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Verkehr: Generation "Kopf unten": Immer mehr Unfälle durch Smartphone-Nutzer

Verkehr

Generation "Kopf unten": Immer mehr Unfälle durch Smartphone-Nutzer

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    Das Smartphone als mobiler Alleskönner: Doch auch als Fußgänger sollte man die Augen aber besser auf die Straße richten.
    Das Smartphone als mobiler Alleskönner: Doch auch als Fußgänger sollte man die Augen aber besser auf die Straße richten. Foto: Thalia Engel (dpa)

    Ähnliche Unfälle können tödlich enden, doch die 17-Jährige hatte noch vergleichsweise Glück: Mit ihrem Blick aufs Smartphone gerichtet überquert sie die Straße, ein Autofahrer kann nicht mehr ausweichen und fährt sie an. Die junge Frau stürzt, sie kommt aber mit leichten Blessuren davon. Abgelenkt vom

    Rasante Verbreitung von Smartphones: Generation "Kopf unten"

    Die Verbreitung von Smartphones - also internetfähigen Mobiltelefonen - hat in den vergangenen Jahren rasant zugenommen. Der Branchenverband Bitkom geht davon aus, dass sechs von zehn Bundesbürgern ab 14 Jahren zumindest gelegentlich ein Smartphone nutzen. Für das Jahr 2014 rechnete der Verband mit fast 24 Millionen verkauften Geräten in Deutschland. Seit einiger Zeit ist von der Generation "Kopf unten" die Rede - auch mit Konsequenzen für den Straßenverkehr.

    "Die Leute werden unaufmerksamer", sagt Petra Reetz. Sie ist Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG). Abgelenkte Fußgänger, die noch knapp vor der heranquietschenden Tram über die Gleise laufen, sind für die Fahrer nicht neu. Diese Entwicklung hat schon früh begonnen: 1979 kam der erste Walkman auf den Markt. Seither sind viele Fußgänger mit Musik auf den Ohren unterwegs. Die BVG machte schon vor Jahren mit der Kampagne "Achte auf deine Linie!" auf Gefahren aufmerksam.

    Mit dem Smartphone ist jetzt hinzugekommen, dass manche Nutzer auch mit den Augen nicht mehr auf den Verkehr achten. Stattdessen rufen sie im Gehen E-Mails ab oder schreiben WhatsApp-Nachrichten.

    Smartphone-Unfälle nehmen zu

    Das hat auch der Auto Club Europa (ACE) beobachtet. Im Sommer 2013 analysierten ehrenamtliche Helfer das Verhalten von insgesamt etwa 30 000 Kraftfahrern, gut 36 000 Fußgängern und mehr als 13 000 Radfahrern an Zebrastreifen. Fehler machten dort alle drei Gruppen, auch die Fußgänger: "Im Mittel mehr als 13 Prozent der Erwachsenen schalten am Zebrastreifen offenkundig gedanklich völlig ab und schlendern oder hasten über die Straße, ohne vorher nach links und rechts geschaut zu haben", bilanzierte der

    Die Polizei führt keine Statistiken darüber, wie oft Smartphones bei Unfällen eine Rolle spielen. Aus dem

    Vor allem Jugendliche gefährdet

    Für Autofahrer werden ein 60-Euro-Bußgeld und ein Punkt in Flensburg fällig, wenn sie mit dem Handy am Steuer erwischt werden. Auch wer als Radfahrer telefoniert, muss 25 Euro zahlen. Für Fußgänger gibt es solche Strafen nicht, der Gesetzgeber sieht sie trotzdem in der Pflicht. Der Sprecher des Deutschen Verkehrssicherheitsrates (DVR), Sven Rademacher, verweist auf die Straßenverkehrsordnung. Paragraf 1 lautet unter anderem: "Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht." Auch rechtliche oder versicherungstechnische Konsequenzen seien nicht ausgeschlossen, sofern Fußgängern eine Teilschuld nachgewiesen werde, erklärte Rademacher.

    Die Deutsche Verkehrswacht spricht sich für "eine große Aufklärungskampagne" aus - diese sollte besonders auf Jugendliche abgestimmt werden. "Wenn wir es richtig verfolgen, handelt es sich zumeist um Jugendliche, die Opfer sind - und gleichzeitig auch noch Unfallverursacher", meint die stellvertretende Geschäftsführerin, Hannelore Herlan.

    Laufen alleine zu langweilig

    "Gefühlte Unterforderung" - das ist für den ADAC-Verkehrspsychologen Ulrich Chiellino ein Grund dafür, dass sich manche Fußgänger mit dem Smartphone ablenken. Eine Strecke von A nach B zu laufen, sei eben nicht immer aufregend. Er empfiehlt: Einfach mal schauen, was um einen herum passiert - sei es, andere Leute zu beobachten oder auf erste Frühlingsvorboten zu achten. Hauptsache ist, die Augen aufzumachen. dpa/AZ

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