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Usutu-Virus: Exotisches Virus tötet weiterhin massenhaft Vögel in Deutschland

Usutu-Virus

Exotisches Virus tötet weiterhin massenhaft Vögel in Deutschland

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    Das Usutu-Virus wird von Stechmücken übertragen und sorgte für ein Massensterben von Amseln. Foto: Roland Weihrauch dpa
    Das Usutu-Virus wird von Stechmücken übertragen und sorgte für ein Massensterben von Amseln. Foto: Roland Weihrauch dpa

    An ihrem charakteristischen Gesang sind Amseln leicht zu erkennen. Doch vielerorts ist davon kaum noch etwas zu hören: Ein Erreger aus Afrika hat auch dieses Jahr Hunderttausende der Vögel getötet. Ob das Sterben bald gestoppt werden kann, ist unklar.

    "Mancherorts gibt es gar keine Amseln mehr, es ist wirklich dramatisch", sagt Norbert Becker. Nach Angaben des Wissenschaftlers von der Kommunalen Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (Kabs) mit Sitz im pfälzischen Waldsee werden auch jetzt im Herbst noch tote Vögel gemeldet und untersucht. "Es war noch massiver als im letzten Jahr", berichtet Becker.

    "Es ist dramatisch" - Exotisches Virus tötet weiterhin Vögel

    Das exotische Virus wird von Hausmücken auf die Vögel übertragen. Wenn die weiblichen Insekten zustechen, machen sie die Tiere krank. Schon 2011 waren Hunderttausende Vögel vor allem im Dreiländereck Rheinland-Pfalz, Hessen und Baden-Württemberg an dem aus Afrika stammenden Erreger gestorben. Dieses Jahr erreichte das

    Gefunden wurden unter anderen auch tote Sperlinge, Stare und Eisvögel, doch vor allem den Amseln setzt der Erreger zu. Beinahe stündlich wurden ihm im Sommer tote Exemplare der Vogelart gemeldet, wie Becker berichtet. Das kann nach Auskunft des Naturschutzbunds (Nabu) daran liegen, dass Amseln in Deutschland die häufigste Vogelart sind - nach der Brutzeit im Sommer fliegen bis zu 60 Millionen von ihnen durch

    Usutu-Virus außerhalb Afrikas erstmals in Wien

    Usutu-Virus - ein tödliches Tropenvirus

    Das Usutu-Virus stammt ursprünglich aus Afrika. Vor elf Jahren konnte der Erreger erstmals bei toten Vögeln in Europa nachgewiesen werden.

    Ein Mückenstich kann den Übeltäter auch auf den Menschen übertragen. Bei Vögeln kann das Virus unter anderem zu Bewegungsstörungen und Apathie führen.

    Nach Angaben Wiener Veterinärmediziner war der Erreger ab 2001 verantwortlich für ein Vogelsterben in Österreich, später auch in Ungarn, der Schweiz und Italien.

    Wie kam das Virus von Afrika nach Europa? Nach Angaben von Jonas Schmidt-Chanasit vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut ist hauptsächlich die Zunahme des interkontinentalen Reiseverkehrs und des Containertransports für solche Viren verantwortlich.

    «Die ersten infizierten Vögel wurden 2001 in der Nähe des Wiener Flughafens entdeckt», sagte der Wissenschaftler. Nach einigen Jahren seien die Vögel in Österreich gegen das Virus immun geworden. Eine solche Entwicklung sei auch für Deutschland vorstellbar, meinte der Experte.

    Beim Menschen verläuft die Infektion meist harmloser. So können laut Schmidt-Chanasit Fieber, Hautausschläge und Kopfschmerzen auftreten, im schlimmsten Fall eine Gehirnentzündung. Schwere Verläufe wurden bei älteren Menschen und Immunschwachen beobachtet. dpa, Stand: August 2012

    Die Gefahr für die Tiere ist überall dort hoch, wo es viele Stechmücken gibt: Deshalb sind auch der Südwesten und die Gebiete am Rhein besonders von dem Vogelsterben betroffen. Auch das milde Klima in der Vorderpfalz gefällt den Stechmücken gut. "Besonders entlang der Weinstraße haben sie ideale Entwicklungsbedingungen", sagt Becker. Außerhalb von Afrika waren die Viren erstmals 2001 im Raum Wien aufgetreten.

    Für den Menschen ist der Erreger in den meisten Fällen nicht gefährlich. In Deutschland ist bisher erst ein Fall eines infizierten Mannes bekanntgeworden, wie der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Hamburger Bernhard-Nocht-Institut (BNI) bestätigt. Bei dem Blutspender aus dem hessischen Groß-Gerau wurden Antikörper entdeckt, er selbst hatte von der Infektion nichts bemerkt. Andere Tiere außer Vögel wurden bisher nach BNI-Angaben noch nicht positiv getestet.

    Vögel werden nach und nach immun gegen Virus?

    Wie das nächste Jahr für die Amseln verläuft, ist unklar. Die Experten hoffen, dass die Vögel nach und nach immun gegen das Virus werden und die Immunität an ihre Nachkommen weitergeben. Ansonsten kann laut Becker nur der gezielte Kampf gegen die Stechmücken helfen. Wie dieses Jahr werde die Kabs auch 2013 dazu aufrufen, alle unnötigen Wasseransammlungen im Garten zu vermeiden, Regentonnen abzudecken und Chemikalien einzusetzen, um die infizierten Mücken an der Fortpflanzung zu hindern. Von Isabell Scheuplein, dpa

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