Wie nötig ist das Impfen bei Kindern? Ein Thema, das von Eltern unterschiedlich diskutiert wird. Allerdings scheint sich die Mehrheit der Deutschen beim Thema Impfpflicht für Kinder einig zu sein. Denn die meisten Bundesbürger sprechen sich laut einer Umfrage für eine derartige Verpflichtung aus.
Kinder verpflichtend impfen
Eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage der Krankenkasse DAK brachte das deutliche Ergebnis ans Tageslicht: Vier von fünf Bundesbürgern wollen, dass Kinder verpflichtend geimpft werden. Das sind 79 Prozent Befürworter.
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hatte wegen der großen Impflücken eine Impfpflicht gegen Masern "als letztes Mittel" nicht ausgeschlossen.
Impfpflicht: Größte Zustimmung in neuen Bundesländern
Laut der DAK-Umfrage herrscht die größte Zustimmung zu einer Impfpflicht in den neuen Ländern, wo 93 Prozent eine solche Regelung unterstützen. Deutlich weniger Impfbefürworter gibt es hingegen in Norddeutschland (72 Prozent) und Bayern (71 Prozent).
19 Prozent der Befragten lehnen eine verpflichtende Impfung strikt ab. Sie pochen vor allem auf das Selbstbestimmungsrecht der Eltern oder fürchten, das Impfen könnte zu viele Risiken und Nebenwirkungen mit sich bringen.
Impfpflicht gegen Pocken besteht bereits
Forsa befragte Anfang Juli insgesamt 1002 Bürger. Eine Impfpflicht gab es in der Bundesrepublik bereits bis 1983 gegen die Pocken. In der früheren DDR war eine Impfung unter anderem gegen Kinderlähmung, Masern und Pocken gesetzlich vorgeschrieben.
Laut DAK ist das Impfrisiko aber sehr gering. Nur bei einem von einer Million gegen Masern geimpften Kindern komme es in Folge der Impfung zu Komplikationen mit einer dauerhaften gesundheitlichen Schädigung. Knapp jeder dritte Impfpflicht-Gegner meint aber auch, dass Kinderkrankheiten häufig dramatisiert würden.
Bis Mitte Juni wurden in Deutschland bereits mehr als 900 Masernfälle gemeldet, die meisten davon in Bayern und Berlin. In fast der Hälfte der Fälle waren die Betroffenen 20 Jahre alt oder älter.
Masern können auch lebensgefährlich sein
Es gebe in Deutschland zunehmend Masernfälle auch bei Erwachsenen, die als Kind nur einmal geimpft wurden, erklärte die Gesellschaft für Virologie (GfV) in Ulm. Alle nach 1970 Geborenen, bei denen der Impfstatus unklar sei oder die nur eine Mumps-Masern-Röteln-Impfung (MMR) erhalten haben, sollten daher "dringend" die zweite Impfung nachholen. Dies empfiehlt auch die Ständige Impfkommission (STIKO) bereits seit längerem.
Masern können schwere Komplikationen auslösen und für die Betroffenen sogar lebensgefährlich sein. Ursprünglich hatte sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Ziel gesetzt, die Masern bis 2010 in Europa auszurotten. In vielen Ländern, darunter auch Deutschland, sind die Impfraten bislang allerdings nicht hoch genug, um die Masern auszurotten. Neues Ziel ist jetzt 2015.
Mangelnder Impfschutz gegen Keuchhusten beklagt
Die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) beklagte unterdessen auch einen mangelnden Impfschutz gegen Keuchhusten. Nur etwa einer einer von 20 Erwachsenen in Deutschland sei ausreichend dagegen geimpft. Nach einer aktuellen Umfrage sind auch viele Menschen unzureichend geschützt, die durch direkten Kontakt Säuglinge anstecken könnten. Bei Babys könne der Infekt lebensbedrohlich verlaufen, warnte die Fachgesellschaft. Keuchhusten sei auch bei Erwachsenen keine banale Erkrankung. Vor allem bei Abwehrgeschwächten könne es zu Komplikationen wie Lungenentzündung, Harninkontinenz, Gewichtsverlust und Rippenfrakturen kommen. afp/AZ