Ural-Meteorit - Forscher finden Teile: Nachdem die Behörden die Suche nach Fragmenten eingestellt hatten, verkündeten Mitglieder der russischen Akademie der Wissenschaften am Montag, sie hätten Meteoritenteile entdeckt. Die Forscher vermuten das größte Stück des Meteoriten auf dem Grund eines Sees.
Der Ural-Meteorit vom Tschebarkul-See
Die in der Nähe des Tschebarkul-Sees in Zentralrussland gefundenen Gesteinsfragmente hätten "die Zusammensetzung eines Meteoriten", sagte der Expeditionsleiter Viktor Grochowski laut der Nachrichtenagentur RIA Nowosti. Der Stein habe einen Eisengehalt von schätzungsweise zehn Prozent, außerdem enthalte er Chrysolit und Sulfit.
Die Fragmente seien in Jekaterinburg untersucht worden, erklärte Grochowskis Ural-Universität am Montag auf ihrer Internetseite. Die Veröffentlichung war mit einem Foto versehen, auf dem jemand einen glänzenden schwarzen Stein zwischen Daumen und Zeigefinger hält. "Dieser Meteorit gehört zur Klasse gewöhnlicher Chondriten", hieß es in der Erklärung weiter.
Der "Meteorit von Tschebarkul"
Chondriten bilden die mit Abstand häufigste Form der auf der Erde gefundenen Meteoritenteile. Das Fundstück werde voraussichtlich "Meteorit von Tschebarkul" genannt werden, teilte die Universität mit. Die gefundenen Trümmer deuteten daraufhin, dass das Hauptfragment des Meteoriten auf dem Grund des Tschebarkul-Sees liege, sagte Grochowski der Nachrichtenagentur Interfax.
Bislang seien im Schnee 53 Meteoritenteilchen gefunden worden, keines mehr als einen Zentimeter groß. Taucher des russischen Katastrophenministeriums hatten am Wochenende unter einem etwa sechs Meter breiten Loch in der Eisdecke des Tschebarkul-Sees nach dem Meteoritenstück gesucht.
Gruß aus dem All: Meteoriten, Meteore und Sternschnuppen
Bei METEORITEN handelt es sich um nicht vollständig verglühte kosmische Brocken, die auf der Erde einschlagen. Diese Trümmer aus dem Weltall können von Kometen, Asteroiden oder anderen Planeten abgesprengt worden sein.
Die Leuchterscheinung am Himmel wird dagegen METEOR oder STERNSCHNUPPE genannt. Sie wird außer von Meteoriten auch von vollständig verglühenden Partikeln aus dem All verursacht.
Sternschnuppen können gut am klaren Nachthimmel beobachtet werden, sehr selten sind sie aber auch tagsüber zu sehen. Sie treten nicht nur sporadisch auf, sondern auch in Schwärmen wie die Lyriden oder die Perseiden. Auch besonders helle Objekte - sogenannte BOLIDEN oder Feuerkugeln - sind keine Seltenheit.
Gewöhnliche Sternschnuppen sind als Kleinstmeteoriten oft nur wenige Milligramm schwer und nur kurz zu sehen. Großsternschnuppen ziehen dagegen eine Leuchtspur, die je nach Größe bis zu fünf Sekunden weithin sichtbar sein kann. Je nach Zusammensetzung unterscheiden Forscher zwischen Eisen- und Steinmeteoriten.
Pro Jahr erreichen nach Expertenschätzungen mehr als 19.000 Meteoriten von einer Masse über 100 Gramm die Erdoberfläche und hinterlassen bei einem Einschlag zum Teil tiefe Krater.
Die meisten dieser Himmelskörper stürzen aber ins Meer oder auf unbewohntes Gebiet. Hobby-Astronomen haben nur alle paar Jahre die Chance, einen der bis zu 180.000 Stundenkilometer schnellen Meteoriten am Himmel zu beobachten. Der bislang größte Meteorit wurde 1920 in Namibia gefunden, der Eisenmeteorit wiegt etwa 55 Tonnen.
Tauchgänge eingestellt
Die Tauchgänge bei Außentemperaturen von minus 20 Grad endeten ergebnislos, die Suche wurde am Sonntag offiziell eingestellt. Es sei illusorisch, etwas in dem rund 1,5 Meter dicken Schlickgrund des Sees zu finden, sagte Katastrophenschutzminister Wladimir Putschkow. Privatsammler boten am Wochenende in Internetanzeigen bis zu 300.000 Rubel (rund 7500 Euro) für Teile des Meteoriten.
Die Behörden riegelten deshalb das Einschlagsgebiet ab und ließen weder Medienvertreter noch auf eigene Faust recherchierende Wissenschaftler zu dem Einschlagsloch auf dem See vor. Zudem ermittelte die Polizei nach eigenen Angaben gegen Verkäufer gefälschter Meteoritenteile. Als der Meteorit am Freitagmorgen über der mehr als eine Million Einwohner zählenden Stadt Tscheljabinsk und der gleichnamigen Region mit einem grellen Blitz und einer Druckwelle explodierte, barsten unter anderem zahlreiche Fensterscheiben.
Das sind Asteroiden, Meteoriten und Meteoroiden
Feuerschweife, Explosionen, gleißendes Licht: Himmelserscheinungen wie Meteore und Kometen faszinieren die Menschheit seit Jahrtausenden. Aber was sind Asterioden, Meteorite und Kometen eigentlich genau?
Asteroiden sind Klein- und Kleinstplaneten, die sich in einer Umlaufbahn um unsere Sonne bewegen. Bekannt sind bislang über eine halbe Million dieser Gesteinsköper, von denen die meisten nur ein paar Kilometer groß sind.
Meteoroiden sind kleine und kleinste Körper, die sich auf einer Umlaufbahn um die Sonne bewegen. Sie sind also den Asterioden sehr ähnlich, eine genaue Abgrenzung zwischen beiden Formen von Himmelskörpern gibt es auch nicht.
Einige Meteoroiden kreuzen auf ihrem Weg die Erdbahn. Wenn sie in unserer Atmosphäre verglühen, nennt man die dabei entstehende Leuchterscheinung Meteor oder auch Sternschnuppe.
Meteorite sind Körper aus Gestein oder Metall, die auf ihrer Reise durch das All in den Anziehungsbereich der Erde geraten und auf sie stürzen. Jedes Jahr fallen etliche Meteorite auf die Erde und ziehen dabei eine gleißend helle Spur durch die Atmosphäre.
Meteorite, die auf der Erde einschlagen, können beträchtlichen Schaden anrichten - bis hin zu globalen Katastrophen. So entstand etwa das Nördlinger Ries durch den Einschlag eines 1,5 Kilometer großen Meteoriten.
Ein Komet ist ein Himmelskörper aus Gestein und gefrorenen Gasen. Wenn sich Kometen bei ihrem Zug durch unser Sonnensystem der Sonne nähern, erhitzt sich ihr Gas und beginnt zu leuchten.
Manchmal haben helle Himmelserscheinungen einen irdischen Ursprung. So können zum Beispiel verglühende Reste von Raketen oder sogenannter Weltraumschrott aussehen wie Meteore.
24.000 Katastrophenschutzmitarbeiter im Einsatz
Fast 5000 Gebäude wurden beschädigt. Mehr als 24.000 Katastrophenschutzmitarbeiter und Freiwillige waren am Wochenende im Einsatz, um zerstörte Fenster zu ersetzen. Nach Angaben der örtlichen Behörden wurden 1240 Menschen, darunter fast 300 Kinder, durch die Folgen des Meteoritenschauers verletzt. Das russische Gesundheitsministerium sprach am Montag von rund 1500 Verletzten. Wissenschaftler der US-Weltraumbehörde NASA gehen davon aus, dass die in der Atmosphäre freigesetzte Energie der Meteoritenexplosion vom Freitag etwa 30 Mal höher war als die Sprengkraft der Atombombe von Hiroshima. (afp, AZ)