Hygiene der Hände: Zum Schutz vor Ansteckungen rät die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung zum regelmäßigen und gründlichen Händewaschen. Aber das gründliche Reinigen ist nicht Jedermanns Sache. Eine repräsentative Umfrage der Bundeszentrale zum Infektionsschutz zeigt zum Beispiel, dass sich nur 38 Prozent nach eigenen Angaben an die empfohlene Dauer von mindestens 20 Sekunden halten.
Händewaschen: Das sind die Tipps der Experten
Zum Welttag des Händewaschens am 15. Oktober geben Experten Tipps, wie man das mit dem Händewaschen richtig macht:
WANN: Experten empfehlen, nicht erst zur Seife zu greifen, wenn die Hände sichtbar schmutzig sind. "Ganz klar sollte man nach dem Toilettengang, vor dem Kochen und Essen, nach dem Naseputzen, Husten oder Niesen die Hände waschen", sagt der Ärztliche Direktor des Deutschen Beratungszentrums für Hygiene, Ernst Tabori. Ratsam sei es zudem, die Hände zu reinigen, wenn man nach Hause kommt. "Sonst verteilt man auch alle Keime, die man so in den Straßen- und S-Bahnen oder von der Rolltreppe aufgesammelt hat, in der eigenen Wohnung und der Küche. Das ist nicht sehr appetitlich".
WARUM: "Viele Menschen beachten nicht, dass situationsbezogenes Händewaschen im Alltag ein wichtiger Schutz vor Infektionen ist", sagt Andrea Rückle, Referentin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) für Infektionsschutz. Gründliches Händewaschen unterbreche die Infektionskette von Grippeviren oder Erregern von Magen-Darm-Infekten über die eigenen Hände.
Hygiene: Männer waschen sich seltener die Hände als Frauen
KEIM-HOTSPOTS: Noch immer halten sich viele Menschen beim Niesen die Hand vor Mund und Nase. Dabei wird mittlerweile empfohlen, in die Armbeuge zu niesen. Warum wird davon abgeraten, in die Hand zu niesen? "Werden beispielsweise Türgriffe anschließend berührt oder Gegenstände gemeinsam genutzt, können die Keime über die Hände an andere weiter gegeben werden", sagt Rückle.
NICHT NUR PATSCHEN: "Es ist nicht sehr effektiv, die Hände beim Waschen nur zusammenzupatschen, wie es Kinder gern tun", sagt Tabori. Wichtig sei es, auch die Handrücken, Fingerspitzen, Fingerzwischenräume und vor allem die Daumen einzuseifen, denn dort sammelten sich Keime.
SEIFENSTÜCK ODER SPENDER?: Hygienischer ist der Seifenspender. "Auch auf einem Seifenstück können sich Keime sammeln", erklärt Hygiene-Facharzt Tabori. Bei einem Seifenspender könne man sich auch in öffentlichen Waschräumen darauf verlassen, dass die herausgepumpte Flüssigseife unberührt sei. "Hier kann die Seife nur raus und nicht wieder rein in die Flasche."
WER ES NICHT SO GENAU NIMMT: "Insbesondere Männer waschen sich seltener die Hände als Frauen", sagt Rückle und verweist auf eine aktuelle BZgA-Befragung. Männer greifen beispielsweise seltener zu Wasser und Seife, wenn sie von draußen nach Hause kommen oder nach dem Naseputzen.
SINGEN HILFT: Das gründliche Händewaschen dauert länger, als viele meinen. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, das Lied "Happy Birthday" zweimal nacheinander zu singen. Das kann etwa 20 Sekunden dauern.
Händewaschen: Wassertemperatur ist nicht so wichtig
WARMES ODER KALTES WASSER: Ob warm oder kalt - beim Händewaschen ist die Wassertemperatur nicht so wichtig. "In warmem Wasser lösen sich Fett und Schmutz zwar etwas leichter. Aber wenn man sich die Hände richtig wäscht, ist es egal, ob die Seife mit warmem oder kaltem Wasser abgespült wird", erläutert Tabori.
ANTIBAKTERIELLE ZUSÄTZE: Für den Hausgebrauch reicht ganz normale, hautschonende Seife. "Antibakterielle Zusätze braucht man definitiv nicht, auch wenn die Werbung etwas anderes suggeriert", sagt Tabori. In Krankenhäusern nutze das Personal hingegen Desinfektionsmittel, weil die Handhygiene dort viel häufiger nötig sei als zu Hause. Mit Desinfektionsmitteln ließen sich die Keime schneller und effizienter als mit Seife beseitigen. Außerdem würden 80 bis 100 Handwäschen mit Seife täglich viel Zeit beanspruchen und die Haut zu sehr austrocknen.
WASCHZWANG: Wenn sich Menschen sehr oft und ausgiebig die Hände waschen und pro Tag etwa eine Stunde oder mehr damit verbringen, kann ein Waschzwang vorliegen. Mit diesem Verhalten versuchen die Betroffenen, Ängste - etwa vor Krankheiten - zu kontrollieren. "Genetische Faktoren, schwierige lebensgeschichtliche Ereignisse und ungünstige Lernprozesse können eine Rolle spielen", sagt die Psychologin Cornelia Exner von der Universität Leipzig. Mit einer Verhaltenstherapie oder auch Medikamenten könne eine solche Zwangsstörung erfolgreich behandelt werden. dpa