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EHEC: Was es über Symptome, Ansteckung und Behandlung zu beachten gilt

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EHEC: Was es über Symptome, Ansteckung und Behandlung zu beachten gilt

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    Salat, Tomaten, Gurken – noch immer stehen diese Gemüsesorten am Pranger. Ob die EHEC-bedingte Beunruhigung gerechtfertigt ist oder nicht, das vermag kaum jemand zu beurteilen. Die Gaststätten indes klagen nicht über spürbar nachlassende Umsätze – auch Salate werden bestellt.
    Salat, Tomaten, Gurken – noch immer stehen diese Gemüsesorten am Pranger. Ob die EHEC-bedingte Beunruhigung gerechtfertigt ist oder nicht, das vermag kaum jemand zu beurteilen. Die Gaststätten indes klagen nicht über spürbar nachlassende Umsätze – auch Salate werden bestellt. Foto: Foto: dpa

    EHEC: Virus oder Bakterium?

    Bei EHEC handelt es sich nicht um ein Virus, sondern um ein Bakterium. Obwohl die Krankheit nunmehr seit Wochen grassiert, glauben noch immer viele Bürger, dass es sich dabei um eine Virus-Infektion handelt.

    EHEC - was hat es mit dieser Krankheit auf sich?

    EHEC sorgt seit Anfang Mai 2011 für Schlagzeilen. EHEC steht für Enterohämorrhagische Escherichia coli und ist eine Bakterien-Infektion, die  beim Menschen schwere Durchfallerkrankungen auslösen kann. Experten warnen jedoch schon seit Jahren vor der Krankheit, fanden allerdings kein Gehör.

    Wie lange ist die Inkubationszeit?

    Die Inkubationszeit bei EHEC beträgt im Normalfall drei bis vier Tage. Die außergewöhnlicheren Inkubationszeiten liegen zwischen zwei und zehn Tagen.

    Wie werden die Erreger übertragen?

    Laut RKI erfolgt die EHEC-Infektion durch die versehentliche Aufnahme von Fäkalspuren mit dem Mund, etwa beim Essen verunreinigter Lebensmittel. Besonders Fleisch und rohes Gemüse gelten als bedenklich. Das gilt für Gemüse vom Wochenmarkt ebenso wie für Karotten und Co. vom Discounter. Darüber hinaus können EHEC durch verschmutztes Wasser übertragen werden. Auch von Mensch zu Mensch kann die Krankheit übertragen werden, denn nur 100 Erreger reichen schon für die Infektion.

    Was sind die Symptome?

    Die typischen Symptome einer EHEC -Infektion sind blutiger, meistens wässriger Durchfall gepaart mit Übelkeit, Brechreiz und zunehmenden Schmerzen. Seltener kommt es zu Fieber. Bei 10 bis 20 Prozent der Erkrankten entwickeln sich Symptome wie krampfartige Unterleibsschmerzen. Gefürchtet ist vor allem das HUS, eine aggressive Variante, bei der es zusätzlich zu den gewöhnlichen Symptomen noch zum lebensbedrohlichen Nierenversagen kommen kann.

    Ist EHEC eine plötzlich entstandene, neue Krankheit?

    Das Gegenteil ist der Fall, diese Bakterien-Infektion gibt es schon lange. So starb bereits 2003 im Nördlinger Ries ein Mädchen an EHEC. Wie bereits erwähnt, warnen einige Experten schon länger.

    Kann die Erkrankung mit Antibiotika bekämpft werden?

    Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rät von einer EHEC-Therapie mit Antibiotika ab. Dennoch wollen deutsche Ärzte jetzt prüfen, ob EHEC mit Antibiotika zu bekämpfen ist.

    Wie bekämpfen Ärzte den Erreger?

    Behandelbar sind nur die Symptome, nicht die EHEC-Infektion an sich. Patienten erhalten Kochsalzinfusionen, um den Salz- und Flüssigkeitsverlust auszugleichen. Wenn die Niere aussetzt, hilft Dialyse, eine Blutwäsche, und der Austausch von Blutplasma. Allerdings wird derzeit auch ein Medikament getestet. Eculizumab wird von einigen Ärzten als viel versprechende Therapie beim gefährlichen Hämolytisch-Urämischen Syndrom (HUS) gesehen.

    Droht das Blutplasma auszugehen?

    Es gibt Engpässe in Norddeutschland. Besonders Hamburg war betroffen. Deswegen importiert der Blutspendedienst des DRK Lieferungen aus Süddeutschland. Ein Engpass ist derzeit jedoch nicht absehbar.

    Was ist besonders an der jetzigen EHEC-Welle?

    Der EHEC-Erreger O104:H4 (HUSEC041) hat Experten durch seine Aggressivität und seine rasante Ausbreitung durchaus überrascht. Allein im Mai dieses Jahres erkrankten in Deutschland etwa 2000 Menschen, bei denen der Durchfallerreger EHEC vermutet oder schon nachgewiesen wurde. Bis jetzt sind 22 Menschen gestorben, 14 an der aggressiven HUS-Variante.

    Kann EHEC ein biologischer Terroranschlag gewesen sein?

    Gerüchte, dass es sich um einen terroristischen Anschlag handeln könnte, gibt es seit Wochen. Experten halten dies jedoch für äußerst unwahrscheinlich.

    Wo haben sich die Menschen bei der aktuellen Krankheitswelle angesteckt?

    Aktuell haben Fachleute den Verdacht, dass verunreinigte Sprossen die EHEC-Epidemie ausgelöst haben. Die Untersuchungen laufen aber noch. Zunächst waren spanische Gurken als Quelle des Bakteriums in Verdacht, dies bestätigte jedoch nicht.

    Was ist HUS (Hämolytisch-Urämischen Syndrom)?

    Das HUS ist eine aggressive Variante von EHEC, die bisweilen tödlich enden kann. Opfer leiden an akutem Nierenversagen, Blutarmut durch den Zerfall roter Blutkörperchen und einen Mangel an Blutplättchen.

    Gibt es eine Impfung gegen EHEC oder HUS?

    Nein. Allerdings raten Fachleute dazu, über eine solche Impfung nachzudenken.

    Dioxin-Hühnchen und gepanschtes Speiseöl - Lebensmittelskandale in Europa

    GIFTÖL: Mehr als 1200 Menschen starben 1981, nachdem sie gepanschtes spanisches Speiseöl zu sich nahmen. Das Rapsöl, das in Frankreich zu industriellen Zwecken hergestellt worden war, wurde in Spanien als Speiseöl verkauft. Mehr als 20.000 Menschen erlitten Vergiftungen durch das Öl, das mit Anilin verseucht war. Nach dem Skandal brachen die Verkaufszahlen für Olivenöl drastisch ein und erholten sich erst zwei Jahre später wieder.

    BSE: Die Rinderseuche BSE wurde 1986 erstmals bei Kühen in Großbritannien nachgewiesen und breitete sich in ganz Europa aus. Auf dem Höhepunkt der Krise verhängte die Europäische Union 1996 ein Exportverbot für britisches Rindfleisch. Forscher hatten zuvor nachgewiesen, dass der Verzehr von BSE-belastetem Fleisch zur neuen Variante der tödlich verlaufenden Creutzfeldt-Jakob-Krankheit beim Menschen führen kann. Durch die Krankheit, an der in Großbritannien 170 Menschen starben, wird das Gehirn nach und nach wie ein Schwamm durchlöchert.

    DIOXINHÜHNCHEN: 1999 wurde das krebserregende Dioxin in belgischem Hühnerfutter nachgewiesen. Geflügel und Eier aus belgischer Produktion wurden europaweit aus den Ladenregalen verbannt, was die Geflügelindustrie in eine schwere Krise stürzte. Belgien führte daraufhin ein Frühwarnsystem für verunreinigte Futtermittel ein. Als Konsequenz aus dem Skandal wandten sich viele Verbraucher von Eiern und Geflügel aus Massentierhaltung ab.

    VOGELGRIPPE: Vier Jahre nach dem Dioxinskandal ging erneut die Angst vor Geflügelfleisch um. Verantwortlich war die Vogelgrippe, die 2003 in Asien auftrat. Das H5N1-Virus, das die Krankheit auslöst, befällt vor allem Vögel, kann aber auch auf den Menschen übertragen werden und schwere Atemwegsinfektionen auslösen. Mehr als 240 Menschen starben an der Krankheit.

    EHEC: Nach den großen Fleischskandalen ist es nun Gemüse, das für die Verbreitung des lebensgefährlichen Darmkeims EHEC verantwortlich gemacht wird. Zunächst galten spanische Gurken als Quelle des Keims. Inzwischen werden die Erreger in Sprossen, also Gemüsekeimlingen, vermutet. Allein in Deutschland starben bislang mehr als zwanzig Menschen an der EHEC-Epidemie.

    Was sollte man tun wenn man den Verdacht einer EHEC-Infektion hat?

    Melden Sie sich umgehend bei Ihrem Hausarzt.

    Wie kann ich mich schützen?

    Experten raten derzeit, auf rohe Blattsalate, Tomaten, Gurken und Sprossen zu verzichten, bis die Quelle der Infektionen gefunden und die Gefahr gebannt ist.

    Reicht es, das Gemüse zu waschen?

    Die Verbraucherzentrale Bayern warnt bei EHEC, dass das Waschen von Essen nicht reicht.

    Droht mir ein Vitaminmangel, wenn ich auf Gemüse verzichte?

    Nein. Selbst wenn man für einige Zeit auf alle Gemüse- und Obstsorten verzichtet, sollten keine gesundheitlichen Probleme auftreten. Außerdem gilt bisher nur eine Warnung für Gurken, Tomaten, Salat und Sprossen. Es gibt also noch genügend Gemüse und Obst, dass in EHEC-Zeiten den Körper mit Vitaminen versorgt.

    Medizinische Abkürzungen und was sich dahinter verbirgt

    EHEC - Die Abkürzung des EHEC-Erregers steht für Enterohämorrhagische Escherichia coli. Es handelt sich um eine gefährliche Darmkrankheit.

    HUS - Das hämolytisch-urämische Syndrom (kurz: HUS) ist eine schwere Verlaufsform der Darmkrankheit EHEC, bei der giftige Stoffwechselprodukte des Bakteriums zu Nierenschäden führen können.

    HIV - Ein Virus, der das Immunsystem eines Menschen schwächt. Das HI-Virus kann durch Körperflüssigkiten von Mensch zu Mensch übertragen werden. Eine Ansteckung führt nach einer unterschiedlich langen, meist mehrjährigen Inkubationszeit zur tödlich verlaufenden Krankheit AIDS.

    BSE - Bovine spongiforme Enzephalopathie, im Deutschen auch "Rinderwahn" genannt, ist eine Tierseuche, die zwischen 1996 und 2000 für Schlagzeilen gesorgt hat. Dabei erkrankt das Gehirn bei Rindern und führt zu deren Tod.

    H5N1 - Hinter dieser Abkürzung verbirgt sich ein Influenzavirus. Polpulärwissenschaftlich ist bei H5N1 die Rede von der "Vogelgrippe".

    H1N1 - Im Jahr 2009 breitete sich die sogenannte "Schweinegrippe" bzw "neue Grippe" aus. Die Ansteckungsgefahr am Influenzavirus H1N1 ist vor allem bei Enten, Menschen und eben Schweinen groß.

    Auf welche Sprossen soll ich aktuell besser verzichten?

    Im Verdacht stehen Sprossen eines Unternehmen aus dem Raum Uelzen. Das niedersächsische Verbraucherministerium warnt momentan vor 19 Sorten.

    Was ist mit Gemüse aus dem eigenen Garten?

    Bei Gemüse aus dem eigenen Garten geht die Meinung der Experten auseinander. Das Bundesamt für Risikobewertung gibt keine generelle Entwarnung für selbst angebautes Gemüse. Man könne nie wissen, welche Keime sich dort festsetzten, sagte eine Sprecherin. Keime könnten in der Umwelt grundsätzlich überall vorkommen. Auch eigenes Gartengemüse sollte vor dem Verzehr gewaschen werden.

    Gibt es weitere Tipps für den Schutz vor EHEC?

    Am sichersten ist es, sämtliche Lebensmittel vor dem Essen abzukochen - für zehn Minuten bei einer Temperatur von mindestens 70 Grad. Fleisch und Gemüse sollten stets im Kühlschrank getrennt voneinander lagern und getrennt zubereitet werden. Außerdem gilt es gewissenhaft die Kühlkette einzuhalten. Schneidbrettchen, Besteck und Geschirr sowie alle Arbeitsflächen sollten gründlich mit heißem Wasser, mit Spülmittel und anschließend mit klarem Wasser gereinigt werden. Putz- und Spüllappen sollten ausgekocht oder in kurzen Abständen gewechselt werden. Regelmäßiges Händewaschen und Hygiene im Haushalt mindern die Ansteckungsgefahr ebenfalls.

    Wo gibt es weitere Informationen zu EHEC, HUS, Symptomen und Schutz vor Infektion?

    Neben dem Robert-Koch-Institut gibt es beim bayerischen Landesamt für Gesundheit und beim Bundesamt für Risikobewertung regelmäßig aktualisierte News zum Thema EHEC.

    Wie reagiert die Politik?

    Mit Blick auf die vielen EHEC-Erkrankungen hat Hessens Verbraucherschutzministerin Lucia Puttrich (CDU) beispielsweise eine engere Kontrolle der Restaurants und Kantinen vorgeschlagen. Die Küchen sollten noch mehr Proben ihrer Produkte für spätere Untersuchungen zurückstellen müssen, erklärte sie am Dienstag in einem Interview mit dem Radiosender hr-info. Kritiker bemängeln, dass zu viele Einzelgruppen an der EHEC-Seuche arbeiten und keine zentrale Koordinierungsstelle existiert. Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner indes hat Kritik am EHEC-Krisenmanagement der Bundesregierung zurückgewiesen. "Wir arbeiten in der jetzigen Situation alle zusammen", sagte Aigner. AZ

    Stand: 7. Juni 2011

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