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Gesundheit: Diabetes: Was mit Bewegung und guter Ernährung möglich ist

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Diabetes: Was mit Bewegung und guter Ernährung möglich ist

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    In der Liste der Volkskrankheiten in Deutschland rangiert Diabetes nach Angaben des Robert Koch-Instituts auf dem fünften Rang.
    In der Liste der Volkskrankheiten in Deutschland rangiert Diabetes nach Angaben des Robert Koch-Instituts auf dem fünften Rang. Foto: Matthias Hiekel/Archiv (dpa)

    Von Diabetikern, die bereits auf Insulin angewiesen sind, hört Dr. Nicola Haller oft folgende Frage: „Was meinen Sie, werde ich das wieder los?“ Bei ihrer Antwort legt sich die Diabetesberaterin nicht fest. „Grundsätzlich ist es immer möglich, die Krankheit zu stoppen“, sagt Haller, die auch stellvertretende Vorsitzende von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe und zugleich Vorsitzende des Verbands der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe in Deutschland ist. Versprechungen mache sie aber nicht.

    So betreut Haller einen Patienten, der inzwischen Tag für Tag zehn Kilometer läuft. „Wenn er so weiter macht, hat er gute Chancen, vom Insulin wegzukommen“, sagt die Medizinpädagogin. „Aber so etwas sind eher Einzelfälle.“

    Klar ist, dass Patienten mit Diabetes mellitus Typ 2 durch Bewegung und geeignete Ernährung einen wichtigen Beitrag zur Therapie leisten können. „Vor allem dann, wenn der Diabetes früh entdeckt wird, kann man durch eine Lebensstiländerung viel erreichen“, sagt auch Prof. Dr. Baptist Gallwitz, Past-Präsident der Deutschen Diabetes Gesellschaft. Wird das Konzept konsequent durchgehalten, normalisieren sich die Blutzuckerwerte bei manchen Patienten, sodass sie keine Medikamente brauchen.

    Gute Chancen für "Prädiabetes"-Patienten

    Besonders beeindruckend sind die Erfolge bei Menschen, bei denen sich die Krankheit anbahnt. So zeigten Studien, dass eine Lebensstiländerung einen Großteil der Patienten mit sogenanntem „Prädiabetes“ vor Schlimmerem bewahren konnte: „Bei 60 Prozent konnte dadurch verhindert werden, dass sich in fünf Jahren ein Diabetes entwickelt hat“, berichtet Gallwitz. „Das ist mehr, als Medikamente schaffen.“ Die Patienten hatten die Weisung, sich unter anderem eine halbe Stunde pro Tag zu bewegen und auf eine ausgewogene Ernährung zu achten, die weniger Fett und Kalorien enthielt.

    Derlei Maßnahmen haben mehrere Effekte: Eine ballaststoffreiche Ernährung, die etwa reichlich Vollkornprodukte enthält, wirkt sich günstig auf die Blutzucker- und Blutfettwerte aus. Außerdem sorgen solche Lebensmittel für ein längeres Sättigungsgefühl und tragen zur Gewichtsregulation bei, die wiederum dem Zuckerstoffwechsel zugutekommt. Auch Sport hilft beim Abnehmen, und nicht nur das: „Bewegung verbessert die Insulinempfindlichkeit im Körper“, erklärt Haller.

    Das sind die Krankheiten Diabetes Typ 1 und Typ 2

    Diabetes mellitus, umgangssprachlich auch einfach nur Diabetes oder auch Zuckerkrankheit genannt, ist eine chronische Stoffwechselerkrankung. Die beiden wichtigsten Formen sind der Typ-1- und der Typ-2-Diabetes.

    Woher kommt der Name Zuckerkrankheit? Tatsächlich sind die ersten Diagnosen von Diabetes mellitus mithilfe einer Geschmackprobe des Urins erstellt worden. Der Harn von Diabetikern weist einen erhöhten Blutzuckerspiegel und somit einen süßlichen Geschmack auf.

    Die Überzuckerung des Blutes - der sogenannten Hyperglykämie - erfolgt überwiegend aufgrund einer Beeinträchtigung des körpereigenen Insulins, dem Hauptregelungshormon des Zuckerstoffwechsels im menschlichen Körper.

    Diabetes ist eine der weltweit am weitesten verbreiteten Krankheiten. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation WHO leiden global rund 350 Millionen Menschen unter der Stoffwechselerkrankung. In Deutschland gibt es Schätzungen zufolge rund sechs Millionen Betroffene. Damit ist Diabetes eine Volkskrankheit.

    Seit 1998 wird Diabetes mellitus in vier Typen unterteilt: Typ-1-Diabetes (Zerstörung speziell der Betazellen der Langerhans-Inseln der Bauchspeicheldrüse, meist absoluter Insulinmangel), Typ-2-Diabetes (unterschiedliche Kombinationen von Insulinresistenz, Hyperinsulinismus, relativem Insulinmangel, Sekretionsstörungen), andere spezifische Diabetes-Typen und Schwangerschaftsdiabetes.

    Diabetes Typ 1: Bei diesem Krankheitstyp handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Dabei zerstört das körpereigene Immunsystem im Rahmen einer als Insulitis bezeichneten Entzündungsreaktion die insulinproduzierenden Betazellen der Bauchspeicheldrüse. Dieser Verlust führt zu einem zunehmenden Insulinmangel. Erst wenn ca. 80 – 90 Prozent der Betazellen zerstört sind, manifestiert sich der Typ-1-Diabetes.

    Der Insulinmangel bei Typ-1-Diabetes bewirkt, dass die insulinabhängigen Zellen und Gewebe nicht mehr in der Lage sind, Glukose aufzunehmen. Deshalb häuft sich Glukose im Blut an, während es den Zellen als Energielieferant fehlt. Die Glukoseneubildung in der Leber wird allerdings nicht eingeschränkt. Daher steigt der Blutzuckerspiegel. Das wiederum hat zur Folge, dass Körperfett nicht mehr gehalten werden kann und das Blut überschwemmt, bis alle Stoffwechselvorgänge im Körper beeinflusst werden. Das Blut wird übersäuert, der Körper verliert Wasser und Nährstoffe.

    Charakteristisch für die Manifestation des Typ-1-Diabetes ist die ausgeprägte Gewichtsabnahme innerhalb von Tagen bis wenigen Wochen, verbunden mit Austrocknung (Exsikkose), ständigem Durstgefühl, häufigem Wasserlassen, Erbrechen und gelegentlich auch Wadenkrämpfen und Bauchschmerzen. Allgemeine Symptome wie Müdigkeit und Kraftlosigkeit, Sehstörungen und Konzentrationsstörungen kommen hinzu. Kopfschmerzen sind auch nicht ungewöhnlich.

    Die Entstehung von Diabetes Typ 1 ist sowohl genetisch, als auch durch Umweltfaktoren bedingt. Dabei spielen stets mehrere Faktoren eine Rolle. Bisher konnte bei mehr als 50 Genen ein Zusammenhang mit der Entstehung von Typ-1-Diabetes nachgewiesen werden. Die meisten Genveränderungen müssen zusammen mit anderen Veränderungen einhergehen, um eine Erkrankung auszulösen.

    Beim Typ-1-Diabetes muss das fehlende Hormon Insulin künstlich in Form von Insulinpräparaten zugeführt werden. Das Ziel dieser Insulintherapie ist nicht die Heilung von Typ-1-Diabetes, sondern Ersatz des fehlenden körpereigenen Insulins. Deshalb muss die Therapie kontinuierlich bis ans Lebensende durchgeführt werden. Eine Therapie zur Heilung ist bisher nicht verfügbar.

    Bei Typ-2-Diabetes ist Insulin zwar im Körper vorhanden, kann aber an seinem Zielort, den Zellmembranen, aber nicht richtig wirken: Es handelt sich um eine Insulinresistenz. In den ersten Krankheitsjahren kann die Bauchspeicheldrüse dies durch die Produktion hoher Insulinmengen kompensieren. Irgendwann kann die Bauchspeicheldrüse die überhöhte Insulinproduktion aber nicht mehr aufrechterhalten und somit den Blutzuckerspiegel nicht mehr kontrollieren. Ein Typ-2-Diabetiker produziert viel mehr körpereigenes Insulin als der Stoffwechselgesunde, doch aufgrund einer hohen Insulinresistenz steigt der Blutzucker dennoch an; später kommt es über einen relativen Mangel in einigen Fällen zu einem absoluten Insulinmangel.

    Noch in den 1990er Jahren hatte der Diabetes-Typ-2 verharmlosend den Beinamen Altersdiabetes, weil er in der Regel erst im höheren Lebensalter auftrat. Allerdings wird der Diabetes Typ 2 auch bei immer mehr jüngeren Menschen diagnostiziert. Es handelt sich wie bei Typ 1 um eine multifaktoriell ausgelöste Erkrankung, wobei an erster Stelle der Ursachen das Übergewicht steht. Dessen Einfluss wird durch die Gene und mögliche weitere Faktoren verändert. Insbesondere übermäßiges Bauchfett um innere Organe wie Leber oder Bauchspeicheldrüse, verursacht durch eine fett- und zuckerlastige Ernährung, gilt als Risikofaktor.

    Viele Typ-2-Diabetiker haben jahrelang keine fassbaren Symptome. Im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes geht der Typ-2-Diabetes eher selten mit einer Gewichtsabnahme und nur bei massiv erhöhten Blutzuckerwerten mit vermehrtem Wasserlassen und Durstgefühl einher. Häufig bestehen zu Beginn unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Schwäche, Sehstörungen und Infektneigung wie z. B. häufige Blasenentzündungen, bei Männern wiederholt auftretende Entzündungen der Eichel und/oder der Vorhaut mit möglicher Ausbildung einer sekundären Phimose.

    Da diese Symptome sehr unspezifisch sind, wird die Diagnose häufig erst nach Jahren durch Zufall gestellt.

    Beim Typ-2-Diabetes kann die erhöhte Insulinresistenz u. a. durch Gewichtsabnahme und vermehrte Bewegung verringert werden. Der Blutzucker sinkt bei jedem Patienten, der Übergewicht abbaut, prozentual im Mittel deutlicher als der Blutdruck. Etwa die Hälfte aller neu diagnostizierten Diabetiker erreichen durch eine Gewichtsabnahme von 10 kg eine Remission (normaler Nüchternblutzucker). Diese Erkenntnisse legen übergewichtigen Diabetikern eine umfassende Lebensstiländerung nahe, was allerdings eine hohe Motivation erfordert und für viele Patienten schwer zu realisieren ist.

    Für die Wirksamkeit der Lebensstiländerung zur Verhinderung eines Diabetes mellitus Typ 2 gibt es eine Vielzahl von Studien. Diese zeigen aber auch, dass Patienten die Einnahme von Medikamenten eher akzeptieren als eine Veränderung des Lebensstils.

    Welcher Ansatz am effektivsten ist, ist von Patient zu Patient unterschiedlich. „Worauf man am stärksten anspricht, ob eher auf eine Ernährungsumstellung oder auf ein Sportprogramm, muss man letztendlich ausprobieren“, sagt Gallwitz.

    Von Hungerkuren hält der Diabetologe jedenfalls wenig: „Eine Gewichtsreduktion sollte man über eine Ernährungsumstellung, nicht über eine Crash-Diät erreichen“, betont er. „Bei einem extremen Gewichtsverlust ist die Gefahr da, dass der Körper gegenreguliert. Es ist deshalb besser, langsam abzunehmen.“ Haller sieht das genauso und rät, nicht mehr als fünf bis zehn Prozent Gewichtsverlust innerhalb eines Jahres anzustreben.

    Nach der Erstdiagnose geben Ärzte Patienten in der Regel drei Monate Zeit, um durch eine Lebensstiländerung die Blutzuckerwerte zu senken.

    Warum Metformin-Tabletten helfen

    Sonst werden Medikamente verschrieben: „Es ist dann wichtig, möglichst bald mit der medikamentösen Therapie zu beginnen“, erklärt Gallwitz. Mittel der Wahl ist zunächst Metformin in Form von Tabletten. Der Stoff bewirkt unter anderem, dass der Körper weniger Glukose produziert und erhöht nicht – wie einige andere Diabetes-Medikamente – das Risiko für eine Unterzuckerung. Erst wenn die Krankheit länger besteht, kann es sein, dass sich ein Patient Insulin spritzen muss.

    Ingwer, eine tolle Knolle. Sie wirkt durch die vielen ätherischen Öle entzündungshemmend, vor allem bei Erkältungen und rheumatischen Beschwerden. Häufig wird Ingwer als Magenmittel eingesetzt. Zudem beseitigt er Stoffwechselstörungen und sorgt so für ein gutes Körpergefühl
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    Ingwer, Holunder, Brennnessel: Viele alltägliche Lebensmittel haben heilende Kräfte. Hätten Sie es gewusst?

    Vom Diabetes selbst spürt man zwar erst mal wenig, doch drohen zahlreiche Folgen. So kann die Krankheit Veränderungen der Blutgefäße sowie Nervenschäden nach sich ziehen und unter anderem zu Schlaganfällen, Herzinfarkten, Nierenschäden, Sehstörungen oder zum „diabetischen Fuß“ führen, bei dem Wunden schlecht heilen und Infektionen drohen. Sogar das Risiko für Depressionen und Demenz ist erhöht.

    Besonders groß ist die Gefahr für Folgekrankheiten bei Menschen, bei denen der Diabetes spät entdeckt wird, deren Blutzuckerwerte schlecht eingestellt sind und die weitere Risikofaktoren (Bluthochdruck, gestörte Blutfettwerte) haben, wie Gallwitz erklärt.

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