Zum ersten Mal seit Mitte des 20. Jahrhunderts steigen die Zahlen von Tuberkulose-Erkrankungen in Deutschland wieder. 5.865 Fälle wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) im vergangenen Jahr gemeldet.
In Deutschland stieg 2015 die Zahl der Tuberkulose-Infizierten vor allem wegen der Flüchtlinge an, die nach Deutschland gekommen sind. Jochen Hövekenmeier, Sprecher der Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, betonte aber, dass Flüchtlinge die Krankheit nicht aus ihren Heimatländern mitbrächten. Die Menschen infizierten sich stattdessen auf der Flucht und in der Enge der Flüchtlingslager.
Weltweit sterben 4.100 Menschen an Tuberkulose - täglich. Vergangenes Jahr waren es insgesamt 1.5 Millionen Tote. Das teilt die Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe mit. In Entwicklungsländern leben die meisten Menschen, die an Tuberkulose sterben.
Krankheit: Was ist Tuberkulose?
Tuberkulose ist eine Infektionskrankheit, die durch Bakterien ausgelöst wird. Der Erreger heißt Mycobacterium tuberculosis. Tuberkulose ist mit Medikamenten heilbar. Unbehandelt kann die Krankheit tödlich verlaufen. Problematisch ist nach Einschätzung von Fachleuten etwa die Lage in Teilen Afrikas, Osteuropas und Zentralasiens. Trotz aller Bemühungen, die Infektionskrankheit bei uns zu besiegen, erkranken auch in Deutschland immer noch Menschen neu. Als Abkürzung für Tuberkulose sprechen manche kurz von "TB" oder "TBC".
Infektion: Wie steckt man sich mit Tuberkulose an?
Die Infektionskrankheit befällt vor allem die Lunge, kann aber auch andere Organe treffen.
Häufigster Infektionsweg für Menschen ist die Tröpfcheninfektion durch die Luft.
Die Erkrankung ist medikamentös sehr gut behandelbar.
Dem Landesamt für Gesundheit zufolge besteht keine erhöhte Infektionsgefahr durch die Rinder-Tbc. Nur bei direktem Kontakt zu kranken Tieren ist eine Ansteckung denkbar.
Die Tbc bei Menschen ist meldepflichtig. Seit 2001 ging die Fallzahl in Bayern um die Hälfte zurück.
Rinder-Tbc ist anzeigepflichtig. Tiere bleiben meist lange unauffällig; Organveränderungen fallen oft erst bei der Fleischuntersuchung auf.
Die Rinder-Tbc ist eine Zoonose: Der Erreger überträgt sich vom Tier auf Menschen und umgekehrt.
Das Mykobakterium bovis findet sich auch bei Dachsen (in England) und Weißwedelhirschen (USA) oder das Mykobakterium caprae bei Rotwild in Deutschland und Österreich.
Milch für Verzehr und Verarbeitung muss von Tbc-freien Tieren stammen. Rohmilch, die ab Hof verkauft wird, ist abzukochen.
Rohmilchkäse darf nur aus Milch von amtlich als Tbc-frei geltenden Herden hergestellt werden.
Europaweit wird jedes Rind für den menschlichen Verzehr einer Tier- und Fleischuntersuchung unterzogen. Es darf nur verwendet werden, wenn die gesundheitliche Unbedenklichkeit feststeht.
Betriebe unter Tbc-Verdacht sind mindestens sechs Wochen gesperrt.
Verdächtige Tiere werden getötet, die Milch der anderen muss erhitzt werden. Tiere dürfen in dieser Zeit nicht verkauft werden.
In der Regel wird die Krankheit von Mensch zu Mensch übertragen. Bei der bekanntesten Form, der Lungentuberkulose, geschieht das etwa beim Husten oder Niesen. Feinste Tröpfchenkerne, die Erreger enthalten, gelangen in die Luft. Andere Menschen können sie einatmen. Allerdings braucht es für die Übertragung der Krankheit in der Regel eine größere Zahl von Erregern und eine längere Zeit des Kontakts zum Kranken. "Eine Ansteckung erfolgt nicht so leicht wie bei anderen über die Luft übertragbaren Krankheiten. Das Ansteckungsrisiko nach einmaligem kurzem Kontakt ist sehr gering", sagt die Tuberkulose-Expertin Lena Fiebig von Robert Koch-Institut (RKI).
Tuberkulose: Wird jeder Infizierte krank?
Nein. Die WHO hat einmal geschätzt, dass weltweit rund jeder dritte Mensch den Erreger in sich trägt. Aber nur fünf bis zehn von 100 Infizierten würden im Laufe ihres Lebens überhaupt krank.
Solange die Infizierten gesund bleiben, spricht man von einer latenten tuberkulösen Infektion. Dabei wird der Erreger von der Abwehr des Körpers erfolgreich bekämpft und unter Kontrolle gehalten. Der Mensch ist nicht ansteckend. Schreitet die Infektion voran, kann es zur "geschlossenen" Lungentuberkulose kommen. Das ist eine Erkrankung mit Entzündungsherd in der Lunge, der aber keinen Anschluss an die Atemwege besitzt. Auch diese Form ist nicht ansteckend. Gefährlich für andere ist dagegen die Form, die man "offene" Tuberkulose nennt - also bei der Bakterien in die Luft entweichen.
Häufig kommen Patienten mit typischen Anzeichen einer fortgeschrittenen Krankheit zum Arzt: etwa mit lange andauerndem Husten, vor allem mit Auswurf, nächtlichem Schweiß und Gewichtsverlust. Ein anderer Weg: Die Gesundheitsämter suchen aktiv nach der Krankheit in Risikogruppen, etwa bei Menschen, die Kontakt zu TB-Kranken hatten, und bei Asylsuchenden.
Bei dem Versuch, eine Tuberkulose wirklich zu finden, helfen verschiedene Checks. Zentral ist das Röntgen der Lunge. Außerdem gibt es den Nachweis der Bakterien im Auswurf mit dem Mikroskop. Und mit Hilfe des Anzüchtens der Erreger - dabei wird über mehrere Wochen eine Kultur angelegt.
Weitere Verfahren sind ein Hauttest (Tuberkulin-Hauttest) und ein Bluttest, der Interferon-Gamma-Test. Beide messen eine Immunreaktion auf den Erreger. Sie können aber nicht unterscheiden, ob ein Mensch nur infiziert oder an einer Tuberkulose erkrankt ist.
Tuberkulose wird in der Regel mit einer Kombination aus mindestens vier Antibiotika behandelt, von denen zwei über mindestens sechs Monate eingenommen werden müssen. Anfangs kommen die Kranken in die Klinik, später werden sie daheim betreut. Zwei bis drei Wochen nach Beginn einer Therapie sind die Patienten meist nicht mehr ansteckend. Eine unvollständige oder zu kurze Einnahme der Medikamente ist gefährlich. Sie kann bewirken, dass die Erreger unempfindlich gegen diese Mittel werden - eine Multiresistenz kann entstehen. AZ/dpa/epd