Die Bundesregierung will eine Million Packungen des neuen Medikaments Paxlovid der US-Firma Pfizer gegen schwere Covid-Verläufe kaufen. Mit ersten Lieferungen werde noch im Januar gerechnet. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat bereits eine Notfallzulassung für das Corona-Medikament ausgesprochen. Paxlovid ist laut FDA das erste Covid-Mittel in den USA, das in Pillenform eingenommen werden kann. Das Medikament, das der US-Hersteller Pfizer entwickelt hat, soll in den USA kostenlos erhältlich sein. Die Pille muss jedoch von Hausärzten verschieben werden. Zehn Millionen Dosen soll die US-Regierung nach eigenen Angaben gekauft haben – für umgerechnet 4,7 Milliarden Euro. Das Medikament könnte noch in diesem Jahr an die USA geliefert werden.
Der Infektiologe Philipp Schommers von der Uniklinik Köln sieht die Entwicklung der Corona-Pille als Grund zur Hoffnung. Wenn sich die Studiendaten „so bewahrheiten, und wir dieses Medikament auch in genügender Menge zur Verfügung haben in Deutschland, könnte es doch eine deutliche Besserung zu allen bisher bekannten Medikamenten geben“, erklärt Schommers vergangene Woche im Deutschlandfunk.
Ein großer Vorteil ist die Art der Verabreichung: „Das Einzige, was wir bisher zur Behandlung von Frühinfizierten hatten, wo man gesehen hat, dass es effektiv war, zumindest bis Omikron kam, waren monoklonale Antikörper.“ Diese Antikörper muss man jedoch spritzen. Die meisten Patienten können sie sich also nicht selbst verabreichen – im Gegensatz zum Schlucken einer Tablette.
Corona-Pille: Wer darf Paxlovid einnehmen?
Paxlovid soll an positiv getestete Corona-Patienten verabreicht werden, die milde bis mittlere Symptome und ein großes Risiko für einen schweren weiteren Krankheitsverlauf haben. Das Mindestalter zur Einnahme von Paxlovid sind 12 Jahre. Das Medikament soll dann zweimal täglich, fünf Tage lang eingenommen werden.
Wie gut wirkt Paxlovid?
Pfizer zufolge senkt das Medikament das Risiko von Krankenhauseinweisungen und Todesfällen bei Patienten mit dem Coronavirus um 89 Prozent. Nach Angaben des Unternehmens vom November verhindert die Corona-Pille sehr erfolgreich schwere Krankheitsverläufe. Hans-Georg Kräusslich, der Leiter der Virologie am Universitätsklinikum Heidelberg, hält Paxlovid für ein Medikament, „das bei Risikopatienten, also älteren Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen, wenn früh gegeben, einen erheblichen Vorteil bewirken kann.“
Zu den möglichen Nebenwirkungen des Medikaments gehören eine Beeinträchtigung des Geschmackssinns, Durchfall, Bluthochdruck sowie Muskelschmerzen.
Wirkstoff: Wie wirkt das Corona-Medikament?
Paxlovid enthält unter anderem den Wirkstoff Nirmatrelvir, der die Vermehrung des Virus im Körper stoppt. Dazu blockiert der Stoff einen bestimmten Baustein des Virus: ein Enzym, das dabei hilft, die Eiweißmoleküle des Erregers richtig anzuordnen. Das Enzym ist eine sogenannte Protease. Der Paxlovid-Wirkstoff wird daher auch Protease-Hemmer genannt.
Doch wie sieht es bei der Omikron-Variante aus, die viele Mutationen hat? Paxlovid dürfte auch dagegen hochwirksam sein. Im biochemischen Experiment zumindest konnte der Wirkstoff die Omikron-Protease blockieren, erklärte Hans-Georg Kräusslich dem Deutschlandfunk am Donnerstag.
Paxlovid: auch bald bei uns?
Die europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte Mitte November mitgeteilt, mit einer Untersuchung des neuen Covid-19-Medikaments begonnen zu haben – im beschleunigten Rolling-Review-Verfahren. Dabei werden die Ergebnisse der klinischen Studien laufend an die Behörde weitergegeben, sobald sie erhoben wurden. Sonst bekommt die EMA die Daten meist erst am Ende aller Untersuchungen als Komplettpaket.
Eine mögliche Zulassung könnte also schneller kommen als in einem üblichen Verfahren. Wann genau, ist noch unklar und recht schwer vorherzusagen. Doch als Notfallmedikation kann Paxlovid unter entsprechenden Bedingungen schon eingesetzt werden. Dazu muss das Medikament allerdings auch verfügbar sein.
Karl Lauterbach kündigte am Dienstag zudem eine Notfallzulassung in Deutschland an: "Damit Paxlovid sofort bei Lieferung eingesetzt werden kann, habe ich zusammen mit dem Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte das Verfahren für die Notfallzulassung in Deutschland eingeleitet", sagte der Gesundheitsminister.
Gibt es andere Corona-Medikamente?
Auch der US-Pharmakonzern Merck Sharp & Dohme hat ein Medikament gegen das Coronavirus entwickelt: Molnupiravir. In Großbritannien ist es bereits zugelassen, auch wenn die Wirksamkeit laut dem Unternehmen lediglich bei 30 Prozent liegt.
In Deutschland wird ebenfalls an einer Corona-Pille gearbetet: Das Biotech-Unternehmen "CORAT Therapeutics" in Braunschweig forscht an einem Medikament, das mittels genveränderten, neutralisierenden Antikörpern die Coronaviruslast im Körper senkt. Es ist speziell für geschwächte Patienten auf Intensivstationen gedacht. Dessen Zulassung soll allerdings erst im nächsten Sommer beantragt werden.