Dass man Kinder beim Schwimmen und Plantschen nicht unbeaufsichtigt lassen soll, ist den meisten Eltern klar. Zu groß ist die Angst, dass die Kleinen unter Wasser geraten und ertrinken. Doch ein tragischer Fall in den USA zeigt: Auch nach dem Badeausflug kann das Wasser den Kindern noch gefährlich werden. In Texas ist ein Vierjähriger mehrere Tage nachdem er am Strand gespielt hatte in seinem Bett "ertrunken". Experten sprechen von "Sekundärem Ertrinken" oder "Dry Drowning".
"Dry Drowning": Wie konnte Frankie so ertrinken?
Das Wochenende von Memorial Day (US-amerikanischer Feiertag, 29. Mai ) nutzen in den USA viele Familien für einen kleinen Urlaub. Auch der vierjährige Frankie verbrachte den freien Tag mit seiner Familie beim Texas City Dike - ein beliebter Badeort am Golf von Mexiko. Wie gefährlich das werden sollte, hatte die Familie nicht ahnen können.
Der Vierjährige soll im kniehohen Wasser gespielt haben, als eine von einem großen Schiff ausgehende Welle ihn traf und er so mit seinem Kopf unter Wasser kam, berichtet der US-amerikanische Nachrichtendienst CNN.
Vierjähriger hat Durchfall - dann "ertrinkt" er in seinem Bett
Als das Kleinkind von der Welle umgeworfen wurde, soll ein Freund der Familie ihn wieder aufgehoben haben. Der Junge meinte, es ginge ihm gut. Auch der Vater sprach sich zum Verhalten seines toten Sohnes aus: "Er hatte den Rest des Tages Spaß. Ich habe mir nichts dabei gedacht".
Die darauffolgende Nacht stellte sich jedoch bereits als kennzeichnend für Frankies Zustand heraus: Er musste sich übergeben und hatte Durchfall. Da seine Eltern aufgrund dieser Symptome bereits beim Arzt waren und dies nur als Magenverstimmung eingestuft wurde, hielten sie es zunächst für ausreichend, sich um ihren Sohn zu Hause zu kümmern.
Sekundäres Ertrinken: Beim "Dry Drowning" ist Wasser in Herz und Lunge
Während beim Vierjährigen die Symptome weiterhin anhielten, kamen laut den Aussagen des Vaters noch Schulterschmerzen hinzu. Er wollte seinen Sohn am nächsten Morgen zum Arzt bringen, doch im Schlaf starb der kleine Junge an den Folgen des Badesausflugs.
"Ich liebe meinen Sohn so sehr und ich rede immer mit ihm, wenn er schläft. Plötzlich ist er einfach aufgewacht. Er hat mich angesehen und einen tiefen Atemzug genommen. Und dann habe ich gesehen, dass er nicht mehr ausgeatmet hat." Frankie wurde ins Krankenhaus gebracht, doch nachdem die Ärzte eine Stunde vergebens versuchten, ihn wieder zum Leben zu erwecken, wurde er für tot erklärt.
In seinen Lungen und um sein Herz herum konnten die Mediziner Wasser feststellen: Sie teilten den Eltern daraufhin mit, dass ihr Sohn "ertrunken" sei (auf Englisch: "Dry Drowning").
Besonders für Kinder ist "Sekundäres Ertrinken" gefährlich
Dr. Juan Fitz, Sprecher des American College of Emergency Physicians, erklärte dem Nachrichtendienst CNN, wie es dazu kommen kann: Auch nachdem jemand das Wasser verlassen hat, kann sich in den Lungen noch Flüssigkeit befinden, was zu Ödemen oder Schwellungen führt. Wenn Luft durch die mit Wasser gefüllte Lunge geht, kann der Sauerstoff nicht mehr richtig ins Blut gelangen, sodass die entsprechenden Werte im Blut drastisch abnehmen und das Herz langsamer schlägt. "Darauf folgt der Herzstillstand, weil nicht genug Sauerstoff da ist", erklärt Fitz.
Besonders kleine Kinder sind von dem Phänomen "Dry Drowning" betroffen. Auch kann man nur schwer vorhersehen, ob das jeweilige Kind daran leidet - außer wenn das Kind offensichtlich Schwierigkeiten im Wasser hat.
"Ertrinken": Das sind die Anzeichen für "Dry Drowing" bei Kindern
Typische Symptome des sekundären Ertrinken sollen rund 24 Stunden nach dem Ereignis auftauchen und umfassen langanhaltendes Husten, Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Fieber und Lethargie, erklärt Alison Osinski, Präsidentin der Aquatic Consulting Services. Auch das Erbrechen von Frankie konnte vom Reiz des Wassers in der Lunge kommen, fügte Fitz hinzu.
Nach dem Tod ihres Sohnes hat die Familie den Fall öffentlich gemacht, um andere vor der Gefahr zu warnen. AZ
Mutter lässt Töchter bei Hitze 15 Stunden im Auto - beide sterben
Badeunfälle am Wochenende: Was tun, wen jemand in Not gerät?