Veganer sind nach Einschätzung eines Experten heute besser denn je über mögliche Nährstoffmängel einer rein pflanzlichen Ernährung aufgeklärt. "Die meisten Veganer wissen inzwischen, dass man auf die Zufuhr bestimmter kritischer Nährstoffe wie Vitamin B12 und Kalzium besonders achten sollte", sagte der Ernährungswissenschaftler Markus Keller im Vorfeld des Berliner Fachkongresses "VegMed" am Samstag. Beide Nährstoffe kommen von Natur aus nur oder besonders reichlich in tierischen Lebensmitteln vor.
Viele Veganer verwenden offenbar Vitamin-B12-Präparate
Vegetarier, Veganer, Pescetarier und Co.
Manche Menschen essen aus ethischen Gründen kein Fleisch, andere verzichten aus gesundheitlichen Erwägungen oder religiösen Überzeugungen. Es gibt auch flexible Esser - und solche, die auf Fallobst schwören.
OVO-LAKTO-VEGETARIER essen weder Fisch noch Fleisch. Sie verzichten zum Beispiel auch auf Gelatine, essen aber Produkte von lebenden Tieren wie Milch und Honig.
LAKTO-VEGETARIER meiden Fleisch, Fisch und zusätzlich auch Eier.
OVO-VEGETARIER verzichten auf Fleisch und Fisch sowie Milch- und Milchprodukte.
PESCETARIER essen kein Fleisch, aber Fisch.
VEGANER leben ohne tierische Produkte. Das gilt nicht nur für die Ernährung. Sie verzichten beispielsweise auch auf Leder und Wolle.
FRUTARIER wollen, dass Pflanzen nicht oder möglichst wenig geschädigt werden. Sie essen vor allem Fallobst und Nüsse.
FLEXITARIER sind Gelegenheitsvegetarier, die Wert auf gesundes Essen legen, Fleisch oder Fisch aber nicht kontinuierlich meiden.
Für Studien am Institut für alternative und nachhaltige Ernährung in Gießen finde er nur noch schwer Veganer, die keine Vitamin-B12-Präparate verwenden. Allerdings stimme die Dosierung oft nicht oder sie würden nicht konsequent genug eingenommen, sagte Keller. Bei vollwertiger, ausgewogener Lebensmittelauswahl könne die Ernährungsweise gesundheitsförderlich sein. Bisherige Studien zeigten zahlreiche positive Gesundheitswirkungen, die Zahl der Teilnehmer mit rein pflanzlichem Speiseplan sei allerdings jeweils recht gering.
Rar seien zudem Untersuchungen zu veganer Ernährung bei Schwangeren, Stillenden, Kindern und Sportlern, sagte Keller. "Auch die beiden größten epidemiologischen Studien, die die Gesundheit von Vegetariern und Nicht-Vegetariern miteinander vergleichen, hatten bei insgesamt mehr als 150 000 Probanden nur einen relativ geringen Anteil an Veganern." Menschen mit rein pflanzlichem Speiseplan hätten dabei das geringste Risiko für Übergewicht, Typ-2-Diabetes und andere auch durch Ernährung bedingte Krankheiten aufgewiesen. Berücksichtigt worden sei dabei auch der insgesamt bewusstere Lebensstil von Veganern.
Öffentliches Bild der Veganer hat sich gewandelt
Das Bild veganer Ernährung in der Öffentlichkeit habe sich mittlerweile gewandelt, sagte Keller. Das zeige sich auch am Angebot an speziellen Kochbüchern, Cafés und Informationsveranstaltungen. "Die Ernährungsweise ist heute eher mit Gesundheit denn mit Mangel verbunden." Ausschlaggebend für den Verzicht auf tierische Produkte seien für die meisten Veganer ethische Motive wie die Umstände in der Tierhaltung.
Wie viele Menschen sich deutschlandweit vegan ernähren, ist nicht genau bekannt. Die meisten Angaben basieren auf Umfragen und Hochrechnungen. Nach Angaben des Vegetarierbundes ist die Zahl der Vegetarier auf sieben Millionen, die der Veganer auf etwa 900 000 angewachsen.
Bei dem Kongress "VegMed" der Hochschulambulanz für Naturheilkunde der Charité gehen mehr als 400 Fachleute medizinischen Fragen vegetarisch-veganer Ernährung nach. dpa