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Wein, Bier und Co.: Bereits geringe Mengen Alkohol können der Gesundheit schaden

Wein, Bier und Co.

Bereits geringe Mengen Alkohol können der Gesundheit schaden

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    Bereits wenig Alkohol verkürzt die Lebenserwartung – zu diesem Schluss kommt eine Studie: Schon fünfeinhalb Gläser Wein oder 2,5 Liter Bier pro Woche seien zu viel des Guten.
    Bereits wenig Alkohol verkürzt die Lebenserwartung – zu diesem Schluss kommt eine Studie: Schon fünfeinhalb Gläser Wein oder 2,5 Liter Bier pro Woche seien zu viel des Guten. Foto: Jens Büttner, dpa (Symbolbild)

    "Ein Gläschen in Ehren, kann keiner verwehren" heißt es im Volksmund. Dieser alte Spruch ist einmal pro Woche angewandt für die Gesundheit nicht schädlich. Umdenken sollten nach den Ergebnissen einer neuen Studie jedoch Menschen, die täglich oder zumindest mehrmals pro Woche zum Glas greifen.

    Wie das Jahrbuch Sucht mitteilt, rinnen bei Bundesbürgern über 15 Jahre im Schnitt 10,7 Liter reiner Alkohol im Jahr durch die Kehle. Das entspricht rund 165 Gramm pro Woche. Ein internationales Forscherteam, dem auch viele deutsche Wissenschaftler angehörten, veröffentlichte nun alarmierende Ergebnisse im Fachblatt The Lancet.

    Alkohol: Schon geringe Mengen können schaden

    Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass das tägliche Feierabendbier oder ein Gläschen Wein durchaus der Gesundheit schadet. Die Studie ergab, dass fünfeinhalb Gläser Wein oder zweieinhalb Liter Bier das Risiko erhöht, eine Herz-Kreislauferkrankung zu erleiden. Die damit aufgenommene Menge von mehr als 100 Gramm reinen Alkohol wirkt sich obendrein auf das Alter aus.

    Wer länger leben möchte, sollte auf kontinuierlichen Alkoholgenuss verzichten. Der Verzicht auf die Droge erhöht laut der beteiligten Wissenschaftler die Lebenserwartung. Für viele Genussmenschen ist diese Nachricht ein Schlag ins Gesicht. Hielten sie sich doch bisher an Richtwerte, die für den Konsum von Alkohol von Ländern angegeben wurden.

    Der von vielen Länder als wöchentlicher Richtwert ist allerdings zu hoch. In den USA beispielsweise bei 196 Gramm für Männer und 98 Gramm für Frauen. Auch Italien, Portugal, Kanada, und Spanien geben höhere Werte an. In Deutschland gelten nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Ernährung 140 Gramm für Männer und 70 Gramm für Frauen als maximal tolerierbare Alkoholmenge.

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    Experten fordern: Alkoholrichtwerte sollen nach unten korrigiert werden

    "Diese Studie hat durch ihre Stichprobengröße eine hohe Aussagekraft", weist Hans-Jürgen Rumpf von der Universität Lübeck hin. Der ehemalige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Suchtforschung und Suchttherapie war nicht an der Studie beteiligt. Er fordert: "Der Richtwert von 100 Gramm pro Woche sollte dazu führen, die Grenzwerte für Männer neu zu überdenken und nach unten zu korrigieren."

    Die neu gewonnenen Erkenntnisse resultieren aus der Analyse von 83 Studien aus 19 wohlhabenden Ländern. Rund 600.000 Menschen hatten daran über ein Jahr lang teilgenommen, deren konsumierte Menge an Alkohol penibel aufgezeichnet.

    Dabei achtete das Forscherteam auf Geschlecht, Alter, Diabetes, Tabakgenuss und andere Faktoren, die Herz-Kreislauf-Erkrankungen auslösen können. Die Datenauswertung berücksichtigte keine Abstinenzler.

    Lebenserwartung sinkt auch bei geringer Menge an Alkohol

    Die Ergebnisse sind alarmierend. Die Lebenserwartung ist bei Männern und Frauen bereits ab einer Menge von 100 Gramm Alkohol pro Woche verkürzt. Damit nicht genug. Erhöhter Alkoholgenuss wirkt sich auch negativ auf Herz und Kreislauf aus und führt zu Erkrankungen. Vor allem die Risiken für Herzschwäche, Bluthochdruck, Schlaganfall und einem tödlichen Aorten-Aneurysma nähmen zu.

    Besonders Frauen setzen sich einem erhöhten Risiko für Brustkrebs aus, wenn sie Alkohol trinken. Viele wissen nicht, dass auch die Gefahr, an Mund- und Speiseröhrenkrebs zu erkranken, wächst. Welche Alkoholmengen ausreichen, zu Herz-Kreislauferkrankungen zu führen, ist unklar.

    Die häufigsten Krebsarten in Deutschland

    Prostatakrebs: Er ist mit rund 65.000 Neuerkrankungen jährlich der häufigste bösartige Tumor bei Männern. Über 12.000 Männer sterben pro Jahr daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 94 Prozent. Risikofaktoren: Männliche Geschlechtshormone sind mit dafür verantwortlich; genetische Vorbelastung.

    Darmkrebs nennt man alle Krebserkrankungen, die den Dickdarm, den Mastdarm oder den After betreffen. Mit 16 Prozent ist er die zweithäufigste Krebsart und mit zwölf bis 14 Prozent die zweithäufigste Krebstodesursache. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 53 und 63 Prozent. Risikofaktoren sind Übergewicht, Bewegungsmangel, ballaststoffarme und fettige Kost, Alkohol, Tabak, erbliche Vorbelastung. Vorsorge ist ab dem 50. Lebensjahr kostenlos.

    Lungenkrebs ist in Deutschland sowohl für Männer als auch für Frauen die dritthäufigste Krebserkrankung. 32.500 Männer und 14.600 Frauen erkranken jährlich daran. Die Prognose für diesen Krebs ist nicht gut: 26 Prozent der erkrankten Männer und zwölf Prozent der Frauen sterben daran. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 13 und 17 Prozent bei Männern, zwischen 13 und 19 Prozent bei Frauen. Risikofaktoren sind Rauchen, Asbest- oder Radonbelastung. Obst und Gemüse wirken sich schützend aus.

    Brustkrebs (bei Frauen) Über 60.000 Frauen erkranken daran. Im Schnitt sind sie dann 64 Jahre alt. Seit 1990 geht die Zahl der Erkrankten zurück. Die Fünf-Jahres-Überlebensrate liegt zwischen 83 und 87 Prozent. Risikofaktoren sind Kinderlosigkeit, ein höheres Alter bei der ersten Geburt, der späte Eintritt in die Wechseljahre, Einnahme der Pille, Alkohol, Rauchen, Bewegungsmangel.

    Für Erstautorin Angela Wood von der der britischen Universität Cambridge steht fest: "Die zentrale Botschaft dieser Forschung für die öffentliche Gesundheit lautet: Wenn Sie Alkohol trinken, kann ein geringerer Konsum Ihnen helfen, länger zu leben und Ihr Risiko für mehrere Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu senken."

    Einen positiven Effekt von Alkohol konnten die Forscher ausmachen: die Gefahr für nicht-tödliche Herzinfarkte sank. Es muss jeder für sich entscheiden, dieses Argument stärker zu gewichten, als das höhere Risiko einer schweren und vielleicht tödlichen Herz-Kreislauferkrankung.

    Für Cornelia Lange vom Robert Koch-Institut (RKI) ist es an der Zeit "die deutschen Empfehlungen zu überprüfen und gegebenenfalls zu überarbeiten". Schließlich möchte jeder Mensch lange und gesund leben. (olbo / dpa)

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