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Tropenkrankheiten wie Malaria: Medizin-Nobelpreis betont: Kampf gegen Parasiten muss weitergehen

Tropenkrankheiten wie Malaria

Medizin-Nobelpreis betont: Kampf gegen Parasiten muss weitergehen

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    Mitglieder des Karolinska Institutet Nobel Komitee, bei einer Pressekonferenz in Stockholm. Diese oben abgebildeten drei Forscher bekommen den Nobelpreis für Medizin.
    Mitglieder des Karolinska Institutet Nobel Komitee, bei einer Pressekonferenz in Stockholm. Diese oben abgebildeten drei Forscher bekommen den Nobelpreis für Medizin. Foto: Fredrik Sandberg/epa/dpa

    Drei Wissenschaftler teilen sich den Medizin-Nobelpreis 2015. Youyou Tu hat einen Wirkstoff gegen Malaria entdeckt, für den sie eine Hälfte des Preises bekam. Die zweite Hälfte der weltweit höchsten Auszeichnung für Mediziner bekamen der Japaner Satoshi Omura und der gebürtige Ire William Campbell, die ein Toxin zum Abtöten von Würmern entdeckt haben, die Menschen entstellen oder erblinden lassen. Die drei Preisträger wurden am Montag vom Karolinska-Institut in Stockholm bekannt gegeben. Der Medizin-Nobelpreis ist mit umgerechnet 850.000 Euro dotiert.

    Mittel gegen Malaria und Fadenwürmer bekommen Nobelpreis

    Medizin-Nobelpreisträger seit 2004

    2017: Der Nobelpreis geht an Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young (alle USA) für Arbeiten zur Funktion und Kontrolle der Inneren Uhr.

    2016: Molekularbiologe Yoshinori Ohsumi aus Japan erhält den Preis für seine Forschung zur Autophagie. Die Entschlüsselung der lebenswichtigen Müllentsorgung in Körperzellen könnte dabei helfen, Therapien gegen diverse Krankheiten zu entwickeln.

    2015: Die Chinesin Youyou Tu für die Entdeckung des Malaria-Wirkstoffs Artemisinin. Sie teilte sich den Preis mit dem gebürtigen Iren William C. Campbell und dem Japaner Satoshi Omura, die an der Bekämpfung weiterer Parasiten gearbeitet hatten.

    2014: John O'Keefe aus den USA sowie May-Britt Moser und Edvard Moser (beide Norwegen).

    2013: Thomas Südhof aus Deutschland und seine beiden US-Kollegen James Rothman und Randy Schekman.

    2012: John B. Gurdon aus Großbritannien und Shinya Yamanaka aus Japan.

    2011: Bruce Beutler (USA) und Jules Hoffmann (Frankreich) für Arbeiten zur Alarmierung des angeborenen Abwehrsystems.

    2010: Der Brite Robert Edwards für die Entwicklung der Reagenzglas-Befruchtung.

    2009: Elizabeth Blackburn, Carol Greider und Jack Szostak (alle USA) für die Erforschung der Zellalterung.

    2008: Harald zur Hausen (Deutschland) für die Entdeckung der Papilloma-Viren, die Gebärmutterhalskrebs auslösen, sowie die Franzosen Françoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier für die Entdeckung des Aidserregers HIV.

    2007: Mario R. Capecchi, Oliver Smithies (beide USA) und Sir Martin J. Evans (Großbritannien) für eine genetische Technik, um Versuchsmäuse mit menschlichen Krankheiten zu schaffen.

    2006: Die US-Forscher Andrew Z. Fire und Craig C. Mello für eine Technik, mit der sich Gene gezielt stumm schalten lassen.

    2005: Barry J. Marshall und J. Robin Warren (beide Australien) für die Entdeckung des Magenkeims Helicobacter pylori und dessen Rolle bei der Entstehung von Magengeschwüren.

    2004: Richard Axel und Linda Buck (beide USA) für die detailgenaue Enträtselung des Geruchssinns.

    Die drei Forscher sind alle schon über 80 Jahre alt, ihre Entdeckungen sind Jahrzehnte her. Experten glauben: Der Medizin-Nobelpreis soll auch ein politisches Statement sein. Es ist schwer, ein Mittel gegen Parasiten zu finden, weil Wirkstoffe oftmals auch den Stoffwechsel des Menschen beeinflusst. Die Entdeckungen von Tu (84), Omura (80) und Campbell (85) haben die Zeiten begrenzten Fortschritts beendet, lobte das Nobel-Komitee. Hunderte Millionen Menschen in den ärmsten Ländern würden jedes Jahr durch die Wirkstoffe der Medizin-Nobelpreisträger gerettet.

    Zahlen und Fakten zum Nobelpreis

    Spannende Zahlen und Fakten zum Nobelpreis und seinen Trägerinnen und Trägern:

    Der in Russland geborene US-Bürger Leonid Hurwicz gewann 2007 die Wirtschaftsauszeichnung - er war 90 und damit älter als jeder andere bisherige Preisträger.

    Hurwicz starb nur wenige Monate nach seinem späten Triumph.

    Die britische Autorin Doris Lessing setzte 2007 einen neuen Altersrekord beim Literaturnobelpreis. Sie war 87 Jahre alt.

    Erst 25 Jahre alt war der Brite Lawrence Bragg, als er 1915 den Physiknobelpreis zugesprochen bekam.

    Der Altersdurchschnitt aller Preisträger in sämtlichen Kategorien von 1901 bis 2012 ist 59 Jahre.

    Bislang wurden knapp 800 Mal Männer, aber nur 44 Mal Frauen ausgezeichnet - darunter Marie Curie als einzige Frau zweimal.

    Der Wirtschaftsnobelpreis ging bisher nur einmal nicht an einen Mann: 2009 gewann Elinor Ostrom aus den USA.

    Unter den bisherigen Preisträgern sind sechs Väter und Söhne sowie ein Vater-Tochter- und ein Mutter-Tochter-Paar.

    Auch drei Ehepaare wurden schon mit Nobelpreisen bedacht.

    Im Zentrum steht dabei die Familie Curie: Das Ehepaar Pierre und Marie erhielt 1903 den Physiknobelpreis, Marie Curie wurde zudem 1911 in Chemie geehrt.

    Die Träger des Literaturnobelpreises schrieben am häufigsten auf Englisch.

    Sechs Mal ist es bislang vorgekommen, dass Preisträger die Annahme der Auszeichnung verweigerten.

    Der Franzose Jean-Paul Sartre lehnte 1964 den Literaturnobelpreis ab, der damalige vietnamesische Ministerpräsident Le Duc Tho wies 1973 den Friedensnobelpreis zurück, weil er ihn nicht mit US-Außenminister Henry Kissinger teilen wollte.

    Die Nazis zwangen Richard Kuhn (Chemie, 1938), Adolf Butenandt (Chemie, 1939) und Gerhard Domagk (Medizin, 1939) zur Ablehnung.

    1958 sorgten die sowjetischen Behörden dafür, das Boris Pasternak den Literaturnobelpreis nicht annahm.

    Drei Träger des Friedensnobelpreises waren bei Bekanntgabe ihrer Auszeichnung inhaftiert: der deutsche Pazifist und Journalist Carl von Ossietzky 1935, die birmanische Oppositionelle Aung San Suu Kyi 1991 und der chinesische Dissident Liu Xiabao 2010.

    Nobeljuror Hans Forssberg betonte, dass die Zahl von Infektionen durch Parasiten schon dramatisch reduziert worden sei. Die Wirkstoffe der Preisträger des diesjährigen Medizin-Nobelpreises sollen auch noch eine weitere politische Komponente aufweisen: Denn die beiden Wirkstoffe sind aus biologischen Materialien gewonnen worden. Youyou Tu hatte den Einfluss des Einjährigen Beifußes (Artemisia annua) in der traditionellen chinesischen Medizin entdeckt und daraus ein Mittel gegen Malaria erschaffen. Campbell und Omura hatten das Bakterium Streptomyces avermitilis genutzt, um Fadenwürmer abzutäten. Die Mittel der Medizin-Nobelpreisträger haben seit ihrer Entdeckung eine Menge Menschenleben verändert. dpa/sh

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