In den Weltraum zu fliegen, über dem blauen Planeten zu schweben, ferne Planeten und unentdeckte Orte erkunden: Der Traum von anderen Galaxien und unbekannten Sternen beschäftigte schon Forscher im Mittelalter, die anfingen, intensiv und stärker systematisiert den Himmel zu beobachten und so auch Einfluss auf die spätere Wissenschaft ausübten. Heute ist der Kosmos, der die Erde umgibt, für uns Menschen näher als je zuvor. Bahnbrechende Entdeckungen und Missionen der vergangenen Jahrzehnte, wie mehrere Marssonden zur Erforschung des roten Planeten oder die faszinierenden Aufnahmen des Hubble-Weltraumteleskop, sprengen unsere Vorstellungskraft.
Ein weiterer Traum in der Raumfahrt ist nun wahr geworden: Die Weltraumsonde "Solar Orbiter" hat auf ihrer mehrjährigen Reise durchs All nun den sonnennächsten Punkt erreicht. Die Mission startete am 10. Februar 2020 im Rahmen des ESA-Programms "Cosmic Vision 2015-2025". Neben weiteren Ländern wie Spanien und die Schweiz waren vier Forschungseinrichtungen und Institute in Deutschland bei der Instrumententwicklung und -bereitstellung beteiligt und stellten so sechs der zehn erforderlichen Instrumente zur Verfügung. Ziel ist es, die Physik der Sonne und die innere Heliosphäre zu erforschen - also den Bereich, der die Sonne weitläufig umgibt. Dazu zählen auch die elektromagnetischen Felder und Sonnenteilchen, die die Raumsonde umströmen.
"Solar Orbiter" näherte sich Sonne bis auf etwa 48 Millionen Kilometer
Geplant sind Beobachtungen mit hoher Auflösung, um auch Rückschlüsse über die Sonne-Erde-Beziehung zu treffen und den Stern besser zu verstehen. Die Heliosphäre wird stark vom Sonnenwind mit seinen Magnetfeldern und energetischen Teilchen bestimmt. Kernfrage seit es laut Esa und Nasa, zu untersuchen, wie die Sonne den sie umgebenden Bereich beeinflusst. Die selben physikalischen Bedingungen lassen sich im Labor auf der Erde nicht reproduzieren. Deshalb sind Messungen nahe der Sonne erforderlich, um das solare Umfeld möglichst gut und ursprünglich zu untersuchen.
"Solar Orbiter" näherte sich nun der Sonne bis auf etwa 48 Millionen Kilometer, wie die europäische Weltraumagentur ESA am Samstag mitteilte. Das entspricht weniger als einem Drittel des Abstandes zwischen Erde und Sonne. "Solar Orbiter" kam damit dem Zentrum des Sonnensystems so nahe wie keine Raumsonde zuvor. Mit rund 1,5 Milliarden Euro Kosten zählt "Solar Orbiter" zu den Mittelklasse-Missionen der Esa und der US-Raumfahrtbehörde Nasa. An Bord der 1,8 Tonnen schweren Raumsonde sind zehn wissenschaftliche Instrumente.
Bereits im Juni 2020 war die Sonde bis auf 77 Millionen Kilometer an die Sonne herangeflogen und hatte Aufnahmen von rätselhaften "Lagerfeuern" auf dem Stern gemacht. Die aktuelle, stark elliptische Umlaufbahn des Orbiters wird sich in den kommenden drei Jahren laut Forschung nur wenig ändern: Etwa alle sechs Monate wird die Raumsonde ihren sonnennächsten Punkt erreichen. Beim nächsten Durchgang, der im Oktober ansteht, fliegt die Weltraumsonde dann bis auf 42 Millionen Kilometer an die Sonne heran - also 6 Millionen Kilometer näher als sie es nun ist.