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Kirche: Religiöse Heimat für die Vertriebenen

Kirche

Religiöse Heimat für die Vertriebenen

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    Zum Abschluss der Feierlichkeiten gab es eine Oldtimer-Fahrt durch die ganze Gemeinde.
    Zum Abschluss der Feierlichkeiten gab es eine Oldtimer-Fahrt durch die ganze Gemeinde.

    Mit dem Ende des Zweiten Weltkriegs änderte sich das evangelische Leben in Pöttmes schlagartig. Durch den Zuzug von Flüchtlingen aus Ungarn und Schlesien wuchs dort die Zahl der evangelischen Christen auf bis zu 400 Gläubige an. Ein Höchststand, der seitdem nie mehr erreicht wurde. Um den Vertriebenen auch eine religiöse Heimat zu bieten, wurde ein eigenes Gotteshaus gebaut. Vor 50 Jahren wurde die evangelische Kirche in

    Den Auftakt bildete ein Konzert am Freitagabend. In der Kirche traten die Hot-Eis-Band, eine Formation aus jungen Mitgliedern der Gemeinde, und der evangelische Kirchenchor Untermaxfeld unter der Leitung von Nicole Stein auf. Federführend für die Gestaltung des Konzerts waren die Organistinnen Eva Biolek und Nadine Stückle. Neben modernen Stücken und Kirchenmusik waren auch Lieder aus dem Luther-Musical zu hören.

    Am Sonntag versammelte sich die Gemeinde an der Johanneskapelle am Marktplatz, um von dort aus zur Lutherkirche zu marschieren. Angeführt wurde der Zug vom Musikorchester Pukas, das später auch zum Mittagstisch aufspielte. Für Pfarrerin Cornelia Dölfel war der Festzug einer der schönsten Momente. Denn als er an der katholischen Kirche St. Peter und Paul vorbeikam, winkten die Katholiken dem Feierzug zu. Allein daran erkenne man das freundschaftliche und gute Verhältnis zwischen der evangelischen und katholischen Gemeinde, sagte Pfarrerin Dölfel sichtlich gerührt über die Geste.

    In der Lutherkirche hielt Dekan Thomas Schwarz die Festpredigt. Die Pöttmeser Lutherkirche gehört der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Ludwigsmoos (Kreis Neuburg-Schrobenhausen) und damit dem Dekanat Ingolstadt an. Rund 1000 Mitglieder zählt die Gemeinschaft, knapp ein Viertel wohnt in Pöttmes. „In meinem Gebiet wohnen rund 25000 Gläubige, aber nur knapp 1000 von ihnen sind evangelisch“, sagte Pfarrerin Dölfel. Die überschaubare Mitgliederzahl habe auch ihren Vorteil, denn damit sei ein intensiver und persönlicher Kontakt möglich.

    In Pöttmes bringen sich die Mitglieder von Anfang an stark mit ein. Ohne das Engagement vieler Einzelner, könnte das runde Jubiläum heute so nicht gefeiert werden, sagte Andreas Loquai. Mehr als 30 Jahre war er im Kirchenvorstand aktiv und war auch während der Bauarbeiten der Lutherkirche involviert. Bereits in der dritten Generation ist seine Familie in der Pfarrei aktiv. Anlässlich des runden Jubiläums stellte er seine selbst geschriebene Chronik über das evangelische Leben in Pöttmes aus. Bereits zuvor waren die Schautafeln, die er mit seinem Sohn Arwed gestaltet hat, im Rathaus zu sehen (wir berichteten).

    In der Ausstellung fällt immer wieder der Name eines Ehepaars, das das evangelische Leben in Pöttmes maßgeblich geprägt hat: Therese und Karl Hofmann. 1923 zog das Paar von Arzberg in Oberfranken nach Pöttmes.

    Bevor es zu dem Neubau kam, fanden schon evangelische Gottesdienste in Pöttmes statt. Die ersten Messen wurden im Schloss Schorn, später im Unteren Tor und in der katholischen Johanneskapelle gefeiert. Dass die katholische Gemeinde die kleine Kapelle am Marktplatz zur Verfügung stellte, zeigt die bis heute gute Zusammenarbeit.

    Auch am Feierwochenende war die gelebte Ökumene zu sehen: Zum Festakt am Sonntag kam Kaplan Helmut Epp. Glückwünsche überbrachten stellvertretender Landrat Manfred Losinger, Pöttmes’ Bürgermeister Franz Schindele und sein Ehekirchener Kollege Günter Gamisch. Schindele hob hervor, er sei froh, dass die Marktgemeinde vor mehr als 50 Jahren das Grundstück der Lutherkirche stiftete, und dadurch eine religiöse Heimat für viele Bürger geschaffen werden konnte.

    Ein besonderer Festredner war Pfarrer Johannes Braun, der von 1963 bis 1972 in der Gemeinde Ludwigsmoos-Pöttmes tätig war. Er wünschte seiner ehemaligen Gemeinde, dass sie auch künftig wachse, blühe und gedeihe. Gleichzeitig mahnte er zu mehr Ökumene: „Wir sitzen als Christen alle in einem Boot.“

    Und auch für die jungen Besucher war an dem Festwochenende viel geboten: Der Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder Land Bayern (VCP) stellte seine Arbeit vor und gab mit Lagerfeuer und Stockbrot einen Vorgeschmack. Der Jugendreferent des Dekanats, Philip Höhn, kam mit dem Projekt „Tour-Tür“: Dabei werden mit Kindern und Jugendlichen Forderungen an Kirche und Politik erarbeitet. Die Ergebnisse werden, wie einst Martin Luthers 95 Thesen, an eine mobile Kirchentür genagelt. Die Fahrt mit einem Oldtimerbus kreuz und quer durch die Pfarrgemeinde stellte den Abschluss des Festes dar.

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