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Fettsucht: Gewichtsmanagement braucht langen Atem

Fettsucht

Gewichtsmanagement braucht langen Atem

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    Nur wenige schaffen es, nach dem Abnehmen ihr Gewicht zu halten.
    Nur wenige schaffen es, nach dem Abnehmen ihr Gewicht zu halten. Foto: dpa

    Es ist schwierig, sich überflüssiger Pfunde zu entledigen. Viel schwieriger aber scheint es, reduziertes Gewicht nicht wieder ansteigen zu lassen. Nur etwa 15 Prozent aller Menschen sind in der Lage, eine erfolgreiche „initiale“ Gewichtsabnahme von 5 bis zehn Prozent über mehrere Jahre zu halten, so das Ergebnis verschiedener Studien. Für den langfristigen Erfolg ist entscheidend, dass sich Menschen in der Erhaltungsphase selbst ständig kontrollieren und sich etwa bei psychischen Störungen wie Depression fachliche Hilfe holen, berichtet das Kompetenznetz Adipositas (Fettsucht).

    Im Rahmen einer Studie untersuchten an der Ruhr-Universität Bochum Privatdozentin Dr. Tanja Legenbauer und Professor Stephan Herpertz mehr als 500 schwer übergewichtige Männer und Frauen, um mehr über Einflussfaktoren für den langfristigen Gewichtserhalt nach erfolgreicher Adipositastherapie zu erfahren. Die Bochumer Arbeitsgruppe ist am Forschungsverbund MAIN des Kompetenznetzes Adipositas beteiligt, welcher sich mit JoJo-Effekten und Faktoren für eine erfolgreiche Gewichtserhaltung nach Abnahme beschäftigt.

    Nicht in alte Gewohnheiten zurückfallen

    „Wir müssen Adipositas als chronische Erkrankung begreifen“, sagt Legenbauer. „Dem Gewicht sollten die Betroffenen permanent zu Leibe rücken – alle Anstrengungen nützen nichts, wenn die Patienten in alte Gewohnheiten zurückfallen.“ Laut Legenbauer müssen Lebensstiländerungen – wie regelmäßiges und gesundes Essen sowie ausreichend Bewegung – ständig kommuniziert und überprüft werden, damit sie den Betroffenen auch in „Fleisch und Blut“ übergehen. Sie empfiehlt eine tägliche Gewichtskontrolle, um möglichst schnell gegensteuern zu können.

    Längere Nachbetreuung von Vorteil

    Auch eine längerfristige Nachbetreuung sei vorteilhaft, um einen veränderten Lebensstil zu festigen. Nachteilig wirke sich ein Essverhalten aus, das sich an externen Reizen (z.B. Uhrzeiten/Angebot von Speisen) orientiert. „Im Rahmen einer Gewichtsreduktion folgen die Patienten einem rigiden Regime“, sagt Legenbauer. „Wichtig ist, dass die Menschen nach Erreichung des Wunschgewichts nicht wieder alten Mustern verfallen – Belohnungen sollten definitiv nicht an Essen gekoppelt werden.“ Sogenannte „Überlegensschleifen“ können dabei helfen, erste Impulse in Richtung Essen aufzuschieben, den äußeren Reizen zu widerstehen und Hungersignale wahrzunehmen.

    Wichtig ist, sich ein aktives Leben aufzubauen und Essen wieder genießen zu lernen. Insbesondere zeigte sich in der Gruppe mit Gewichtsreduktionsprogramm, dass die Fähigkeit, sich beim Essen kontrollieren zu können, positiv auf den Erhalt der Gewichtsabnahme wirkt. Gewichtsmanagement braucht einen langen Atem: Gewicht zu halten sei eher mit einem lebenslangen Marathon zu vergleichen und definitiv keine Kurzstrecke. AZ

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