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USA: Nasa-Legende Jesco von Puttkamer an Herzversagen gestorben

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Nasa-Legende Jesco von Puttkamer an Herzversagen gestorben

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    Jesco von Puttkamer, einer der führenden Köpfe der US-Weltraumbehörde Nasa, ist tot.
    Jesco von Puttkamer, einer der führenden Köpfe der US-Weltraumbehörde Nasa, ist tot. Foto: dpa

    Jesco von Puttkamer ist tot: Der in Deutschland geborene Ingenieur, Forscher und Publizist starb nach Angaben der Nasa vom Freitag am Vortag in seinem Haus in der Nähe von Washington. Nach Angaben aus Nasa-Kreisen war die Todesursache Herzversagen. "Wir sind zutiefst erschüttert über diesen unerwarteten Verlust", sagte ein Sprecher der Weltraumbehörde der dpa. Von Puttkamer war dienstältester Mitarbeiter der Nasa und hatte bis zuletzt Vorträge gehalten. Er wurde 79 Jahre alt.

    Von Puttkamer prägt eine ganze Epoche der Raumfahrt

    "Jesco war eine Institution", sagte Nasa-Manager William Gerstenmaier. "Seine Dienstzeit spannte sich über nahezu die gesamte Epoche der bisherigen bemannten Raumfahrt. Er war das direkte Verbindungsstück von Wernher von Brauns Bemühungen, die Menschen ins All zu bringen, bis zur Internationalen Raumstation mit zwölf Jahren durchgängiger Bemannung. Wir haben einen engagierten Streiter für die Bemühungen der Nasa verloren, weiter zu gehen als wir bisher gegangen sind."

    Jesco von Puttkamer: In Leipzig geboren

    Der gebürtige Leipziger war nach einem Maschinenbaustudium an der Technischen Hochschule Aachen 1962 in die USA ausgewandert. Dort arbeitete er im Team der Raketenlegende Wernher von Braun mit und war an allen großen Nasa-Projekten - von den Apollo-Mondlandungen über das Weltraumlabor Skylab und die Space Shuttles bis zur Internationalen Raumstation ISS - beteiligt. Die letzten Jahre war er für die Zukunftsprojekte der Nasa verantwortlich.

    "Der Mond war sein großes Lebensthema, der Mars seine große Zukunftshoffnung", sagte der Luft- und Raumfahrtkoordinator der Bundesregierung, Peter Hintze (CDU), in einer ersten Reaktion. "Die deutsche Raumfahrt trauert mit dem amerikanischen Volk um einen genialen Raumfahrt-Ingenieur und begnadeten Vermittler von Raumfahrt-Themen." Von Puttkamer habe das Gesicht der Raumfahrt an der Seite Wernher von Brauns geprägt.

    Das ist die NASA

    Die "National Aeronautics and Space Administration", kurz NASA, ist die amerikanische Luft- und Raumfahrtbehörde.

    Die am 29. Juli 1958 gegründete Organisation hat ihren Hauptsitz in Washington D.C. und soll den Weltraum erforschen.

    Obwohl die Sowjetunion mit dem Sputnik noch vor den USA einen Satelliten ins All geschossen hatte, ist die NASA heute die unangefochtene Nummer eins in der Weltraumforschung.

    Spätestens mit der Mondlandung von Neil Armstrong am 20. Juli 1969 entschied die NASA das Wettrennen im All für sich.

    Zum Aushängeschild der NASA wurden in der Folgezeit die Space-Shuttle-Missionen mit weit über einhundert bemannten Weltraumflügen.

    Für das Jahr 2035 plant die NASA den nächsten großen Coup: eine bemannte Mission zum Mars.

    Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Johann-Dietrich Wörner, nannte von Puttkamer einen "großen Kämpfer für die bemannte Raumfahrt". Über den Tod des Kollegen sagte der Professor: "Wir bedauern das sehr. Er war jemand, der von der Apollo-Ära immer noch überzeugend und authentisch berichten konnte." Erst vor drei Wochen habe er noch guten Kontakt mit von Puttkamer gehabt. Sie hätten vereinbart, sich wieder zu treffen, "um über Zukunftsideen nachzudenken".

    Vor nicht allzulanger Zeit noch "quicklebendig"

    Der Astronaut und Physiker Ulf Merbold reagierte bestürzt. "Natürlich ist das für mich eine sehr traurige Nachricht. Ich habe ihn vor nicht allzulanger Zeit noch quicklebendig in Hannover erleben dürfen", sagte der 71-Jährige am Freitag der Nachrichtenagentur dpa. Sein Kollege, der Astronaut und Direktor für Bemannte Raumfahrt und Missionsbetrieb der Europäischen Weltraumorganisation (Esa), Thomas Reiter, sagte der dpa, von Puttkamer habe all das verkörpert, was heute die Raumfahrt ausmache. "Wir verlieren jemanden, der wirklich Visionär war."

    Der Sprecher der Fachhochschule Aachen, Roger Uhle, sagte, dass von Puttkamer erst Ende November für eine Woche an der FH zu Gast gewesen sei und als Honorarprofessor Vorträge vor Studenten gehalten habe. "Mit seiner Begeisterung für die Raumfahrt hat er die Studierenden regelrecht angesteckt." In "äußerst guter Verfassung und Kondition" habe er den 79-Jährigen bei seinem Aufenthalt in Aachen erlebt, weitere Treffen seien vereinbart worden.

    Die Mars-Missionen und ihre Rover: Von PROP-M bis Curiosity

    Unter einem Mars-Rover versteht man ein ferngesteuertes Fahrzeug zur Erkundung des Mars. Bislang waren vier Missionen mit einem Mars-Rover erfolgreich.

    Mars 2 war eine russische Raumsonde, die mit einem Mars-Rover vom Typ PROP-M bestückt war. Die Landung war für den 27. November 1971 geplant, doch diese misslang. Mars 2 stürzte auf die Marsoberfläche.

    Die Landung von Mars 3, ebenfalls mit einem Mars-Rover vom Typ PROP-M ausgestattet, gelang zwar, doch wenige Sekunden nach dem Aufsetzen auf dem Mars brach der Funkkontakt zu Mars 3 ab.

    Sojourner war der erste erfolgreiche Mars-Rover. Er arbeitete im NASA-Programm "Mars Pathfinder", das vom 4. Juli bis zum 27. September 1997 lief.

    Die Mars-Rover Spirit und der baugleiche Opportunity landeten im Januar 2004 auf dem Mars. Der Kontakt zu Spirit riss am 22. März 2010 ab. Am 25. Mai 2011 stellte die NASA die Kontaktversuche endgültig ein.

    Die Lebensdauer der beiden Rover war auf drei Monate ausgelegt. Spirit funktionierte sechs Jahre lang. Opportunity ist noch heute voll funktionsfähig.

    Der Rover Curiosity ist seit dem 6. August 2012 auf dem Mars aktiv. Der Start der Mission erfolgte am 26. November 2011.

    Auch die Europäische Weltraumorganisation ESA plant einen Ausflug zum Mars. Der Rover ExoMars soll im Jahr 2018 auf dem Mars landen.

    ESA und NASA planen auch eine gemeinsame Mars-Mission namens "Mars Sample Return". Bei dieser Mission, die im Jahr 2018 starten soll, wird ebenfalls ein - noch namenloser - Rover eingesetzt.

    Sachsen-Anhalt trauert um von Puttkamer

    Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), der mit von Puttkamer eng befreundet war, zeigte sich tief betroffen. "Wir sind Jesco von Puttkamer zu Dank verpflichtet. Er war ein Freund Sachsen-Anhalts." 2008 war der Visionär auf Einladung Haseloffs, der damals noch Wirtschaftsminister war, nach Sachsen-Anhalt gekommen und hatte unter anderem an der Universität in Halle mehrere Vorträge gehalten. "Er hat uns viele Impulse gegeben", sagte Haseloff.

    In den USA fiel das Gedenken an von Puttkamer zunächst verhalten aus und wurde vom Tod des, ebenfalls deutschstämmigen, Generals Norman Schwarzkopf überlagert. Wenn Zeitungen daran erinnerten, dann meistens an "das Mitglied von Wernher von Brauns legendärem Team". dpa/AZ

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