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Transplantations-Pionier Joseph Murray gestorben

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Transplantations-Pionier Joseph Murray gestorben

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    Transplantations-Pionier Joseph Murray mit 93 Jahren gestorben.
    Transplantations-Pionier Joseph Murray mit 93 Jahren gestorben. Foto: dpa (Symbolbild)

    Transplantations-Mediziner und Nobelpreisträger Joseph Murray ist im Alter von 93 Jahren gestorben. Murray sei am Montagabend im Brigham and Women's Hospital in Boston den Folgen eines Hirnschlags erlegen, berichtete die Tageszeitung Boston Globe. Der Arzt hatte demnach am vergangenen Donnerstag einen Hirnschlag erlitten. Das Krankenhaus, in dem Murray 1954 als erster Mensch weltweit erfolgreich eine Niere zwischen Zwillingsbrüdern transplantiert hatte, konnte den Tod Murrays zunächst nicht bestätigen.

    Joseph Murray gilt als Transplantations-Pionier

    Der 1919 in Milford im US-Bundesstaat Pennsylvania geborene Arzt war 1990 für seine Verdienste in der Transplantationsmedizin mit dem Nobelpreis für Medizin geehrt worden. Er teilte sich die Ehrung mit seinem Kollegen E. Donnall Thomas, einem Spezialisten für Knochenmarkstransplantation. Murray entdeckte sein Interesse an der Organtransplantation nach eigenen Angaben im Zweiten Weltkrieg bei seiner Arbeit in einem Militärkrankenhaus in

    Dort behandelten die Ärzte Verletzte mit schweren Brandwunden und transplantierten unter anderem Hautlappen von Leichen, die allerdings von den Empfängern langsam abgestoßen wurden. "Das faszinierte mich", schrieb Murray später in einem autobiografischen Essay. "Wie konnte der Empfänger die Haut eines Fremden von seiner eigenen unterscheiden?" Später erfuhr er, dass es dem plastischen Chirurgen James Brown gelungen war, erfolgreiche Hauttransplantationen zwischen Zwillingsgeschwistern vorzunehmen. "Das war der Anstoß zu meiner wissenschaftlichen Arbeit zu Transplantationen."

    Joseph Murray verpflanzte als erster eine Niere

    Am 23. Dezember 1954 gelang es ihm schließlich, dem Patienten Richard Herrick eine Niere von dessen Zwillingsbruder Ronald einzupflanzen. Richard lebte nach der Operation noch acht Jahre. Damals war die Transplantation von Organen von einem lebenden Menschen zu einem anderen noch heftig umstritten: Gegner sahen darin einen Eingriff in die Natur und eine potenzielle Gefahr sowohl für den Spender als auch den Empfänger des Organs.

    Joseph Murray entwicklete Medikamente, die Transplantationen erleichtern

    Organspende in Deutschland

    75 Prozent der 14- bis 75-jährigen Bundesbürger stimmen einer Organspende grundsätzlich zu, aber nur 25 Prozent haben bislang einen Spenderausweis.

    Rund 12.000 Menschen warten auf ein Spenderorgan, etwa 8000 von ihnen brauchen eine Niere.

    Patienten warten fünf bis sechs Jahre auf eine Spender-Niere.

    Im Schnitt sterben täglich drei Menschen auf den Wartelisten.

    4054 Menschen konnte 2011 mit einer Transplantation geholfen werden (2010: 4326).

    14,7 Spender kommen in Deutschland auf eine Million Einwohner (in Spanien: 32,0, Österreich 23,3, Schweiz 12,6, Luxemburg 6,0).

    1200 Menschen wurden 2011 nach ihrem Tod 3917 Organe entnommen darunter 2036 Mal Niere, 1040 Leber, 363 Herz, 313 Lunge, 160 Bauchspeicheldrüse und 6 Dünndarm.

    Von den Spendern waren 36 jünger als 16 Jahre; 571 waren 16 bis 54 Jahre alt; 236 waren 55 bis 64 Jahre alt; 357 waren älter als 65 Jahre.

    Weitere 795 Nieren wurden von lebenden Spendern übertragen. Zudem wurden 71 mal Teile der Leber von Lebendspendern übertragen.

    Mit der erfolgreichen Operation der Herricks änderte sich jedoch allmählich die Sichtweise. Murray war in den 1960er Jahren außerdem an der Entwicklung eines Medikaments beteiligt, das dem Körper hilft, fremde Organe anzunehmen. So konnten auch Transplantationen zwischen genetisch nicht verwandten Patienten gelingen. Später spezialisierte sich Murray auf plastische Chirurgie und half vor allem Kindern mit Gesichtsentstellungen.

    Sein Leben als Chirurg und Forscher beschrieb er einmal als "unglaublich bereichernd", da es "Menschlichkeit und Wissenschaft" vereine. Der langjährige Chef der Plastischen Chirurgie im Brigham Hospital hinterlässt laut Boston Globe seine Ehefrau, sechs Kinder und 18 Enkel. afp

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