Ernährung, Sport, Umweltbedingungen, Gene, und so weiter – dass alle diese Faktoren einen Einfluss auf unsere Gesundheit haben, ist allgemein bekannt. Aber auch die Körpergröße kann eine Rolle spielen, ob ein Mensch an bestimmten Krankheiten erkrankt, oder nicht, wie die Deutsche Presseagentur (dpa) berichtet.
Körpergröße: Menschen werden immer größer
Menschen werden immer größer, das ist statistisch bewiesen. In Deutschland lässt sich ein ganz schöner Wachstumsschub in den letzten 100 Jahren beobachten. Deutsche Männer waren im Jahr 1896 durchschnittlich 1,67 Meter groß, heute sind es fast 1,80 Meter. Frauen sind im gleichen Zeitraum von 1,56 Metern auf durchschnittlich 1,66 Meter gewachsen. Übrigens: Auch Napoleon, der angeblich so klein war, entsprach etwa dem Durchschnitt seiner Zeit. Mit 1,68 Meter lag er vor 200 Jahren sogar etwas darüber, wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet.
Wie die Experten des Gesundheitsportals onmeda.da erläutern, gibt es verschiedene Theorien für dieses Wachstum, von denen noch keine eindeutig belegt ist. Vermutlich spielen mehrere Faktoren eine Rolle, zu den beliebtesten zählen die Ernährung, der soziale Status und Sport. Das Männer schneller wachsen an Frauen liegt wahrscheinlich an der Anti-Baby-Pille: Das darin enthaltene Östrogen bedingt einen verfrühten Wachstumsstopp.
Gesundheit: Spielt die Körpergröße bei Erkrankungen eine Rolle?
Wie die dpa berichtet, spielt die Körpergröße bei manchen Krankheiten eine Rolle. Bei Diabetes, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Thrombose hat die Größe eines Menschen einen Einfluss darauf, wie wahrscheinlich er an den jeweiligen Krankheiten erkranken wird. Weder kleine noch große Menschen haben dabei immer die besseren Karten.
Diabetes: Körpergröße spielt eine Rolle
Wie Norbert Stefan, Professor für klinisch-experimentelle Diabetologie am Universitätsklinikum Tübingen gegenüber der dpa sagte, erkranken große Menschen seltener an Diabetes. Durch das Körperwachstum werde weniger Fett in der Leber gespeichert, was mit einer besseren Insulin-Empfindlichkeit einhergehe. Bei kleineren Menschen könne Glukose hingegen schlechter verwertet werden, weshalb sie eher an Diabetes erkranken.
Aber wie groß ist die Rolle der Körpergröße für die Wahrscheinlichkeit, an Diabetes zu erkranken? Das hat Karel Kostev, wissenschaftlicher Leiter in der epidemiologischen Forschung des Auftragsforschungsinstituts IQVIA erforscht. Das Ergebnis: Die Körpergröße hat einen nicht unbeachtlichen Einfluss: Pro zehn Zentimeter geringerer Körpergröße steigt das Risiko für neu auftretenden Typ-2-Diabetes bei Frauen um 15 Prozent und bei Männern um zehn Prozent. In diesem Fall sind große Menschen also eindeutig im Vorteil.
Krebs: Bestimmte Körpergröße ist anfälliger
Bei Krebserkrankungen verhält es sich offenbar genau umgekehrt, hier haben größere Menschen ein größeres Risiko einer Erkrankung. Laut der Uniklinik Düsseldorf steigt das Risiko für Frauen um elf Prozent je zehn Zentimeter größerer Körpergröße. Bei Männer steigt das Risiko bei gleicher Zunahme der Körpergröße um sechs Prozent.
Daran ist laut Professor Stefan aus Tübingen vermutlich die Ernährung Schuld: Milchprodukte und Fleisch aktivieren wohl Wachstumshormone, die dann ein lebenslang stärkeres Zellenwachstum fördern. Das steigere das Risiko für Krebserkrankungen. Hier sind kleine Menschen also weniger anfällig für Erkrankungen.
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Thrombose: Körpergröße beeinflusst Risiko
Größere Menschen haben laut Professor Stefan in diesem Bereiche einige Vorteile: „Fettsäuren weniger, LDL Cholesterin niedriger, Glukose niedriger und Hepatokine (Leberproteine) günstiger.“ Dadurch sinke das Herzinfarktrisiko größerer Menschen. Auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen sieht es für größere Menschen besser aus, wie eine Studie der Uniklinik Düsseldorf aufzeigt. Dabei wurden die Daten von über 660 000 Patienten ausgewertet. Gleichzeitig seien kleinere Patienten anfälliger für erhöhten Blutdruck, wodurch das Risiko eines Schlaganfalls steigt.
Bei Thrombosen verhält es sich genau umgekehrt, wie Professor Stefan erklärt. Da das Blut länger zum Herz gepumpt werden muss, soll das Entstehen von Thrombosen begünstigt werden. Hier sind kleinere Menschen also nicht ganz so gefährdet.