach St. Ottilien auf.
    Weil auf der Ammerseebahn streckenweise langsam gefahren werden muss, verspätet sich auch jeden Morgen der Zug aus Richtung Schondorf (Bild) zum Ammersee-Gymnasium. Das hält auf der eingleisigen Strecke wiederum den Zug nach St. Ottilien auf. Foto: Gerald Modlinger

    Die weiterführenden Schulen im Ammerseegebiet sind eigentlich hervorragend an die Eisenbahn angebunden und sie sind deswegen auch von Schülerinnen und Schülern aus weiter entfernten Ortschaften entlang der Bahnstrecke gut erreichbar. Doch spätestens seit Beginn des Schuljahrs klappt es mit der guten Anbindung nicht mehr. Morgendliche Verspätungen sind im Zugverkehr an der Tagesordnung. Regelmäßig erreichen Schülerinnen und Schüler erst nach 8 Uhr die Klassenzimmer. Warum fährt praktisch kein Zug der Bayerischen Regiobahn (BRB) mehr pünktlich, die doch früher so zuverlässig war? Die

    Morgens am Schondorfer Bahnhof: Die einen wollen zum Ammersee-Gymnasium (ASG), die anderen zum Rhabanus-Maurus-Gymnasium (RMG). Laut Fahrplan fährt der Zug nach Dießen-St. Alban um 7.36 Uhr ab und kommt um 7.51 Uhr dort an. Der Gegenzug fährt fahrplanmäßig um 7.47 Uhr ab und ist um 7.53 Uhr in St. Ottilien, eigentlich genau passend, damit alle um 8 Uhr in der Schule sind. Tatsächlich fährt um 7.47 Uhr erst einmal der Zug in Richtung Dießen ab. Um 8.02 Uhr ist er in St. Alban. Der Gegenzug auf der eingleisigen Strecke kann erst weiterfahren, wenn der Zug nach

    Ex in der ersten Stunde: Keine gute Idee in St. Ottilien

    Ein geregelter Unterrichtsbeginn ist so nicht mehr möglich, klagen die Schulleiter Alfred Lippl (ASG) und Andreas Walch (RMG). Schulaufgaben oder Stegreifaufgaben in der ersten Stunde zu schreiben, auf die Idee komme man schon länger nicht mehr, sagt Walch. Er hat sich deswegen an unsere Redaktion gewandt – wegen der notorisch unpünktlichen Bahn, aber auch wegen des teilweise lückenhaften Linienbusverkehrs. Als Schule, zu der fast alle Schüler gefahren werden, sei man Kummer gewohnt, sagt Walch, "aber jetzt ist Land unter". Es komme vor, dass das Sekretariat morgens hauptsächlich mit der Abwicklung von Anrufen von Eltern beschäftigt sei, weil ein Bus nicht fährt. Kürzlich sei mehr als eine Woche lang der Bus aus Richtung Inning ausgefallen, weil ein Fahrer krank und kein Ersatz aufzutreiben gewesen sei. Aktiv informiert worden sei man von dem Busunternehmen nicht, kritisieren Eltern aus

    Eine schnelle Problemlösung ist nicht in Sicht. Das hat die BRB jetzt auch den Schulleitungen im Bereich ihrer Schienennetze mitgeteilt. Dafür müssten die Bahnstrecken instand gesetzt werden, doch das lässt auf sich warten. "Die Infrastruktur ist schlichtweg so marode, dass uns Langsamfahrstellen ausbremsen. Diese haben nicht wir zu verantworten, sondern sie resultieren aus versäumten Instandhaltungsmaßnahmen. Ist die Strecke marode, muss teilweise über mehrere Kilometer mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit gefahren werden. Wie bereits in vergangenen Sommern werden auch im nächsten Sommer wieder Thermo-Langsamfahrstellen eingerichtet, um den Bahnverkehr bis zur Sanierung der Strecke aufrechterhalten zu können", schreibt die BRB. 

    Warum heiße Tage ein besonderes Problem für die Bahnstrecken sind

    An sehr heißen Tagen dehnen sich die Schienen aus, der Gleisweg verformt sich, deswegen müssen die Züge die Geschwindigkeit reduzieren. Drei Thermo-Langsamfahrstellen zwischen Geltendorf und Schongau wurden zwar Ende Oktober aufgehoben, doch nur einen Tag später ordnete die DB erneute und nun dauerhafte Langsamfahrstellen an. Nach aktuellem Stand, so die BRB, soll die Sanierung dieser thermischen Langsamfahrstellen bis Dezember 2024 abgeschlossen sein. Bis dahin werden die Verspätungen also bestehen bleiben.

    Aufgrund der Taktdichte des Zugverkehrs auf der Ammerseebahn sei ein Fahrplan, in den diese extremen Verlangsamungen der Züge über einige Kilometer eingearbeitet sind, nicht möglich. Für die Fahrplangestaltung sei zudem die Bayerische Eisenbahngesellschaft zuständig, darauf habe die BRB so gut wie keinen Einfluss. So bauten sich die Verspätungen über den Tag hinweg auf. Da es sich um eine eingleisige Strecke handelt, ziehe eine Verspätung aus der einen Richtung auch eine Verspätung in der Gegenrichtung nach sich.

    Einen früheren Zug zu nehmen, kann nur eingeschränkt empfohlen werden

    Die einzige Empfehlung, die etwa ASG-Chef Alfred Lippl geben könnte, ist, einen Zug früher ab 7.18 Uhr in Schondorf zu nehmen. Dieser würde selbst bei einer zehnminütigen Verspätung rechtzeitig in St. Alban sein. Allerdings: Der frühere Zug ist kürzer als der eigentliche Schülerzug und fährt auch nur ab Geltendorf: Die Schülerinnen und Schüler aus dem Raum Egling/Walleshausen müssten mit dem Auto nach Geltendorf gebracht werden. Außerdem wäre es notwendig, den früheren Zug um eine Einheit aufzustocken. Ob das möglich ist, bezweifelt Lippl selbst, da der Zug nicht von Augsburg aus fahre und er nicht wisse, ob die BRB eine weitere Zugeinheit in Geltendorf habe.

    Dass sich kurzfristig zumindest der Busverkehr sicherer gestaltet, ist aufgrund des chronischen Personalmangels kaum zu erwarten, heißt es aus dem Landratsamt. Man dringe aber darauf, über Ausfälle zumindest rechtzeitig informiert zu werden, sagt Sprecherin Anna Diem. Da alle Busunternehmen dasselbe Problem hätten, habe der Landkreis auch praktisch keine Sanktionsmöglichkeiten, wenn die vertraglichen Leistungen teilweise nicht erfüllt werden. 

    Eine schriftliche Anfrage unserer Redaktion an die Betreiberin der Buslinie von Inning nach St. Ottilien nach Landsberg blieb im Übrigen unbeantwortet. Somit bleibt offen, ob und welche Überlegungen es in der Verkehrsbranche gibt, die Situation zu verbessern. 

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