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Umfrage: Viele pflegende Angehörige fühlen sich überfordert

Umfrage

Viele pflegende Angehörige fühlen sich überfordert

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    Viele pflegende Angehörige fühlen sich überfordert und leiden unter psychischen Belastungen mit depressiven Phasen. Vor allem in einem Fall.
    Viele pflegende Angehörige fühlen sich überfordert und leiden unter psychischen Belastungen mit depressiven Phasen. Vor allem in einem Fall. Foto: Oliver Berg, dpa

    Besonders hoch ist die Anfälligkeit für psychische Belastungen, wenn Demenzkranke versorgt werden. Das geht aus einer Forsa-Umfrage für die Pflegeberatungsstelle des Verbands der privaten Krankenversicherungen (PKV) hervor, die AFP am Donnerstag vorlag. Der Sozialverband Deutschland (SoVD) forderte die rasche weitere Umsetzung der Pflegereform, um pflegende Angehörige zu entlasten.

    In der repräsentativen Erhebung vom Juni bejahte ein Drittel der befragten Angehörigen (32 Prozent) die Aussage ganz oder teilweise, dass die Pflege sie in eine "depressive Phase" gebracht habe. Bei denen, die einen Verwandten mit einer bestätigten Demenzdiagnose in eigener Regie versorgen, waren es sogar 40 Prozent.

    Insgesamt fühlten sich demnach 20 Prozent häufig mit der Pflege überfordert, weitere 45 Prozent manchmal. Bei Frauen war dies stärker der Fall als bei Männern. 73 Prozent empfanden die Pflegesituation als emotional und psychisch belastend. 52 Prozent verwiesen darüber hinaus auf Einschränkungen bei ihren Freizeitaktivitäten.

    Die Befragung wurde von der Pflegeberatungstochter des PKV namens Compass in Auftrag gegeben. Dort können sich Versicherte und Angehörige beraten lassen. Es nahmen 1003 Menschen teil, die Angehörige allein oder mit professioneller Unterstützung durch einen Pflegedienst ganz oder teilweise zu Hause betreuen.

    Der SoVD reagierte besorgt. "Die Umfrage bestätigt unsere Befürchtungen. Denn die Nöte der Menschen, die ihre Angehörigen pflegen, fanden bisher zu wenig Beachtung. Die Betroffenen warten jetzt auf die Umsetzung der neuen Pflegereform", sagte Präsident Adolf Bauer am Donnerstag der Nachrichtenagentur AFP. Insbesondere die Einführung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs können zu "spürbaren Entlastungen" führen.

    Vor einigen Wochen hatte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) einen Gesetzentwurf zur zweiten Stufe der Pflegereform vorgelegt. Er sieht vor allem vor, Demenzkranke besser in das Leistungssystem der Pflegeversicherung einzubeziehen. Bisher erhalten sie oft keine Leistungen. Bald soll sich der Bundestag damit befassen. Die Reform soll 2017 in Kraft treten.

    Der Compass-Umfrage zufolge sind persönliche Motive der Hauptgrund für die häusliche Versorgung von Verwandten. 63 Prozent gaben an, es sei ihnen selbst ein Bedürfnis und Anliegen. 60 Prozent betonten, sie hätten es dem Betroffenen versprochen. Finanzielle Beweggründe spielten nur für neun Prozent eine Rolle.

    2,63 Millionen Pflegebedürftige werden zuhause betreut

    Nach den neuesten verfügbaren amtlichen Angaben aus dem Jahr 2013 werden fast Dreiviertel der rund 2,63 Millionen Pflegebedürftigen in Deutschland zu Hause betreut. Das waren 1,86 Millionen Menschen, berichtete das Statistische Bundesamt im März. Davon erhielten 1,25 Millionen ausschließlich Pflegegeld, was demnach in der Regel bedeutet, dass sie nur durch Angehörige versorgt wurden und keine ambulanten Dienste nutzten.

    Mit Blick auf die Belastungsstudie lobte der Pflegebeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU), das Engagement pflegender Angehörigen. Bei Demenzkranken gebe es deutliche Veränderungen im Verhalten und in der Kommunikation, sagte Laumann der "Passauer Neue Presse". "Sich darauf einzustellen, ist nicht einfach." Die Zeitung hatte gemeinsam mit anderen Blättern zuerst über die Studie berichtet. afp

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