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Welt-Asthma-Tag: Pollenflug: Experten warnen vor Asthma durch Klimawandel

Welt-Asthma-Tag

Pollenflug: Experten warnen vor Asthma durch Klimawandel

Der Pollenflug beschert immer mehr Allergikern schwere Zeiten. Durch den Klimawandel gibt es immer mehr Betroffene. Auch die Zahl von Asthma-Patienten steigt dadurch an.
Der Pollenflug beschert immer mehr Allergikern schwere Zeiten. Durch den Klimawandel gibt es immer mehr Betroffene. Auch die Zahl von Asthma-Patienten steigt dadurch an. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

Vor dem Welt-Asthma-Tag am 2. Mai warnen deutsche Experten vor zunehmend aggressiven Pollen insbesondere in Städten. Sie rechnen im Zuge des Klimawandels mit einer weiteren Verbreitung von Allergien und dadurch bedingtem Asthma in der Bevölkerung.

Schon heute bekommen Heuschnupfengeplagte und Asthmatiker erste Folgen der globalen Klimaerwärmung zu spüren. Die Bedingungen für das Pflanzenwachstum haben sich verbessert. "Es gibt ganz klare Daten: In den vergangenen 30 Jahren hat sich die Pollensaison in Deutschland schon deutlich verlängert. Aber sie ist auch intensiver geworden", sagt der Leiter des Allergie-Centrums der Berliner Charité, Torsten Zuberbier.

So viele Deutsche leiden unter Asthma und Allergien

Rund 15 Prozent der Deutschen leiden nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) an Heuschnupfen, knapp neun Prozent an Asthma bronchiale. Auch die Tochter des ehemaligen amerikanischen Präsidenten Barack Obama hat mit Asthma zu kämpfen. "Papa, ich kann kaum noch atmen." Als Barack Obama noch zu Zeiten als US-Präsident von einem Asthmaanfall seiner Tochter Malia im Alter von vier Jahren erzählte, sprach er von schrecklichen Ängsten. Er hatte so etwas wie ein Aha-Erlebnis über mögliche Folgen des Klimawandels.

"Patienten berichten uns, dass ihre Symptome von Jahr zu Jahr schlimmer werden", sagt die Direktorin des Instituts für Umweltmedizin des Helmholtz Zentrums München und der TU München, Claudia Traidl-Hoffmann. Besonders betroffen sieht sie zwei Gruppen: "Kinder sind besonders empfänglich", so die Medizinerin. "Was aber auch dramatisch ist: Wir sehen jetzt einen Anstieg von Ekzemen und Allergien bei älteren Menschen über 70 Jahren", sagt Traidl-Hoffmann. Menschen, die ein Leben lang beschwerdefrei waren, bekommen vermehrt eine Allergie.

So schützen Sie sich gegen Pollen

Beim Betreten der Wohnung sollte man die Kleidung wechseln.

Allergiker sollten sich vor dem Schlafengehen die Haare mit Wasser ausspülen.

Die Pollenbelastung ist nicht überall gleich: Erreicht sie ihr Maximum auf dem Land in den frühen Morgenstunden, ist sie in der Stadt hingegen erst abends am stärksten. Experten empfehlen daher, das Schlafzimmer nachts zu lüften, die Fenster am frühen Morgen zu schließen und auch tagsüber geschlossen zu halten.

Hilfreich ist auch ein Fensterschutz, ebenso wie ein Lüftungsfilter im Auto.

Sport im Freien sollten Allergiker vermeiden.

Wäsche sollte nicht an der frischen Luft getrocknet  werden, weil sich sonst die Pollen überall festsetzen.

Bei ihrer Urlaubsplanung sollten sich Allergiker am Pollenkalender orientieren. Eine Ferienreise ist dann am günstigsten, wenn zu Hause der jeweils allergieauslösende Pollen «Hochsaison» hat. Vor allem in den Hochgebirgen und am Meer, wo es reichlich pollenarme Luft gibt, können Allergiker durchatmen.

Werden die Beschwerden dennoch zur Qual, helfen Medikamente. Antiallergisch wirkende Antihistaminika werden bei akuten Symptomen eingesetzt, haben aber häufig auch unerwünschte Nebenwirkungen. Es gibt sie als Nasenspray oder Augentropfen sowie als Tabletten und Tropfen.

Bei stärkerem Heuschnupfen kann der Arzt kortisonhaltige Mittel verordnen. Gut wirksam ist die sogenannte Grastablette. Studien zufolge kann die Allergietablette Heuschnupfensymptome deutlich senken.

Auch die Wirksamkeit von Akupunktur bei der Behandlung von Allergien und Asthma ist belegt.

Asthma ist eine chronische Atemwegskrankheit. Sie kann zu Anfällen von Atemnot führen. Am besten bekannt sind das allergische und das intrinsische (nicht allergische) Asthma. Es gibt aber auch Mischformen.

Bei einer asthmatischen Entzündung der Atemwege kommt es zur Schwellung der Schleimhaut, die Bronchialmuskulatur verkrampft sich und es wird vermehrt Schleim in den Bronchien produziert. Das behindert die Atmung. Mehr zu der Krankheit lesen Sie hier: Was ist Asthma und wie kann man es behandeln?

Klimawandel: Mehrere Faktoren sorgen für reizend wirkende Pollen

Wie kommt das? Experten sehen neben einem veränderten Lebensstil der Menschen - kurz gefasst: Fernsehen statt Barfußlaufen - einen klaren Zusammenhang zu Umweltbedingungen, die vom Klimawandel maßgeblich beeinflusst werden. Mehrere Faktoren zusammen sorgen für einen längeren und stärker reizend wirkenden Pollenflug, aber auch für eine größere Empfänglichkeit beim Menschen.

"Pollen, die im städtischen Bereich in der Nähe von Hauptstraßen gebildet werden, sind mit Dieselrußpartikeln besetzt und dadurch für die Atemwege indirekt aggressiver", sagt Zuberbier. "So können auch leichter Allergien entstehen". Hinzu kommt: Pflanzen wie Gräser und Kräuter, die zum Beispiel an Hauptverkehrsstraßen wachsen und dort viel CO2 ausgesetzt sind, stoßen verstärkt Pollen aus. Sie werden mit dem Treibhausgas regelrecht gedüngt.

Stärkere Belastung durch Klimawandel führt zu mehr Allergien

Die Umweltmedizinerin Prof. Dr. med. Traidl-Hoffmann setzt Pflanzen mit ihren Kollegen in Gewächshäusern Bedingungen aus, wie sie in Zukunft erwartet werden. Sie beobachtet dabei: "Unter Trockenstress, Ozon-, CO2- und Stickoxidbelastung setzen Pflanzen vermehrt Allergene frei, was dann auch dazu führt, dass mehr Symptome entstehen. Aber auch alle empfindungsfördernden Substanzen schüttet die Pflanze unter diesen klimatischen Stressbedingungen vermehrt aus." Setzt sich der Klimawandel so fort wie prognostiziert, erwarten die Experten ganzjährige Beschwerden bei Betroffenen. Und eine weitere Zunahme der Pollenallergien.

Wie das allein bei Menschen, die gegen Beifußblättriges Traubenkraut (Ambrosia) allergisch sind, aussehen könnte, haben Forscher europäischer Hochschulen hochgerechnet. Demnach könnte sich die Zahl der Betroffenen in Europa bis zum Jahr 2060 mehr als verdoppeln - auf bis zu 77 Millionen, berichteten sie im Fachblatt "Environmental Health Perspectives". Ursachen sind der Klimawandel und die dadurch begünstigte Ausbreitung der eingeschleppten Pflanze. Die größten Zuwächse sind laut Studie unter anderem in Deutschland zu erwarten. dpa

Die gefährliche Pflanze Ambrosia

Die Beifuß-Ambrosie stammt ursprünglich aus Nordamerika.

Die Beifuß-Ambrosie gelangt auf verschiedenen Wegen unbeabsichtigt nach Europa bzw. nach Deutschland.

Einer der Wege ist zum Beispiel der Import von Vogelfutter. Besonders, wenn das Futter als Saatgut zweckentfremdet wird.

Die Beifuß-Ambrosie ruft schwere Pollenallergien beim Menschen hervor. Die allergischen Reaktionen auf die Ambrosia-Pollen können unterschiedlich sein und beispielsweise Bindehautentzündung, Heuschnupfen oder gar Asthma umfassen.

Da zur Blütezeit der Ambrosie die meisten allergieauslösenden Pflanzen bereits verblüht sind, verlängert die Beifuß-Ambrosie die Beschwerdezeit vieler Menschen.

In Gebieten mit großen Ambrosia-Vorkommen wie z. B. in einigen Regionen in Frankreich und Italien, leiden bis zu 12 % der Bevölkerung an Allergien, die mit Ambrosia-Pollen in Verbindung stehen.

Nach Angaben der „Asthma and Allergy Foundation of America (Washington, D. C.)“ leiden in Nordamerika zwischen zehn und zwanzig Prozent an einer Allergie gegen Ambrosia-Arten.

Auch Australien hat Probleme mit dem "ungebetenem Gast". Dort hat die Pflanze den Spitznamen „Asthma plant“.

Ambrosia verursacht außerdem in vielen Ländern Probleme im landwirtschaftlichen Bereich. Die Art ist beispielsweise in Nordamerika ein gefürchtetes Unkraut.

Untersuchungen aus den USA beschreiben, dass die Ambrosia-Pflanze eine große genetische Plastizität aufweist und eine sehr erfolgreiche Pionierpflanze auf offenen Standorten ist.

Die Beifuß-Ambrosie ist eine recht unscheinbare Pflanze ohne auffällige Blüten. Dadurch wird ihre Identifizierung und Bekämpfung erschwert. Sie ist von ihrer Erscheinung her leicht mit verschiedenen Arten zu verwechseln.

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