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Vogelgrippe: Forscher testen Resistenz von genveränderten Hühnern

Krankheit

Vogelgrippe: Forscher testen Resistenz von genveränderten Hühnern

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    Ein Schild informiert über die Vogelgrippe auf der Hochseeinsel Helgoland.
    Ein Schild informiert über die Vogelgrippe auf der Hochseeinsel Helgoland. Foto: Sina Schuldt, dpa (Archivbild)

    Die Vogelgrippe grassiert seit Jahren weltweit, auf Geflügel-Farmen, in Privathaushalten und in freier Wildbahn. Das Gefährliche: Sie wird nicht nur von Vogel zu Vogel übertragen, immer wieder springt der Erreger auch auf Säugetiere und den Menschen über, teilweise mit tödlichen Folgen.

    Forscher versuchen seit Jahren ein Mittel gegen die verschiedenen Viren vom Typ Influenza A, welche die Vogelgrippe auslösen, zu finden, waren bisher aber wenig erfolgreich. Impfungen beispielsweise bieten keinen ausreichenden Schutz gegen die Krankheit, da die Erreger dazu tendieren zu mutieren und so die Impfung zu umgehen, wie das Recherchenetzwerk Deutschland (RND) erklärt.

    Nun ist einem britischen Forscherteam aber wohl ein Durchbruch gelungen, wie das in dem Fachblatt Nature Communications veröffentlichte Paper zeigt. Das Team um Alewo Idoko-Akoh und Mike McGrew von der University of Edinburgh hat über einen Zeitraum von zwei Jahren genetisch veränderte Hühner beobachtet und eine erhöhte Resistenz gegen die Vogelgrippe feststellen können. Ist das die Lösung für das sich schnell verbreitende Virus?

    Vogelgrippe: Wie greift die Krankheit an?

    Um die Vorgehensweise der Forscher zu verstehen, ist zunächst wichtig zu erklären, wie Tiere mit Vogelgrippe angegriffen werden. Die Vogelgrippe wird von verschiedenen Viren vom Typ Influenza A verursacht, wie das Robert-Koch-Institut erklärt. Die Viren greifen vor allem Vögel an, können aber auch auf Säugetiere und den Menschen übergehen. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO wurden seit 2003 weltweit über 1100 Todesfälle wegen der Vogelgrippe nachgewiesen. Laut den britischen Forschern sorgt aktuell besonders die Variante H5N1 für großes Vogelsterben weltweit.

    Influenza-Viren generell, also auch die der Vogelgrippe, nutzen bei einer Erkrankung die Familie der ANP32-Proteine, um sich in Körperzellen zu vermehren. Das passiert in Vögeln, wie auch in Säugetieren und Menschen. Aus diesem Grund haben die Forscher mit Hilfe der Gen-Schere Crispr-Cas9 genveränderte Hühner erschaffen, die ein verändertes Gen für das Protein ANP32A besitzen. Das gleiche Protein kommt leicht abgewandelt auch in Säugetieren vor.

    Die Idee war, dass die Influenzaviren so keine Möglichkeit mehr hätten, sich zu vermehren und damit eine Erkrankung mit der Vogelgrippe ausbleiben würde. Um das zu testen wurden die genmanipulierten dem Influenza-Erregertyp H9N2, der besonders in Ostasien weit verbreitet ist, ausgesetzt. Dieser Erregertyp ist allerdings weniger aggressiv als H5N1.

    Ein mögliches Überspringen des Vogelgrippe-Virus auf den Menschen bereitet Experten Sorgen.
    Ein mögliches Überspringen des Vogelgrippe-Virus auf den Menschen bereitet Experten Sorgen. Foto: Felix Kästle, picture alliance /dpa (Symbolbild)

    Genveränderte Hühner: Immun gegen Vogelgrippe?

    Die Ergebnisse der Forscher sind vielversprechend. Dem H9N2-Erreger ausgesetzt, infizierten sich die Hühner bei einer gewöhnlichen Dosis kaum, neun der zehn genveränderten Hühner blieben gesund. Die Forscher aber wollen die Euphorie darüber im Keim ersticken. Denn bei einer extrem hohen, 1000-fachen Dosis, infizierte sich die Hälfte der Hühner. Jedoch entwickelten sie keine hohe Viruslast und übertrugen die Erreger auch nicht auf Artgenossen.

    Wie konnten die Tiere sich also infizieren? Untersuchungen der Forscher haben ergeben, dass der Vogelgrippe-Erreger aus Mangel an dem Protein ANP32A einfach die weniger geeigneten Proteinvarianten ANP32B and ANP32E nutzte, um sich zu vermehren. Leicht abgewandelte Proteine dieser Art gibt es auch im Menschen. Die genveränderten Hühner waren also deutlich resistenter gegenüber der Vogelgrippe, völlig immun aber auch nicht.

    In Deutschland gibt es die ersten Nachweise des Vogelgrippe-Virus H5N1 bei Füchsen.
    In Deutschland gibt es die ersten Nachweise des Vogelgrippe-Virus H5N1 bei Füchsen. Foto: Christophe Gateau, dpa

    Keine vollständige Resistenz der Hühner: Wie soll es nun weitergehen?

    Alleine die Veränderung des Proteins ANP32A reicht also nicht aus, um eine Resistenz gegen die Vogelgrippe zu entwickeln. Die sei aber wichtig zu erreichen, je früher desto besser, betonen die Forscher. Denn die Vogelgrippe-Varianten neigen zu Mutationen, die es immer schwieriger machen werden, sie zu bekämpfen.

    Die Forscher werden nun weiter an genveränderten Hühnern forschen, als nächstes wollen sie alle drei Mitglieder der ANP32-Proteine – ANP32A, ANP32B und ANP32E – aus den Hühnern entfernen. Hier befürchten sie allerdings, dass der Eingriff eine Auswirkung auf die Gesundheit der Vögel haben könnte. Bei der Veränderung des Proteins ANP32A alleine, konnten sie keine gesundheitliche Beeinträchtigung feststellen.

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