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Fastenzeit 2017: Top-Diät: Mit Fasten die gesundheitliche Balance finden?

Fastenzeit 2017

Top-Diät: Mit Fasten die gesundheitliche Balance finden?

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    Fasten muss nicht heißen, gar nichts zu essen. Vielmehr bedeutet eine Fastenkur den bewussten Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel.
    Fasten muss nicht heißen, gar nichts zu essen. Vielmehr bedeutet eine Fastenkur den bewussten Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel. Foto: Kai Remmers (dpa)

    Die Fastenzeiten im Mittelalter müssen hart gewesen sein. Für Christen galten strenge Vorschriften: An bis zu 130 Tagen im Jahr war das Fleisch „warmblütiger Tiere“ ebenso verboten wie Eier und Milchprodukte. Inzwischen hat die Kirche ihre Regeln längst stark gelockert. Bereits seit 1966 sind für Katholiken nur noch der Aschermittwoch und der Karfreitag „gebotene Fast- und Abstinenztage“. Umso stärker schränken sich einige Menschen heute nach Vorgaben von „Fastenpäpsten“ ein, um ihrer Gesundheit etwas Gutes zu tun. „Der heutige Mensch hat auch ohne Bewegung 24 Stunden täglich Zugang zu Nahrung“, sagt Prof. Dieter Melchart, Leiter des Kompetenzzentrums für Komplementärmedizin und Naturheilkunde am Klinikum rechts der Isar in München. „Das ist eine Inbalance, die Gesundheitsrisiken mit sich bringt.“ Für viele Naturheilkundler ist Fasten eine faszinierende Möglichkeit, Krankheiten vorzubeugen oder sogar zu heilen.

    Fasten ist für Schwangere tabu

    Mit einer „Null-Diät“, bei der man rund um die Uhr hungert, hat Fasten nichts zu tun. „Fasten heißt nicht, nichts essen“, betont Melchart. „Es ist ganz wichtig, ausreichend zu trinken und über Brühe genügend Mineralien und Vitamine zu sich zu nehmen.“ Am stärksten verbreitet ist in Deutschland das Konzept des Arztes Otto Buchinger (1878-1966). Er hielt das Fasten für eine Möglichkeit, den Organismus zu reinigen und Selbstheilungskräfte zu wecken. Weiterentwickelt wurde es von Hellmut Lützner, ebenfalls Arzt und Naturheilkundler, der vor allem das „Fasten für Gesunde“ propagierte. „Wenn man ambulant fastet, ist das die bewährteste Methode für Gesunde“, sagt Melchart. Die Kur besteht aus circa zwei Entlastungstagen, an denen man den Körper an kleinere Nahrungsmengen gewöhnt, fünf Fastentagen, an denen nur Tee und Gemüsebrühe erlaubt sind, sowie zwei Aufbautagen, an denen man allmählich wieder mehr isst. Ist es in Ordnung, auf eigene Faust zu fasten? Grundsätzlich ja.

    Rund die Hälfte der Deutschen hält die bevorstehende Fastenzeit aus gesundheitlicher Sicht für sinnvoll. Das ergab eine repräsentative Forsa-Studie im Auftrag der Krankenkasse DAK. Die Befragten fänden den mehrwöchigen Verzicht auf ein bestimmtes Genussmittel oder Konsumgut sinnvoll oder gar sehr sinnvoll - allen voran die Bayern. Worauf verzichten sie?
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    Eine Krankenkasse hat in einer Umfrage herausgefunden, worauf die Deutschen in der Fastenzeit verzichten wollen. Die Ergebnisse im Ranking.

    Tabu ist Fasten nur für Schwangere und Kinder. Ansonsten gilt: „Wenn man gesund ist und sich auch gesund fühlt, ist nichts dagegen einzuwenden, eine Woche in eigener Regie zu fasten“, sagt der Mediziner. „Trotzdem sollte man sich vorsichtshalber vom Arzt untersuchen lassen.“ Auch wenn alle Voraussetzungen stimmen, ist es besser, angeleitet – etwa in einer Gruppe – zu fasten. Dann falle es auch leichter, Fastenkrisen zu überstehen.

    Die nächste Grundregel lautet: viel trinken. Eva Lischka, Vorsitzende der Ärztegesellschaft Heilfasten und Ernährung, sagt: „Es sollten auf jeden Fall zwei bis drei Liter pro Tag sein.“ Das ist vor allem wichtig, um den Harnsäurespiegel zu senken. Beim Fasten bildet der Körper nämlich vermehrt Harnsäure, was – bei vorbelasteten Menschen – zu Gichtanfällen führen kann. Melchart rät deshalb dazu, die entsprechende Menge Flüssigkeit in Form von Wasser oder Tee gleich morgens bereitzustellen. Überdies sollte man für den Fall, dass einem wegen einer Unterzuckerung schwummrig wird, etwas Honig parat haben.

    Hungergefühle zu Beginn der Fastenzeit

    Verschiedene Fasten-Konzepte

    Vom Intervallfasten bis zur Buchinger-Methode: Mit diesen Kuren versuchen Menschen, ihr Gewicht zu reduzieren:

    Buchinger-Methode: Die Kur beginnt mit Entlastungstagen, an denen man leichte Kost zu sich nimmt. Darauf folgen mehrere Fastentage: Außer Wasser stehen nur Tee, Gemüsebrühe oder Saft auf dem Plan. Täglich sollen dadurch nicht mehr als 500 Kalorien zusammenkommen. Am Ende sind mehrere Aufbautage vorgesehen, an denen die Kalorienzufuhr schrittweise gesteigert wird.

    F.-X.-Mayr-Kur: Das Konzept des österreichischen Arztes Dr. Franz Xaver Mayr (1875 – 1965) zielt vor allem auf Darmreinigung ab. In der Kernphase werden zwei Mal täglich alte Semmeln mit etwas Milch langsam gekaut, um intensives Kauen zu lernen. Außerdem wird der Darm regelmäßig entleert und der Bauch massiert, um die Darmtätigkeit anzuregen.

    Schroth-Kur: Benannt nach dem Landwirt und Naturheilkundler Johann Schroth (1798 – 1856). Die Ernährung besteht vor allem aus Getreidebrei, gekochtem Obst und Gemüse und trockenen Brötchen. Dabei wechseln sich „Trockentage“, an denen man wenig Flüssigkeit zu sich nimmt, mit „Trinktagen“ ab. Neben Wasser, Tee und Saft ist ursprünglich auch Wein vorgesehen. Feuchtwarme Wickel sollen zudem die „Entgiftung“ des Körpers fördern.

    Molke-Fasten: Neben Wasser und Tee stehen rund 1,5 Liter Molke auf dem Plan, die man in kleinen Portionen über den Tag verteilt trinkt. Die Molke soll einem Muskelabbau vorbeugen und sich bei Darmbeschwerden günstig auswirken.

    Basen-Fasten: Dabei fastet man nicht im eigentlichen Sinne, sondern verzichtet mindestens eine Woche lang auf säurebildende Nahrungsmittel wie tierische Eiweiße und Getreide. Das soll den Körper entlasten und den Einstieg in eine gesündere Lebensweise erleichtern. Gegessen wird dreimal am Tag, und zwar viel frisches Obst und Gemüse, Kräuter und Nüsse. Getrunken werden 2,5 bis drei Liter Quellwasser oder verdünnter Kräutertee.

    Intervallfasten: Es gibt verschiedene Konzepte, am bekanntesten ist die Fünf-zu-Zwei-Diät: An fünf Tagen isst man wie gewohnt, an zwei Tagen nimmt man höchstens 500 bis 600 Kalorien zu sich. (toll)

    Daneben muss man für eine regelmäßige Darmentleerung sorgen – zu Beginn der Kur, aber auch zwischendurch. Wer vor Einläufen zurückschreckt, kann stattdessen abführendes Glaubersalz oder Bittersalz zu sich nehmen. Diese Reinigung ist wichtig, damit es im Darm während des Fastens nicht zu Gärungsprozessen kommt. Außerdem: „Wenn der Darm leer ist, hat man auch keinen Hunger mehr“, sagt Lischka, die in der Klinik Buchinger Wilhelmi in Überlingen praktiziert.

    In den ersten zwei, drei Tagen werden viele Fastende von Hungergefühlen gequält. Danach stellt sich oft eine Phase der Euphorie ein. Forscher haben festgestellt, dass im Gehirn von Fastenden vermehrt das Glückshormon Serotonin ausgeschüttet wird. „Fasten hat eine psychische Komponente. Es macht etwas mit einem“, sagt Melchart. Daher sollte man im Idealfall dafür Urlaub nehmen und sich Zeit gönnen.

    Ansonsten stellt sich der Stoffwechsel während des Fastens komplett um. „Nach 24 Stunden sind die Zuckervorräte verbraucht“, sagt der Arzt. Danach greift der Körper auf andere Energievorräte zurück. Damit es nicht zum Muskelabbau kommt, rät Melchart zu viel Bewegung: „10 000 Schritte pro Tag sollten es sein. Davon sollte man 3000 innerhalb einer halben Stunde zurücklegen.“

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